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Rückblende Hückeswagen Vor 20 Jahren Dachdecker bezieht Lager in ehemaligen "Ruhmeshalle"

Hückeswagen · Der schmucke weiße T4-Pritschenwagen, der ganze Stolz des Handwerksbetriebs, fährt am Lager vor. Die Brüder Frank und Thomas Riemer steigen aus, richten noch einmal ihre Dachdeckerkluft und betreten dann erstmals das Gebäude im Brunsbachtal - so oder ähnlich könnte es sich abgespielt haben am 27. Juni 1997, als der Hückeswagener Handwerksbetrieb die Räume bezieht. Neun Jahre später wird dann Frank Riemer in einem Interview augenzwinkernd verkünden, dass in jenem Bauwerk, "im Lager Zur Ruhmeshalle", im Sommer durchweg gearbeitet werde, aufräumen könne man auch noch im Winter.

 Für Frank Riemer (l.) Markus Königsmann (M.) und Thomas Riemer ist nächstes Jahr in der ehemaligen Ruhmeshalle Schluss. Die Dachdecker suchen ein neues Lager, weil auf dem Areal wohl das neue Feuerwehrhaus gebaut wird.

Für Frank Riemer (l.) Markus Königsmann (M.) und Thomas Riemer ist nächstes Jahr in der ehemaligen Ruhmeshalle Schluss. Die Dachdecker suchen ein neues Lager, weil auf dem Areal wohl das neue Feuerwehrhaus gebaut wird.

Foto: Bangert

Der schmucke weiße T4-Pritschenwagen, der ganze Stolz des Handwerksbetriebs, fährt am Lager vor. Die Brüder Frank und Thomas Riemer steigen aus, richten noch einmal ihre Dachdeckerkluft und betreten dann erstmals das Gebäude im Brunsbachtal - so oder ähnlich könnte es sich abgespielt haben am 27. Juni 1997, als der Hückeswagener Handwerksbetrieb die Räume bezieht. Neun Jahre später wird dann Frank Riemer in einem Interview augenzwinkernd verkünden, dass in jenem Bauwerk, "im Lager Zur Ruhmeshalle", im Sommer durchweg gearbeitet werde, aufräumen könne man auch noch im Winter.

Dementsprechend werden sie damals auch kaum Zeit gehabt haben, den sprichwörtlichen Atem der Geschichte zu spüren, der zweifelsohne durch die Gemäuer weht. Handelt es sich dabei doch um das Überbleibsel eines Gebäudeensembles, in dessen Festsaal über viele Jahrzehnte rauschende Feste und großartige Konzerte gegeben wurden. Es muss ein prächtiger Saal gewesen sein mit einem Rundbogenfenster und einem Laubengang. Angeblich hat ein patriotisch gesinnter Gastwirt in Gedenken an die Freiheitskriege den Namen Ruhmeshalle sinniert, so die immer etwas mit Vorsicht zu genießende Aussage des Heimatforschers Wilhelm Blankertz.

Doch wo befand sich die Gaststätte genau? Sie stand an der heutigen B 237 in Höhe des Kfz-Meisterbetriebs Heimchen, wo ab der Einmündung Zum Sportzentrum stadtauswärts die Bundesstraße heute noch die Bezeichnung Ruhmeshalle trägt. Überhaupt haben alles Wissenswerte die Autoren Ingo Darvin und Hella Krumm in zwei Artikeln für das BGV-Mitteilungsblatt "Leiw Heukeshoven" zusammengetragen. Darwin erwähnt die Existenz der Gaststätte vor 1830 und einen Gastwirt namens Heinrich Schmidt und weiterhin Eduard Schmidt, der dort bis 1925 tätig war. Hella Krumm geht detaillierter auf die Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Sie hebt die wichtige Rolle des rührigen Gastwirtes, Pferdeliebhabers und Plattkallers Willi Bever hervor, der im August 1995 starb.

Wichtig ist zu wissen, dass die Ruhmeshalle aus mehreren Gebäuden bestand: Festsaal, gegenüberliegendem Gasthaus, Reithalle und Stallungen. Der Festsaal brannte im Jahr 1974 nieder, wobei er schon zu diesem Zeitpunkt nur noch als Unterstellraum diente. Die Reithalle wurde bereits 1954 abgebrochen. Übrig blieb der Stall, der schließlich zu einem Lager umgebaut wurde und im Juni 1997 von den Brüdern Frank und Thomas Riemer bezogen wurde.

Den T4 gibt es nicht mehr, nach 260.000 Kilometern hatte er seine Dienste eingestellt. Und auch das Lagergebäude wird bald Geschichte sein, wenn die aktuellen Planungen der Politik bestätigt werden: Auf dem Areal der ehemaligen Gaststätte soll das neue Feuerwehrhaus gebaut werden. "Mitte nächsten Jahres ist hier Schluss", sagt Frank Riemer. "Wir suchen zurzeit in Hückeswagen einen neuen Standort." Nach dem Abriss werden dann die letzten Spuren der Ruhmeshalle beseitigt sein.

NORBERT BANGERT

(nob)
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