Kirsten Otto Christkind kann alles - außer Weltfrieden

Hückeswagen · Mit einem Fackelzug startet morgen, Freitag, der "Hüttenzauber" - vorneweg in einer Kutsche der Nikolaus und das Christkind. Das wird von Kirsten Otto dargestellt. Die 23-jährige Hückeswagenerin macht das zum ersten Mal und freut sich darauf.

 Das Hückeswagener Christkind ist 23 Jahre alt, blond, blauäugig und heißt im wahren Leben Kirsten Otto. Im Interview mit unserer Redaktion verrät die junge Frau, wie sie an den "Job" gekommen ist und worauf sie sich freut.

Das Hückeswagener Christkind ist 23 Jahre alt, blond, blauäugig und heißt im wahren Leben Kirsten Otto. Im Interview mit unserer Redaktion verrät die junge Frau, wie sie an den "Job" gekommen ist und worauf sie sich freut.

Foto: Jürgen Moll

Meinen Sie nicht, dass Sie es mit dem Klischee übertrieben haben?

Otto (lacht) Blond, blauäugig, Christkind?

Genau!

Otto Es geht eigentlich. Das war schon immer so.

Diese Frage bietet sich nun einmal an: Wieso wird man Christkind?

Otto Ich bin von Monika Winter (Geschäftsführerin des Stadtmarketings, das den "Hüttenzauber" organisiert; Anm. d. Red.) gefragt worden, ob ich das machen möchte. Die arbeitet mit meiner Mama zusammen. Ich fand die Idee ganz schön. Ich bin erst seit kurzem wieder in Hückeswagen. Und das Klischee - blond, blauäugig - hat dann gepasst.

Wo waren Sie vorher?

Otto Ich habe drei Jahre in Wiesbaden gelebt und dort meine Ausbildung gemacht.

Was sind denn Ihre Aufgaben beim Fackelzug vom Schloss zum Wilhelmplatz?

otto Wir verteilen Schokonikoläuse an die Kinder, und sie können ihre Wunschzettel bei mir abgeben, ein Lied singen oder ein Gedicht aufsagen. Und bestimmt auch das eine oder andere Foto mit dem Christkind machen.

Haben Sie schon einmal das Christkind gespielt?

Otto Nein, das ist das erste Mal.

Wissen Sie, was am Freitag auf Sie zukommt?

Otto Ich lass' mich da mal überraschen. Ich weiß, wann ich wo sein muss. Ich habe gehört, es gibt eine Kutsche und einen Fackelzug.

Es werden ja auch viele Kinder mitgehen, am Straßenrand oder auf dem Wilhelmplatz warten und Sie bzw. das Christkind anhimmeln. Ist das wohl ein Gefühl wie bei einem Popstar, dem die Fans zu Füßen liegen?

Otto (lacht) Könnte gut sein. Oder wie eine Prinzessin - womit wir wieder beim Klischee wären -, die mit der Kutsche durch die Stadt fährt.

Also ein Gefühl zum Genießen?

Otto Auf jeden Fall ja! Gerade jetzt, wo die Altstadt so schön geschmückt ist.

Freut es Sie, dass es noch Kinder gibt, die ans Christkind glauben?

Otto Ja, ich finde das sehr wichtig. Ich fand das als Kind immer toll. Das hatte einfach sowas Schönes, Geheimnisvolles, Magisches.

Dann haben sie als Kind selbst ans Christkind geglaubt.

Otto Absolut. Ich habe Wunschzettel und Zucker und Plätzchen aufs Fensterbrett gelegt.

Bis wann haben Sie ans Christkind geglaubt?

Otto (lacht) Das tue ich ja jetzt noch!

Wie sieht Ihr Kostüm aus, und woher bekommen Sie es?

Otto Das bekomme ich von der Stadtverwaltung gestellt. Das sind ein langer weißer Rock mit goldenen Sternen darauf, ein Haarreif und Flügelchen.

Verkleiden sie sich gerne? Karneval zum Beispiel.

Otto Eigentlich schon. Da habe ich immer Spaß dabei.

Als Engel waren Sie noch nicht unterwegs?

Otto Das ist jetzt das erste Mal.

Wie sehen am Freitag die Vorbereitungen aus?

Otto Da bleibt nicht viel Zeit - (lacht) vermutlich wie beim "tatsächlichen" Christkind in der Weihnachtsnacht. Ich düs' von der Arbeit direkt zum Schloss, und dann treffe ich mich da mit dem Nikolaus, mache mich schnell fertig und werde mich überraschen lassen.

Wie ist eigentlich Ihr Verhältnis zum Bürgermeister, der ja den Nikolaus geben wird?

Otto Ich weiß, wer er ist und habe ihn auch schon gesehen. Mit den Kindern war ich, glaube ich, auf der Schule, und seine Frau hatte ich auf dem EvB-Gymnasium als Lehrerin. Aber ich kenne ihn noch nicht persönlich.

Es gibt ja nebenberufliche Nikoläuse. Wäre die Rolle des Christkinds auch für Sie ein guter Nebenjob?

Otto Ich musste ja schon lachen, als man mich gefragt hat. Ich könnte mir durchaus vorstellen, das öfter zu machen. Ich habe, nachdem sich herumgesprochen hat, dass man mich gefragt hat, direkt ein zweites Angebot der Cross-Freunde Herweg bekommen, die Sonntag wieder eine Kutsche mit Nikolaus auf der Bahnhofstraße haben. Da macht sich so ein Christkind ja auch noch einmal ganz gut.

Was verdient ein Christkind?

otto Ein Lachen der Kinder. . . (lacht) Mehr nicht. Strahlende Kinderaugen - mehr krieg ich wohl nicht an dem Abend.

Sind Sie denn zufrieden mit dem "Lohn"?

Otto Ja, auf jeden Fall. Ich glaube, da ist man mehr als entlohnt, wenn die kleinen Kinder da stehen und einen angrinsen und lachen.

Was wünscht sich denn das Christkind zu Weihnachten?

Otto (lacht) Ich bin da immer ganz kompliziert. Ich wusste noch nie, was ich mir wünschen soll. Ich habe schon immer lieber jemandem eine Freude gemacht, als mir Gedanken darüber zu machen, was ich mir wünsche - und das ist ja auch der Job des Christkindes.

Wie, kein Wunsch nach Weltfrieden? Das müsste sich ein Christkind - zumindest klischeemäßig - doch wünschen. . .

Otto Da bin ich realistisch genug: Selbst als Christkind bekomme ich den Weltfrieden nicht hin.

STEPHAN BÜLLESBACH FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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