Hückeswagen Bei Taxifahrern fährt mulmiges Gefühl mit

Hückeswagen · Ein Streit um die Begleichung des Fahrpreises war die Ursache für das Verbrechen an einem Taxifahrer in Wipperfürth. Solche Situationen seien fast alltäglich, sagt der Hückeswagener Taxiunternehmer Rainer Dickoph im BM-Gespräch.

 Streit mit Fahrgästen sind bei Taxifahrern an der Tagesordnung. Eine Eskalation der Gewalt, wie in Wipperfürth, ist aber noch die Ausnahme.

Streit mit Fahrgästen sind bei Taxifahrern an der Tagesordnung. Eine Eskalation der Gewalt, wie in Wipperfürth, ist aber noch die Ausnahme.

Foto: Busch (Archiv)

Hörbar betroffen zeigt sich Rainer Dickoph eineinhalb Tage nach der Bluttat von Wipperfürth. "Es ist alltäglich, dass Leute zu uns ins Taxi steigen, kein Geld haben und es dann zum Streit kommt", erzählt der Taxiunternehmer. So war es offenbar am Sonntagabend, gegen 23 Uhr, in Wipperfürth. Thomas Held, Sprecher der Polizei Köln, teilte gestern mit: "Der festgenommene Tatverdächtige war ein Fahrgast. Bei der Begleichung des Fahrpreises war es zu Streitigkeiten gekommen, die dann eskaliert sind."

Zeugen hatten um kurz nach 23 Uhr auf dem Wipperfürther Marktplatz Hilferufe des 63-jährigen Taxifahrers gehört und waren dem schwer verletzt neben seinem Taxi liegenden Mann zu Hilfe geeilt. Später kümmerte sich der alarmierte Notarzt um ihn. Doch im Krankenhaus, wohin der Taxifahrer in einem Rettungswagen gebracht worden war, erlag er in der Nacht zu Montag seinen Verletzungen, die ihm der Täter mit mehreren Stichen beigebracht hatte.

Am Montagnachmittag war ein 22-Jähriger als Tatverdächtiger in Hückeswagen festgenommen worden. Er stammt zwar laut Polizei-Information aus der Region, allerdings ist er kein Hückeswagener. Offenbar hatte er in der Schloss-Stadt einen Unterschlupf gesucht. Gestern Nachmittag wurde er in Köln dem Haftrichter vorgeführt.

Eine solche Eskalation hat Rainer Dickoph zwar noch nicht erlebt, Streitereien mit Fahrgästen sind dagegen durchaus an der Tagesordnung. "Manchmal hauen sie auch einfach ab, ohne zu bezahlen", sagt er. Das erleben er und seine Fahrer immer wieder.

Hier auf dem Land sei die Situation eine andere als in Großstädten: Während dort die meisten Fahrgäste auf den Rücksitzen Plätz nähmen, säßen sie hier in der Regel auf dem Beifahrersitz. "Wenn dann mal welche hinten einsteigen und miteinander tuscheln, dann ist das schon eine mulmige Situation", sagt der Taxiunternehmer. Von der Ausgangslage her sei das eben eine für die Taxifahrer in der Region eher ungewöhnliche Situation.

Zudem hat Dickoph festgestellt, "dass die Hemmschwelle deutlich gesunken ist". Selbst gegen die Polizei würden immer mehr handgreiflich. Ihn selbst hat das mal ein gebrochenes Nasenbein eingebracht: Ein Fahrgast war nach einer Weihnachtsfeier bei ihm im Taxi eingeschlafen, wach geworden und kurz davor, sich zu übergeben. Daher bat Dickoph den Mann, auszusteigen - "und schon hatte ich seine Faust im Gesicht".

Er plädiert daher für die Einführung einer Videoüberwachung in den Taxis. Die Bilder könnten nach 24 Stunden oder nach der jeweiligen Schicht des Fahrers wieder gelöscht werden. Doch die Datenschützer hätten etwas dagegen. "In Remscheid nutzen die Kollegen die Überwachung schon seit Jahren", weiß Dickoph. Allerdings liefen auch Klagen von Datenschützern. Was er nicht verstehen kann, denn: "Im Internet geben wir viel mehr persönliche Daten preis, als es ein Foto im Taxi tut." Der Hückeswagener ist sich sicher: "Eine Videoüberwachung hätte abschreckende Wirkung."

Die Taxifahrer sind nach dem Tötungsdelikt in Wipperfürth geschockt und verunsichert. Bei Stammkunden käme wohl keine Angst auf, glaubt Dickoph. Aber wenn Unbekannte zum Kollegen, der die Nachtschicht hat, einstiegen, wäre das erst einmal eine komische Situation. Verrückt lassen sollte man sich aber nicht. Für den Taxiunternehmer steht fest, eine Eskalation unter allen Umständen vermeiden zu wollen. "Dann sollen sie lieber mit dem Geld oder ohne zu bezahlen abhauen", sagt er. Hauptsache, sein Leben oder das seiner Fahrer würden nicht gefährdet.

(RP)
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