Serie Das Ende Des Zweiten Weltkrieges In Hückeswagen "Das habt Ihr dem Führer zu verdanken"

Hückeswagen · Die Tage und Wochen nach dem Einmarsch der Amerikaner waren hart. Die Sorge um die Vermissten war groß.

 Drei Wochen vor dem Ende des Kriegs in Hückeswagen bombardierten Jagdbomber die Stadt und legten unter anderem das Hotel zur Post (r.) in Trümmer.

Drei Wochen vor dem Ende des Kriegs in Hückeswagen bombardierten Jagdbomber die Stadt und legten unter anderem das Hotel zur Post (r.) in Trümmer.

Foto: Chronik der Stadt Hückeswagen 1939-1945

Hückeswagen Die amerikanische Fronttruppe zog mit Panzern und schweren Waffen weiter, nachdem Hückeswagen am 14. April 1945 eingenommen war. Die nachrückenden Truppen unter General Manager übernahmen das Kommando. Ab dem 19. April durften die Hückeswagener zwischen 7 und 18 Uhr ihre Häuser wieder verlassen.

Die Besatzungsmacht hatte gleich nach dem Einmarsch mit Hausdurchsuchungen begonnen. Immer noch wurde verschanztes deutsches Militär vermutet. Alles, was auch im Entferntesten an die NS-Zeit erinnerte, wurde gleich vor Ort zerstört oder beschlagnahmt. Besonders in den Außenbezirken stapelten sich zurückgelassene deutsche Waffen, lagen ganze zum Teil ausgebrannte Fahrzeugkolonnen an den Wegesrändern, liefen zu Dutzenden ausgespannte Pferde herum, baumelten über Holzkreuzen die Stahlhelme der beim Hückeswagener Frontkampf zuletzt noch Gefallenen.

Die örtliche Polizei hatte nach amerikanischer Anordnung zu handeln. Der Befehlshaber entschied: "Die Polizisten Schmidt, Klos und Capellan sowie Hilfspolizist Pfeiffer werden ohne Uniform, nur mit Armbindenaufschrift erkennbar, als Ordnungskräfte eingestellt." Auch die Feuerwehr hatte ohne Uniform zu agieren. Alles, was an das NS-Regime erinnerte, wurde in Hückeswagen umgehend vernichtet. General Manager setzte den Leiter der Sparkasse, Otto Schmitz, als Ansprechpartner für Hückeswagen ein. Jeder kleinste Einwand wurde nach dessen Aussage mit den Worten abgekanzelt: "Das alles habt Ihr Eurem Führer zu verdanken!"

Das größte Problem der ersten Tage und Wochen nach der Waffenstillstandsruhe in Hückeswagen war nach vielen Zeitzeugen-Aussagen die Versorgung der zahlreichen Zwangsarbeiter. Sie waren nach zwei, drei Jahren der Arbeit in örtlichen Betrieben und auf Höfen befreit worden. Viele von ihnen rächten sich durch Plünderei, Abschlachten von Vieh auf offener Weide und schreckten auch nicht bei geringsten Widerständen vor Mord zurück. Nach erstem Zusammenlegen der von den Nationalsozialisten zur Zwangsarbeit Gezwungenen in Werkshallen bei Klingelnberg und Bêché wurde das Lager Hammerstein eingerichtet. Der Überwachungsoffizier für die Ausländer-Angelegenheit gab für Hückeswagen im April 1945 die Anzahl der befreiten Zwangsarbeiter mit bis zu 2500 an, wovon viele ohne Versicherungs- und Krankenschutz in örtlichen Betrieben zur Zwangsarbeit gezwungen worden waren.

Die erste US-amerikanische Militäreinheit in Hückeswagen bestand aus einer Truppenstärke von 95 GIs mit acht Offizieren. Davon waren Captain Black mit Ordonnanz im Schloss und Oberst Wettley in der Villa Rafflenbeul an der Rader Straße untergebracht.

Die Hückeswagener "überlebten" den April 1945 ohne Telefonanschlüsse, ohne Kraftfahrzeug-Fahrerlaubnisse und kamen kaum dazu, die Verluste, die fast ausnahmslos jede Familie betrafen, einzuordnen und aufzulisten. Was blieb, waren Trauergottesdienste für die fast 350 Gefallenen, die Zivilopfer und die Sorge um die vielen Vermissten.

(RP)
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