Hückeswagen Bukowski will dem Kreis ein neues Gesicht geben

Hückeswagen · Jörg Bukowski (41) ist als gebürtiger Gummersbacher "echter Oberberger", gelernter Verwaltungsfachmann und Jurist, schon immer ohne Parteibuch, seit 2009 Bürgermeister von Morsbach - und will am 13. September zum neuen Landrat und damit zum Nachfolger von Hagen Jobi (CDU) gewählt werden. In der Kreisverwaltung hat er vor rund 20 Jahren seine Ausbildung durchlaufen, jetzt will er "den Kreis" quasi erneuern.

Für ihn heißt das unter anderem: Die Zusammenarbeit zwischen dem Kreis und den kreisangehörigen 13 Städten und Gemeinden muss deutlich verbessert werden. Der Oberbergische Kreis soll Dienstleistungsunternehmen werden, also unternehmerisch planen und handeln im Dienst der Kommunen und der darin lebenden Bürger. "Der Kreis handelt letztlich für die Kommunen und damit für die Bürger vor Ort. Dann muss ,vor Ort' auch in die Entscheidungen einbezogen werden": Mit dieser Forderung präsentierte sich Bukowski am Freitagabend in der Altstadt-Gaststätte "Zum Justhof".

An einem Beispiel machte er deutlich, wo es derzeit an der aus seiner Sicht zwingenden Zusammenarbeit hapert: Der Kreis will Fördermittel haben für den Ausbau von barrierefreien Wanderwegen. Selbst wird er dafür 250 000 Euro aufbringen müssen. Nur drei Kommunen zeigen Interesse, die anderen fürchten, mit den Folgekosten für die Unterhaltung neuer Wege finanziell überfordert zu sein. Der Kreis beantragt die Förderung dennoch. Für Bukowski ist das typisch: "Der Kreis glaubt, eine gute Idee zu haben - und setzt sie gegen berechtigte Interessen der Mehrheit der Kommunen durch." Er sieht darin "veraltetes hoheitliches Denken von oben herab" auf Kosten derer, die's letztlich über die Kreisumlage bezahlen müssen.

Finanzen sind ein wichtiges Thema für den Bürgermeister von Morsbach. "Seine" Gemeinde steckt als eine von nur noch wenigen Kommunen im Oberbergischen noch nicht im Haushaltssicherungskonzept. "Der Umgang mit dem Geld der Bürger ist sozusagen mein Steckenpferd", sagt der 41-Jährige. Er fordert etwa ein Bench-Marking bei den Ausgaben des Kreises, also den betriebswirtschaftlichen Vergleich mit Besseren bei den Ausgaben.

Sein Beispiel dafür sind die Ausgaben für die Leistungen des Jugendamtes. Vor Jahren hat der Kreis auf ein neues Konzept umgestellt, das verstärkt auf Prävention setzen soll. Die Mehrkosten sind hoch. Bukowski: "Wir wissen bis heute nicht, was das wirklich bringt. Antworten auf Fragen dazu fallen viel zu pauschal aus." Die Umlage, die die Gemeinden für die Arbeit des Kreisjugendamtes zahlen müssten, sei aber inzwischen erdrückend hoch, ebenso wie die allgemeine Kreisumlage. Da sei die nachvollziehbare Kosten-Nutzen-Analyse zwingend.

Dass nur rund 15 Zuhörer und nahezu ausschließlich aktive Mitglieder seiner Unterstützerparteien SPD, Grüne und UWG gekommen waren, irritierte ihn dabei nicht. Dass auch die Landratswahl kein "Publikumsrenner" werden wird, weiß Bukowski. "Ich bin da realistisch, mehr als eine Wahlbeteiligung zwischen 25 und 30 Prozent wird kaum drin sein", sagte er. Diese Befürchtung hegt unter anderem auch die SPD, wie Fraktionschef Hans-Jürgen Grasemann unterstrich. Der Kreis ist den Menschen - nicht nur in Hückeswagen - sehr fern, der Landrat auch. Bukowski hat Ideen, wie sich das ändern könnte. Die Zahl derer, sie sie hören wollen, scheint indes begrenzt, wie der Abend im "Justhof" zeigte.

(bn)
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