Hückeswagen Das Stadtarchiv wird in Kartons verpackt

Hückeswagen · Nach der Empfehlung des Ausschusses für Schule und Kultur an den Rat wird das städtische Archiv ausgeräumt. Die Materialien werden zunächst am künftigen Standort in der ehemaligen Wipperfürther Förderschule zwischengelagert.

 Susann Bröker (l.) und Elisabeth Müller haben sich an den Gedanken gewöhnt, dass das Archiv künftig in Wipperfürth untergebracht ist. Jamal Zaanani ist einer von zehn Packern der Fachfirma, die das Archiv komplett verpackt.

Susann Bröker (l.) und Elisabeth Müller haben sich an den Gedanken gewöhnt, dass das Archiv künftig in Wipperfürth untergebracht ist. Jamal Zaanani ist einer von zehn Packern der Fachfirma, die das Archiv komplett verpackt.

Foto: jürgen moll

Ganz ohne Emotionen geht es nicht. Wenn Elisabeth Müller sieht, wie die zehn Mitarbeiter einer Fachfirma aus Kerpen die Materialien aus dem städtischen Archiv in Kartons und Kisten verstauen, wird sie wehmütig. "Das hat sich alles schön eingefügt. Wir haben hier viel gearbeitet, haben hier gelebt", sagt die Mitarbeiterin des Stadtarchivs, das nach Wipperfürth umzieht. Dort wird es im Gebäude der geschlossenen Alice-Salomon-Schule zwischengelagert, und wenn die räumlichen Voraussetzungen erfolgt sind mit dem Wipperfürther Archiv unter einem Dach auf mehreren Etagen untergebracht. Das hat der Ausschuss für Schule und Kultur dem Rat empfohlen, der am 29. September entscheidet. Nur die FDP ist gegen die Archiv-Verlagerung.

"Wir wussten, dass wir umziehen, konnten uns also ein bisschen vorbereiten", sagt Susann Bröker, seit Januar 2013 Kollegin von Elisabeth Müller im als Archivraum genutzten ehemaligen Wohncontainer für Asylbewerber an der Ewald-Gnau-Straße. Seit Mittwoch steht der Umzugswagen vor der Tür, bis heute soll alles eingepackt sein. In den Tagen zuvor hatten Susann Bröker und Elisabeth Müller bereits viele Dinge sortiert und Akten, bei denen die Verjährungsfrist abgelaufen war, vernichtet. "Das waren 500 Aktenordner", sagt Elisabeth Müller.

Das Archiv umfasst 660 Regalmeter - bei fünf Regalschichten übereinander und teils von beiden Seiten auf einem Meter Breite gestapelt, kommt da jede Menge Material zusammen. In neun Räumen war das Archiv untergebracht. "Ursprünglich lebten hier Aussiedler, dann kam der Johanna-Heymann-Kindergarten, weil in dessen Gebäude Schwamm aufgetreten war. Nachdem die Kinder einen Neubau in Wiehagen unterhalb der Schule bezogen hatten, wurde das Archiv 2009 aus mehreren dezentralen Standorten hier zusammengefasst", berichtet Elisabeth Müller. Im Stadtarchiv findet sich die komplette Geschichte der Stadt Hückeswagen. Geburtsurkunden von 1810 bis 1903, Hochzeitsnachweise von 1810 bis 1913 und Sterbeurkunden von 1810 bis 1983. "Andere Geburtsurkunden sind noch im Standesamt, die bekommt das Archiv erst nach 110 Jahren", berichtet sie.

Im Stadtarchiv werde alles aufbewahrt, was für die Nachwelt wichtig ist: Verwaltungsvorgänge, Hausakten, Personalakten, Sitzungsniederschriften, Ratsprotokolle, Zeitungsbände, Fotoalben, Postkarten, Kirchenbücher, Nachlässe, Grundstücksangelegenheiten, Festschriften. Was archivfähig ist, wird mit den Fachbereichen der Stadt und anhand eines Kataloges der Kommunalen Verwaltungsstelle für Verwaltungsvereinfachung geregelt.

"Am Schönsten finde ich die Recherche", sagt Elisabeth Müller. Es sei erstaunlich, was sich da so alles finden ließe. 2014 kamen 150 Besucher ins Archiv, hinzu kamen viele Anfragen per Mail, Brief oder am Telefon. Die Mitarbeiterinnen helfen bei der Recherche, kopieren, fotografieren oder scannen ein und verschicken Materialien per Mail. Grundsätzlich ist die Archivnutzung kostenlos, nur die Kosten fürs Kopieren fallen an.

"Wir hoffen, dass uns die Hückeswagener auch am neuen Standort besuchen, denn dort ist das Archiv großzügiger und moderner untergebracht", sagt Susann Bröker. Die Materialien werden kompakt in Rollregalen eingeräumt, das sei platzsparender. "Das Raumkonzept ist schon besser, auch wenn die Wege über drei Etagen länger werden", sagt Müller. Nachteile entstünden den Hückeswagenern in Wipperfürth nicht. "Wir leben in einer Zeit des ständigen Wandels, da muss man sich anpassen", sagt sie.

Bis die neuen Räume in Wipperfürth genutzt werden können, beziehen die Archivmitarbeiterinnen ein Büro im Bürgerbüro. Beide sind je 5,75 Stunden pro Woche fürs Archiv im Einsatz, sonst sitzt Elisabeth Müller als Sekretärin in der Grundschule Wiehagen und Susann Bröker im Sozialamt der Stadt.

(RP)
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