Hückeswagen Eltern entsetzt über Schulpolitik in der Stadt

Hückeswagen · Mehr als 300 Interessierte kamen am Montagabend zum "Bürgerforum" der Kolpingsfamilie ins Forum. Die Diskussion lief hochemotional, die Empörung der Eltern über die aktuelle Schulpolitik ist groß.

Wenn es nach dem "Bürgerforum" nicht noch zu einem Umdenken in den Parteien kommt - und das ist eher unwahrscheinlich - steht fest, wie der Stadtrat in der entscheidenden Sitzung am 28. November beschließen wird: Die große Mehrheit von CDU, SPD und Grünen wird erneut für den schon 2015 vom Rat beschlossenen Schul-Tausch stimmen und damit gegen einen Neubau für die Löwen-Grundschule im Brunsbachtal. Für diesen Neubau sind nur FDP, UWG, FaB und Bürgermeister Dietmar Persian. Vertreter aller Ratsfraktionen trugen dafür am Montagabend im Forum nochmals ihre Argumente vor. Neue waren nicht darunter.

Die mehr als 300 Besucher der von WDR-Moderatorin Corinna Schlechtriem professionell geleiteten Diskussion waren darüber erkennbar enttäuscht und auch empört. Zu Wort meldeten sich vor allem besorgte Eltern. Unter ihnen gab es nicht einen Befürworter des von der politischen Mehrheit gewollten Schul-Tauschs. Heißt: Die Eltern lehnen den Umzug der Realschule ins Gebäude der noch zu erweiternden Hauptschule an der Weststraße und den anschließenden Umzug der Löwen-Grundschule ins heutige Realschulgebäude ab. Jedenfalls gilt das für die, die zum "Bürgerforum" der Kolpingsfamilie gekommen waren. Gewünscht wird dagegen ein Neubau für die Grundschule im Brunsbachtal, den auch die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Dietmar Persian und das Fachbüro Zacharias favorisieren.

Aber wie ernst nehmen die Ratsparteien den Elternwillen? Diese Frage wurde im Forum wiederholt gestellt. Eine offensichtlich frustrierte Mutter drückte es so aus: "Sie beauftragen einen Gutachter, aber es ist Ihnen egal, was er sagt. Und was die Eltern sagen, ist Ihnen genauso scheißegal." Dass es unter den Eltern im Saal offensichtlich nicht einen Befürworter des Schul-Tauschs gab, unterstrich ein Vater und fragte: "Stimmt Sie das denn gar nicht nachdenklich?" Antwort des SPD-Fraktionsvorsitzenden Hans-Jürgen Grasemann: "Es ist normal bei solchen Veranstaltungen, dass vor allem die Gegner politischer Beschlüsse kommen."

Deutlich wurde in der Diskussion, was viele Eltern als Sorge umtreibt: Wenn es zum Schul-Tausch kommt, werden erst die Haupt-, dann auch die Realschule auf lange Zeit zu Großbaustellen. Erweiterungs- und Umbauarbeiten sind nur im laufenden Schulbetrieb möglich. Ein Vater stellte klar: "Ich will meine Kinder auf eine gute Schule schicken und nicht auf eine Baustelle, denn die Schulzeit ist letztlich entscheidend für die Zukunft der Kinder." Sie werde eher mit ihrer Familie in eine andere Stadt umziehen als ihre Kinder auf die Großbaustelle zu schicken, ergänzte eine weitere Mutter. Ein Schulumbau dieses Ausmaßes im laufenden Unterrichtsbetrieb bewertete sie als "bodenlose Unverschämtheit". Großer Applaus belegte, dass viele Eltern im Saal das genauso sahen.

Daraus resultiert offenbar auch die Befürchtung, dass die Realschule schweren Schaden nimmt, wenn es zum Schul-Tausch kommt. Rhetorische Frage eines Vaters: "Wer meldet denn sein Kind jetzt noch auf der Realschule an, wenn er doch weiß, dass die über Jahre hinaus eine Baustelle sein wird?" Geäußert wurde auch die Sorge, dass in der Folge das seit Jahren erfolgreich arbeitende private Berufskolleg eingehen könnte, das überwiegend von früheren Realschülern besucht wird.

Nach rund zweistündiger Diskussion verließen viele Eltern enttäuscht das Forum. Sie gehen offenbar davon aus, dass die politische Mehrheit sich längst festgelegt hat und damit der Ratsbeschluss am kommenden Dienstag eigentlich nur noch eine Formsache ist. Die Ratssitzung beginnt um 17 Uhr in der Realschule an der Kölner Straße und ist öffentlich.

(bn)
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