Hückeswagen Die Erst-Helfer der Stadt für Flüchtlinge

Hückeswagen · Mit den Flüchtlingszahlen stiegen auch die Anforderungen an die Beschäftigten der Stadtverwaltung. Die Mitarbeiter im Sozialamt sorgen dafür, dass die Stadt Hückeswagen Herr einer Lage werden kann, die sich täglich verändert.

Hückeswagen: Die Erst-Helfer der Stadt für Flüchtlinge
Foto: Stephan_Singer

In erster Linie ist es eben ein Job. So nüchtern betrachtet Flüchtlings-Koordinator und zuständiger Fachbereichsleiter Michael Kirch die Aufgaben. Fünf Mitglieder seines siebenköpfigen Teams sitzen im Besprechungsraum des Bürgerbüros mit am Tisch und nicken zustimmend. Der Realismus ist allen ins Gesicht geschrieben. Sie wissen, dass das "Durchatmen" der vergangenen Wochen von kurzer Dauer sein wird. Momentan herrscht eine trügerische Stille.

Denn ihr Arbeitsbereich heißt "Soziale Angelegenheiten". Darunter fällt die Hückeswagener Flüchtlingsverwaltung, die seit Jahresanfang 235 hilfesuchende Menschen zu den Helfenden der Stadtverwaltung führte. Bettina Heldt hat die E-Mails aus Arnsberg - die dortige Bezirksregierung verteilt die Flüchtlinge auf die Kommunen - seit Januar im Postfach. Darin steht, wie viele Flüchtlinge kommen werden. Vier, fünf Tage Vorlaufzeit - mehr gibt es nicht. Doch Bettina Heldt hatte sich bewusst auf die intern ausgeschriebene Stelle beworben. Warum? "Es ist eine spannende Aufgabe", sagt die 53-Jährige. Seither unterstützt sie ihre Kollegin Sabine Erxleben (45).

Im Alltag heißt das, Akten anlegen und Identität verschaffen. Doch die beiden Frauen tun mehr als das. Heldt und Erxleben sorgen dafür, dass etwa die Worte "Krieg" und "IS" in den Köpfen der Flüchtlinge in den Hintergrund rücken können. Sie zeigen den Ankömmlingen die Schloss-Stadt, erklären beispielsweise, wie sie zum Arzt gelangen, wann Busse fahren und wie die Mülltrennung funktioniert. Banal klingende Dinge, die aber für die Integration in die deutsche Gesellschaft essenziell sind. "Viele verstehen Englisch", sagt Heldt. Die Sprache sei nicht das größte Problem.

Dirk Podszus und Andreas Henseler, die in Blaumännern am Tisch sitzen, übernehmen, wenn die Akten angelegt sind. Sie bringen die Familien in ihr neues Zuhause, richten es her, bauen Möbel auf und reinigen die Wohnungen mit.

Dreht es sich um die Unterkünfte, packen auch die Flüchtlinge mit an. "Man merkt sofort, wie erleichtert einige sind, endlich in Hückeswagen zu sein", hat Podszus festgestellt. "Sie sind froh, uns mit einer kleinen Tätigkeit unterstützen zu können." Er kümmert sich um die Logistik. Diese Kompetenz bringt Podszus mit, weil er jahrelang als kaufmännischer Angestellter tätig war. Dass er gerne mit Menschen arbeitet, bewog den Quereinsteiger, in die soziale Arbeit zu wechseln. Podszus wollte "etwas Sinnvolles tun".

In der Runde fehlen Jens Schimmel, der Wohngeld-Fragen beantwortet, und Susann Bröker, die das Patensystem pflegt. Sie alle machen das funktionierende Flüchtlingssystem in Hückeswagen aus und dass vor allem die Zahnrädchen zwischen Bürokratie und Menschlichkeit ineinandergreifen. Hier gilt die dezentrale Unterbringung als menschenwürdige Unterkunft, als beste Lösung.

Das Beste bedeutet aber immer auch ein Mehr an Arbeit: "Die vielen Wohnungen sind zeitintensiv", betont Fachbereichsleiter Kirch. Aber das ist es dem Team wert. Und wenn die Flüchtlinge an die Bürotüren klopfen und um "Help", also Hilfe bitten, dann finden sie Hückeswagener, die diese anbieten - ob Ehrenamtler oder die Integrationshelfer von der Stadt.

(ball)
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