Hückeswagen Einmal drucken wie zu Luthers Zeiten

Hückeswagen · In der evangelischen Pauluskirche an der Marktstraße startet zum Altstadtfest eine Ausstellung zu Martin Luther. Dort gibt es bis Sonntag auch den originalgetreuen Nachbau einer Buchdruckmaschine aus dem 16. Jahrhundert zu sehen.

 Elvira Persian an der Buchdruckmaschine von Johannes Gutenberg: Die Leihgabe des Bibelmuseums in Wuppertal ist der originalgetreue Nachbau einer Buchdruckmaschine aus der Zeit der Anfänge des Buchdrucks im frühen 16. Jahrhundert. Die Maschine ist voll funktionsfähig und mit 800 Kilo ein Schwergewicht.

Elvira Persian an der Buchdruckmaschine von Johannes Gutenberg: Die Leihgabe des Bibelmuseums in Wuppertal ist der originalgetreue Nachbau einer Buchdruckmaschine aus der Zeit der Anfänge des Buchdrucks im frühen 16. Jahrhundert. Die Maschine ist voll funktionsfähig und mit 800 Kilo ein Schwergewicht.

Foto: moll

Pünktlich zum Altstadtfest waren die Mitarbeiter der Evangelischen Kirchengemeinde mit ihrer Ausstellung zu Martin Luther fertig geworden. "Die Ausstellung ist ja Teil des Programms aller 18 Gemeinden im Kirchenkreis Lennep und ist noch bis zum 17. September zu sehen", sagte Pfarrer Reimund Lenth, als trotz des eher durchwachsenen Wetters am Samstag schon einige Besucher in den vergleichsweise stillen Kirchenraum gekommen waren.

Die Ausstellung umfasst Literatur von und über den Reformationsstifter und seine Zeit, anhand derer die interessierten Besucher sich einlesen können. "Aber auch, um zu prüfen, welche Impulse man ins Heute mitnehmen kann", sagte Lenth. Auch jenseits der Ausstellung kamen am Wochenende Besucher in die Kirche, sagte er. "Es waren viele Menschen hier, die ein bisschen Ruhe gesucht haben. Schließlich ist die Kirche der wohl ruhigste Ort auf dem Festgelände."

Wie in allen anderen evangelischen Gemeinden im Kirchenkreis war auch in Hückeswagen eine Tür für die Thesenanschläge der Bürger aufgebaut worden. "Da können alle Besucher ihre ganz eigenen Thesen für eine Kirche der Zukunft aufschreiben", sagte der Pfarrer. Die eingegangenen Vorschläge würden dann im Presbyterium besprochen, um zu sehen, welche Denkanstöße mitgenommen werden könnten. Vorschläge waren etwa: "In jedem Gottesdienst mindestens ein Lied für die Jugend singen", oder: "Das Evangelium soll wieder die klare Botschaft werden."

Höhepunkt der Ausstellung war aber ganz eindeutig eine Leihgabe des Bibelmuseums in Wuppertal: der originalgetreue Nachbau einer Buchdruckmaschine aus der Zeit der Anfänge des Buchdrucks im frühen 16. Jahrhundert. "Die Maschine ist voll funktionsfähig und mit ihren 800 Kilogramm ein echtes Schwergewicht, wenngleich ein gutes Stück kleiner als die Originale", sagte Lenth, der die Leihgabe mit dem Auto zusammen mit einem Mitarbeiter in Einzelteilen von Wuppertal in die Schloss-Stadt gebracht und selbst zusammengebaut hatte. "Die Originale wiegen etwa 1500 Kilo. Sie sind aus massivem Eichenholz gebaut und haben eben ihr Gewicht", ergänzte der Pfarrer und schmunzelte. Das Schöne an der Maschine sei, dass sie genauso genutzt werden könne wie zu Luthers Zeiten. Daran würden zwei Dinge deutlich, sagte Lenth: "Zum einen, wie aufwendig das Setzen eines Satzes war. Und zum anderen, wie sehr die Technik dennoch die Verbreitung von Schriften vereinfacht hat." Ein Mitarbeiter des Bibelmuseums hatte einen Satz aus dem Römerbrief als Druckvorlage gesetzt: "Der Gerechte aber wird aus dem Glauben leben." Etwa zwei bis drei Stunden dauere es, diesen Satz so zu setzen, dass er richtig gedruckt werden könne: "Eine ganze Leseseite dauert etwa einen Tag", sagte Lenth. Der Pfarrer betonte, dass er sehr dankbar sei, dass die Leihgabe so unkompliziert in die Schloss-Stadt habe kommen können.

Das Angebot wurde gut angenommen: "Es waren schon viele Kinder, aber auch einige Erwachsene da, die sich das Prinzip erklären lassen wollten", sagte er. Und dann natürlich auch eine Probeseite druckten. "Wir haben hier eine Farbwalze - früher machte man das mit Stempeln aus Hundeleder", sagte Lenth. Damit verteilte er Druckfarbe auf den Lettern, im Anschluss spannte er das Papier auf die Lettern. "Man muss ein bisschen Kraft aufwenden, um den Schlitten mit den Lettern dann unter den Druckkopf zu schieben", sagte Lenth. Dann erfolge der Druck: "Eine Holzplatte wird mit Kraft auf den Schlitten gepresst, auch hier muss man Kraft aufwenden." Im Anschluss durften die Nachwuchs-Drucker ihr Ergebnis mit nach Hause nehmen.

(wow)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort