Rückblende Hückeswagen Vor 70 Jahren Die Schulspeisung als Hungerhilfe-Aktion

Hückeswagen · Hückeswagen Im März 1946 begann in der britischen Besatzungszone im Auftrag der Militärregierung eine Hungerhilfe-Aktion für die Schüler der Volks-, Mittel- und Berufsschulen. Einbezogen wurden auch Lehrlinge bis zum vollendeten 17. Lebensjahr. Von der sogenannten Schulspeisung profitierten vor 70 Jahren in Hückeswagen etwa 1700 Heranwachsende - die meisten litten bereits zu Beginn des zweiten Jahres nach Kriegsende unter den Symptomen der Unterernährung.

 Nach dem Ersten Weltkrieg hatten Quäker-Speisungen wie an der Katholischen Schule (die spätere Mittelschule) dafür gesorgt, dass eine massenhafte Unterernährung verhindert werden konnte.

Nach dem Ersten Weltkrieg hatten Quäker-Speisungen wie an der Katholischen Schule (die spätere Mittelschule) dafür gesorgt, dass eine massenhafte Unterernährung verhindert werden konnte.

Foto: Archiv Mostert

Hückeswagen Im März 1946 begann in der britischen Besatzungszone im Auftrag der Militärregierung eine Hungerhilfe-Aktion für die Schüler der Volks-, Mittel- und Berufsschulen. Einbezogen wurden auch Lehrlinge bis zum vollendeten 17. Lebensjahr. Von der sogenannten Schulspeisung profitierten vor 70 Jahren in Hückeswagen etwa 1700 Heranwachsende - die meisten litten bereits zu Beginn des zweiten Jahres nach Kriegsende unter den Symptomen der Unterernährung.

Die Ernährungssituation hatte sich Ende 1945 und Anfang 1946 zu derart katastrophalen Verhältnissen verschlechtert, dass der Gesundheitszustand einer ganzen Generation gefährdet war. Ähnliche Verhältnisse hatte es bereits nach dem Ersten Weltkrieg gegeben, letztlich konnte eine massenhafte Unterernährung aus der Quäker-Speise aus amerikanischen und schweizer Zuwendungen abgewendet werden.

Die Kinder und Jugendlichen der zehn Land- und zwei Stadtschulen, der Mittel- und Berufsschule erhielten von montags bis samstags täglich je einen halben Liter Biskuit-, Erbsmehl- oder Kakao-Suppe. Für über Zwölfjährige gab es zusätzlich ein Brötchen. Die Küche für die Stadtschulen und die Lehrlinge war in der Katholischen Schule untergebracht. Die Landschulen waren gehalten, nach Zustellung der Lebensmittel die Speisen selbst zu bereiten. Die Militärregierung bestand auf "Amtlicher Verantwortlichkeit und ständiger Qualitätskontrolle". Zuständig war die "Wirtschafts- und Ernährungsstelle" im Rathaus.

Zuerst am letzten Tag vor den Weihnachtsferien, ab 1947 auch vor Ostern kamen die Hückeswagener Kinder schließlich in den Genuss der sogenannten Englischen Päckchen, die Schokolade, Fruchtstangen und Milchschnitten enthielten. Wenn heutzutage noch einmal die Schulspeisung zur Sprache kommt, erinnern sich vor allem die Nachkriegskinder: "Wenn es das nicht gegeben hätte, dann hätten unsere Eltern oft nicht gewusst, wie sie uns über die Entwicklungsjahre gebracht hätten."

Aus den Aufzeichnungen des Hückeswagener Stadtchronisten Wilhelm Stuckmann geht hervor, dass im Mai 1946 nach Wochen leerer Regale ab Mitte des Monats lange Schlangen vor den Hückeswagener Lebensmittel-Geschäften gestanden hatten. War doch wieder eine Lieferung Wirsing, Salat und Breitlauch eingetroffen.

Wer lange genug in der vordersten Schlange vor der Bäckerei gewartet hatte, durfte vielleicht ein Brot mit nach Hause nehmen.

(rt)
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