Hückeswagen Biotonne - wer falsch befüllt, bleibt auf Müll sitzen

Hückeswagen · Abflussrohr, Felge, Auspuff - es gibt Dinge, die gehören nicht in die Biotonne. Manch einer entsorgt sie da aber trotzdem klammheimlich. Die "Störstoffe" müssen dann aufwendig im Entsorgungszentrum des Bergischen Abfallwirtschaftsverbands (BAV) aussortiert werden. Um das Problem zu lösen, startet der BAV eine Infokampagne und versorgt die Biotonnen mit Aufklebern. Mitunter werden sie auch nicht geleert.

 Hermann-Josef Peeters-Bonnen zeigt auf der Kompostieranlage die Problemfälle im Biomüll.

Hermann-Josef Peeters-Bonnen zeigt auf der Kompostieranlage die Problemfälle im Biomüll.

Foto: inbo

Der Hinweis ist eindeutig irreführend: Als "Bio-Plastik" oder "kompostierbar" sind manche Plastiktüten deklariert und erwecken den Eindruck, dass der Verbraucher darin unbesorgt seinen Biomüll sammeln und dann komplett in die Tonne werfen könne. Das aber ist falsch, betont der Bergische Abfallwirtschaftsverband (BAV) und startete eine Informationskampagne zur getrennten Bioabfallsammlung. Jetzt waren die BAV-Mitarbeiter in Leichlingen unterwegs. Bis zum Jahresende werden sie auch in Hückeswagen, Wermelskirchen und Radevormwald im Einsatz gewesen sein. Die Biotonnen bekommen einen großen roten Aufkleber, der die Besitzer informiert, was auf keinen Fall in die Biotonne gehört - zum Beispiel besagte Plastiktüten mit oder ohne Kompostierungshinweis und Verpackungsabfälle aus Glas, Metall und Kunststoff.

Entdecken die Prüfer Dinge in der Biotonne, die darin nichts zu suchen haben und eine Verwertung unmöglich machen, bringen sie einen weiteren roten Hinweis an und lassen den Behälter ungeleert am Straßenrand stehen. Dann ist es der unangenehme Job der Tonnenbesitzer, den Müll zu sortieren. Wer das nicht macht, hat die volle Tonne vor der Tür stehen, bis sie nur noch reinen Biomüll enthält.

Damit müssen auch Tonnenbesitzer rechnen, die sauber trennen, denen aber Fremde abends Problemmüll in die Biotonne werfen, der dort nichts zu suchen hat. "Dafür sind Tonnenbesitzer verantwortlich", heißt es vom BAV. Die Empfehlung von dort: die Tonnen so spät wie möglich rausstellen.

"Wir verarbeiten in der Vergärungs- und Kompostierungsanlage Leppe jährlich rund 45.000 Tonnen Bioabfälle aus dem Rheinisch-Bergischen und aus dem Oberbergischen Kreis. Dabei produzieren wir rund acht Millionen Kilowattstunden Strom, von denen wir zwei Millionen für unseren Betrieb verbrauchen. Mit dem Rest versorgen wir in der Region 2500 Haushalte mit Strom", erläuterte Hermann-Josef Peeters-Bonnen vor Ort in der Anlage der Avea in Lindlar. Außerdem stellt das Unternehmen aus den Bioabfällen Kompost für die Landwirtschaft, den Garten- und Landschaftsbau und private Haushalte her. In letzter Zeit sei die Qualität des Biomülls allerdings deutlich schlechter geworden, weil die sogenannten Störstoffe erheblich zugenommen hätten. Sie müssen in der Vergärungs- und Kompostierungsanlage aufwendig aussortiert werden. Kleine Metallgegenstände wie Messer oder Scheren lassen sich über einen Magnetabscheider noch einfach aussortieren. Schwierig wird es, wenn - wie in der Anlage zu sehen - Abflussrohre, Radfelgen oder gar ein Auspuff in der Biotonne landen, die dort teils große Schäden anrichten. "Das größte Problem aber sind die Plastiktüten, die lediglich in kleine Schnipsel zerkleinert werden können und die Qualität des Komposts verschlechtern. Im schlimmsten Fall landen sie am Ende mit dem Kompost auf Feldern und in Gärten", sagt Peeters-Bonnen.

Die Erklärung ist einleuchtend: Die kompostierbaren Abfälle in der Vergärungsanlage am Lindlarer Entsorgungszentrum werden unter Luftabschluss behandelt, um das Biogas für die Verstromung zu gewinnen. Die Mülltüten aus biologisch abbaubaren Werkstoffen zersetzen sich ohne Sauerstoffzufuhr nicht, führen aber zu Problemen in der Anlagentechnik. "Wir haben jetzt den Punkt erreicht, an dem wir Gas geben müssen, um gegenzusteuern", betonte Peeters-Bonnen. "Darum starten wir die Informationskampagne", sagte Christoph Rösgen, Leiter der BAV-Abfallwirtschaft. Auf Märkten, bei Veranstaltungen und in Einkaufszentren wird die Abfallberatung des BAV in den kommenden Wochen über die Biotonne informieren. Als speziellen Anreiz hat der Verband einen Fotowettbewerb ausgelobt: Wer seinen "schönsten Biomüll" fotografiert und dem BAV schickt, darf ein Wochenende lang mit dem Elektromobil des Bergischen Energiekompetenzzentrums fahren.

Wer nachlesen möchte, was in die Biotonne gehört und was nicht, erhält umfangreiche Infos unter www.bavweb.de und unter der Rufnummer 0800 8058050 (kostenfrei).

(RP)
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