Hückeswagen Der Meister des Kirmesplatzes geht

Hückeswagen · Nach 15 Jahren hat Bernd Unke sein Amt als Platzmeister des Schützenvereins abgegeben. Den Aufbau der Kirmes zum Schützenfest am dritten Juli-Wochenende übernimmt Karl-Heinz Kraus. Unke geht mit einem Appell an die Hückeswagener.

Bernd Unke (l.) in seinem Element - auch 2015 beim Aufbau der Kirmes zum Schützen- und Heimatfest. Rechts der damalige zweite Platzmeister Alexander Schölzel.

Bernd Unke (l.) in seinem Element - auch 2015 beim Aufbau der Kirmes zum Schützen- und Heimatfest. Rechts der damalige zweite Platzmeister Alexander Schölzel.

Foto: moll (archiv)

Es war morgens um 6 Uhr und sein erstes Jahr als Platzwart. Bernd Unke hatte sich auf den Weg gemacht zum Dienst bei der Feuerwehr und wollte vorher einen kurzen Blick auf den Kirmesplatz werfen. "Die Schausteller waren schon dabei, die Geräte aufzubauen", erinnert er sich. Und dann explodierte nebenan plötzlich ein Wohnwagen. "Der flog einfach in die Luft", erinnert sich Unke. Irgendwer habe ihm einen Säugling in den Arm gedrückt, mit der anderen Hand habe er die Feuerwehr gerufen. "Ich dachte nur: Muss das wirklich jetzt passieren?", blickt Unke zurück.

Die Kirmes fand trotzdem statt. Seitdem hat bei Unke an den Schützenfest-Tagen immer mal wieder in aller Frühe das Telefon geklingelt. Damals, als plötzlich festgestellt wurde, dass das Festzelt auf einer Gasleitung stand. Oder als sich ein Lastwagen auf dem Festplatz festgefahren hatte. Und der Hückeswagener machte sich jedes Mal auf den Weg zum Kirmesplatz, versuchte Lösungen zu finden und entdeckte: "Meistens hilft es, wenn man miteinander redet." Das ist seine Art: Die Probleme angehen und nicht ignorieren, keine offenen Fragen zurücklassen und das Schützenfest so gut absichern, wie das eben möglich ist.

Als Unke vor 15 Jahren von seinen Schützenbrüdern zum Platzwart gewählt worden war, ahnte er nicht, welchen Umfang diese Aufgabe bekommen würde. Zwar hatte er Vorgänger Peter Ahrens bereits über die Schulter geguckt und gelernt, worauf es ankommt. "Aber wenn man dann selber die Verantwortung trägt, ist das was ganz anderes", sagt Unke. Damals war er fast jedes Wochenende im Sommer unterwegs, um sich andere Kirmesplätze anzuschauen. Wie meistern andere Vereine das Kunststück? Welche Aussteller sind unterwegs? "Ich habe dann auch die Gelegenheit genutzt und Schausteller nach Hückeswagen eingeladen", erzählt er.

Traditionsreich sei die Schützenkirmes, warb er bei den Schaustellern. Allerdings sei es nie einfach gewesen, sie für die Kirmes zu begeistern. Trotzdem bekam er den Platz jedes Jahr voll - bis auf das eine Jahr, als ein Schausteller kehrt machte, um doch noch ein anderes Angebot anzunehmen. Einer aber kommt jedes Jahr wieder und unterstützt den Platzmeister, wo er kann: Frank Schmidt mit seiner Familie und dem Autoscooter. "Die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend", lobt Unke. Das gelte auch für die Behörden. Mit ihnen hat der Platzmeister in den vergangenen Jahren manch ein Krisengespräch geführt. "Die Baustelle am Etapler Platz war für uns eine große Herausforderung", sagt Unke. "Wir haben viele Kompromisse gemacht." Denn die Bauarbeiten rund um den Etapler Platz verlangten viel Flexibilität von den Schützen. Ausweichmanöver auf die Bahnhofsstraße und offene Fragen bis zum letzten Moment gehörten dazu. "Im vergangenen Jahr wurde der Platz abgenommen, als die ersten Schausteller schon anreisten", berichtet Unke. "Und als die Geräte aufgebaut wurden, klopften die Bauarbeiter noch die letzten Steine fest." Der Plan B habe in der Schublade gelegen. Nun seien die Bauarbeiten abgeschlossen, die Kirmes-Vorbereitungen dürften wieder berechenbarer werden. Für Unke ist das der richtige Moment, um eine Reihe zurückzutreten. Den jährlichen Plakatwettbewerb mit den Grundschulen, den er 2005 ins Leben rief, will er noch weiter begleiten. "Aber ich freue mich darauf, beim Schützenfest vom 20. bis 23. Juli zum ersten Mal mit meiner Frau auch mitfeiern zu können", sagt Unke. Das sei in den vergangenen 15 Jahren viel zu kurz gekommen.

Der Platzmeister geht mit einem Appell: "Die Menschen in Hückeswagen haben es selbst in der Hand, ob ihre Feste und Traditionen erhalten bleiben", sagt er. "Nur wenn sie auch zur Kirmes gehen, das Angebot annehmen, bleibt es bestehen." Nur so funktioniere eine lebendige Stadt: Der eine stelle etwas auf die Beine, der andere nehme teil. "Jeder hat seine Aufgabe", sagt Unke und bittet die Hückeswagener, mitzuziehen.

(resa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort