Hückeswagen DRK berät Flüchtlinge bei der Rückkehr

Hückeswagen · Das Deutsche Rote Kreuz betreibt seit Anfang August in Gummersbach eine Rückkehrberatungsstelle für Flüchtlinge im Oberbergischen Kreis. Dort erhalten sie Informationen und Hinweise zu ihrer freiwilligen Reise ins Heimatland.

Die Bilder aus dem Herbst 2015 gingen um die Welt: Hunderttausende Menschen laufen über Autobahnen in Richtung Norden - nach Deutschland. Es war der Beginn der häufig so genannten Flüchtlingswelle.

Bis heute lebt die Mehrheit von ihnen in Deutschland. Fast alle haben Asyl beantragt, doch längst nicht jeder erhält es. Außerdem ist das Leben in Europa in vielen Fällen nicht so, wie es die Schleuser versprachen: Ein Willkommensgeld von 2000 Euro und ein Haus vom Staat für jeden Flüchtling - diese Hoffnungen werden Flüchtlingen laut "Rumours about Germany", einer Online-Informationsseite des Auswärtigen Amtes, gemacht.

Um diesen Menschen zu helfen, hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) im Oberbergischen Kreis Anfang August eine sogenannte Rückkehrberatungsstelle gegründet. Der Auftrag und die finanzielle Unterstützung dafür kommen vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration. In Gummersbach berät nun Torsten Ufer, der einzige Mitarbeiter, Flüchtlinge bei ihren Überlegungen, freiwillig in ihre Herkunftsländer zurückzukehren.

Der 46-Jährige verfügt über Erfahrung im Umgang mit Geflüchteten. Zuletzt war er stellvertretender Leiter der DRK-Notunterkunft in Marienheide. "Ich habe mich seit 2015 um Flüchtlinge gekümmert", sagt Ufer. In dieser Zeit unterhielt er sich täglich stundenlang mit Geflüchteten. "So habe ich einen authentischen Einblick in verschiedene Kulturen erhalten", erzählt er. "Durch diese Einsicht in die ganze Problematik habe ich gelernt, Empathie und Urteilsvermögen für die Themen zu entwickeln. Deshalb wollte ich gerne wieder zurück in die Flüchtlingsarbeit."

Torsten Ufer besetzt beim Roten Kreuz die neu geschaffene Halbtagsstelle. Montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr ist die Rückkehrberatungsstelle geöffnet. "Ich bin froh, dass ich Menschen helfen kann", sagt er. "Dafür sind wir als DRK da." Für die Aufgabe sei aufgrund der komplexen Gesetzeslage jedoch viel Qualifizierung durch Fortbildungen und Seminare notwendig.

"Rückkehrberatung ist ein schwieriges Thema", sagt Ufer. "Es dauert, bis ein solches Projekt läuft. Am Anfang geht alles noch etwas schleppend." 20 Flüchtlinge aus mehr als zehn Ländern haben sich bislang bei der Rückkehrberatungsstelle informiert. Von ihnen haben eine vierköpfige Familie und ein Alleinreisender Deutschland bereits wieder verlassen - auf eigenen Wunsch.

"Die Menschen sind trotz der Umstände froh, denn sie haben gehört, wie Abschiebungen ablaufen", erzählt er. "Die kosten viel Geld und laufen oft menschenunwürdig ab." Teilweise klopften frühmorgens die Mitarbeiter der Ausländerbehörde unangemeldet an der Tür. Dann bleibe den Betroffenen eine Stunde Zeit zum Packen ihrer Habseligkeiten. "Das wollen viele unbedingt vermeiden. Sie möchten sich von Freunden und Bekannten verabschieden und als mündige Menschen selbstständig ausreisen."

Bei zahlreichen Flüchtlingen wird der Asylantrag abgelehnt, dann steht die Abschiebung bevor. Die Ausländerbehörde verschickt mit jedem Ablehnungsbescheid auch einen Hinweis auf die Rückkehrberatungsstelle der jeweiligen Region. Wer sich dort meldet, gilt trotz der Ausreisepflicht als "freiwilliger Rückkehrer".

Torsten Ufer pflegt in seinem Job den Kontakt mit Hilfsorganisationen in den Herkunftsländern. Außerdem informiert er sich über die dortige politische Lage. "Die Flüchtlinge sollen in ihrer Heimat wieder in die Gesellschaft reintegriert werden", sagt er. Ufer spricht fließend Englisch und hat Grundkenntnisse in Französisch, bei Arabisch oder Farsi sprechenden Menschen hilft ihm ein Dolmetscher.

"Wir haben die Flüchtlinge 2015 begrüßt", sagt Torsten Ufer. "Deshalb ist es jetzt auch unsere Aufgabe, sie bei diesem schwierigen Prozess zu begleiten."

(mba)
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