Hückeswagen CDU, SPD, FDP und Grüne sind geschockt über das AfD-Ergebnis

Hückeswagen · Knapp 20 Hückeswagener wollten sich die Ergebnisse nicht zu Hause ansehen, sondern sich gemeinsam über den vorläufigen Ausgang der Bundestagswahl informieren.

Das Ergebnis wurde im Foyer des Bürgerbüros über eine Leinwand projiziert. Bürgermeister Dietmar Persian freute sich über die gestiegene Wahlbeteiligung im Vergleich zur Wahl vor vier Jahren. "In den Wahllokalen haben wir überall die Rückmeldung bekommen, dass sehr viele Bürger zum Wählen gekommen sind", sagte er. Das gute Abschneiden der AfD bezeichnete Persian als besorgniserregend. "Ich hoffe, dass das Land durch das Ergebnis insofern verändert wird, als dass die demokratischen Parteien den AfD-Wählern, die bei ihnen keine Heimat mehr haben, die Antworten geben, die sie suchen. Das Ergebnis ist hoffentlich ein Weckruf für die großen Parteien", sagte er.

Die Fraktionsvorsitzenden von CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP waren als Wahlhelfer aktiv, daher kamen sie erst nach und nach ins Bürgerbüro. So auch Hans-Jürgen Grasemann (SPD). Er übte sich in Galgenhumor. "Wir haben eine sozialdemokratische Kanzlerin, dagegen kann man als SPD nichts erreichen." Für Grasemann gehe der einzige Weg in die Opposition. "Wir müssen uns erneuern", sagte er. In Bezug auf das Abschneiden der AfD kommentierte er nur: "Da kommen einem die Tränen, aber nicht vor Lachen."

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Schütte freute sich für Carsten Brodesser. "Er war hier ja noch recht unbekannt - und dass sein Ergebnis aus dem Stand heraus so gut ist, ist schön", sagte er. Es werde eine spannende Legislaturperiode, weil der Wähler nur zwei Koalitionsmöglichkeiten an die Hand gegeben habe. "Jamaika kann scheitern, wenn wir uns nicht mit den beiden Juniorparteien einigen können", sagte Schütte. Und dann bliebe nur die Fortführung der Großen Koalition. Die AfD müssten alle demokratischen Parteien in den kommenden Jahren entzaubern.

Shirley Finster von Bündnis 90/Die Grünen durfte als Niederländerin nicht wählen, hatte das Wahlergebnis aber interessiert verfolgt. Sie hoffe auf die Kraft der Vernunft in Berlin. "Es ist gut, dass es offensichtlich keine Fortsetzung der Großen Koalition geben wird. Die SPD wurde derart abgestraft, dass sie freiwillig in die Opposition geht." Das laufe dann auf die Jamaica-Koalition zwischen CDU/CSU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen hinaus. "Und das habe ich auch oft an den Wahlkampfständen gehört: Die Grünen sind wichtig", sagte Finster. Ein schöner Nebeneffekt sei zudem, dass die SPD so stärkste Oppositionskraft sei - und nicht die AfD.

Der FDP-Fraktionsvorsitzende Jörg von Polheim war hochzufrieden mit dem Abschneiden seiner Partei. "Das Ergebnis ist ein Erdrutsch. Leider auch das der AfD, darüber kann man nur betrübt sein." Jetzt müssten sich alle demokratischen Parteien an einen Tisch setzen und konstruktiv beraten. Jamaika sei für ihn kein zwangsläufiges Ergebnis, sagte von Polheim.

(wow)
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