Hückeswagen David Reich sucht dringend neue Bleibe

Hückeswagen · Seine Geschichte hat im Netz viele bewegt. Nun will die Stadt Remscheid dem Hückeswagener helfen. Das reicht nicht.

 "Ich möchte alleine leben, und ich möchte selbstständig sein", sagt David Reich. Betreutes Wohnen käme für ihn nicht in Frage. Aufgrund einer Muskelerkrankung sitzt der Hückeswagener im Rollstuhl.

"Ich möchte alleine leben, und ich möchte selbstständig sein", sagt David Reich. Betreutes Wohnen käme für ihn nicht in Frage. Aufgrund einer Muskelerkrankung sitzt der Hückeswagener im Rollstuhl.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Seit ein paar Tagen klingelt das Telefon bei David Reich fast pausenlos. Viele Remscheider bieten ihm Hilfe an. Doch sein Problem lässt sich so leicht nicht lösen, denn David sitzt im Rollstuhl. Er leidet an der Nervenkrankheit Spinaler Muskelatrophie, wodurch seine Muskeln verkürzt sind und er langfristig auf den Rollstuhl angewiesen ist. Nur kleine Strecken kann er zu Fuß gehen. "Vermieter wollen niemanden mit Rollstuhl", sagt David Reich. Doch der 26-jährige Hückeswagener braucht trotzdem dringend eine neue Bleibe. Aus seiner alten Wohnung musste er raus - die war von Ungeziefer befallen. Das war vor etwa sechs Monaten.

Dann kam eine gute Nachricht: Der Vermieter seiner Schwester bot an, den Keller seines Mietshauses behindertengerecht umzubauen. Für David Reich war das eine Erleichterung, denn am liebsten möchte er da sein, wo seine Familie ist; in Lennep oder Hückeswagen. "Das ist meine Heimat", sagt er, "da fühle ich mich wohl". Doch wieder sollte es anders kommen. Der Vermieter zog sein Angebot zurück, der Umbau sei für ihn nicht rentabel. Der 26-Jährige konnte nun zwar zeitweise bei seiner Schwester unterkommen, doch auch das kann kein Dauerzustand sein. Schwester Maria Reich lebt mit Kind und Kegel in einer von Schimmel befallenen Mietwohnung, es ist eng, die sechsköpfige Familie zieht Ende der Woche aus der Wohnung aus. Für David eine zusätzliche seelische Belastung. "Man darf es ja nicht sagen", sagt David Reich, "aber die Situation belastet mich sehr stark."

Dann kam am Dienstag der Anruf, auf den er gewartet hatte. Am Telefon ist die Stadt Remscheid, die ihm eine Einzimmerwohnung in der City anbieten möchte, die Mietkosten würden übernommen, heißt es. "Das war eine große Erleichterung", sagt Schwager Sascha Reich. Doch für David kann das nur eine Zwischenlösung sein. "Ich habe ein Pflegebett, ich habe zwei Rollstühle, und außerdem bin ich Asthmatiker. Ich kann nicht in einem Raum leben", sagt der 26-Jährige. Am liebsten würde er zu seinem Vater nach Hückeswagen ziehen, doch das Problem seien die Kosten für den Umzug, die er sich als Sozialhilfeempfänger nicht leisten könne. "Wenn ich könnte, würde ich einen Transporter mieten und den Umzug selbst machen". Doch dafür habe er weder Geld noch Vitalität. "So richtig hilft mir das Angebot nicht", sagt Reich. Geholfen hat ihm dafür ein kleiner Hinweis eines Remscheiders, der für den Rollstuhlfahrer die freie Nutzung der Öffentlichen Verkehrsmittel beantragte. Ein Recht, von dem Reich bisher nichts wusste.

(RP)
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