Hückeswagen Barrierefreier Umbau zieht Mieter an

Hückeswagen · Das Pilotprojekt Wiehagener Straße 9 scheint erfolgreich zu sein: Schon für sechs der sieben Wohnungen, die derzeit umgebaut werden, hat die GBS Mieter gefunden. Sie ziehen ab Oktober in ein barrierefreies Gebäude ein.

 Dennis Landau und Holger Broichhaus von der Hückeswagener Sanitärfirma Kurtz und Paffrath bringen in einem entkernten Badezimmer neue Rohre und Armaturen an.

Dennis Landau und Holger Broichhaus von der Hückeswagener Sanitärfirma Kurtz und Paffrath bringen in einem entkernten Badezimmer neue Rohre und Armaturen an.

Foto: Nico hertgen / SIlke Nauditt (GBS)

Noch liegt jede Menge Staub in der Luft. Das liegt auch daran, dass sich die Handwerker mit dem Umbau beeilen müssen, denn schon in zweieinhalb Monaten sollen hier ins Haus Wiehagener Straße 9 die ersten Mieter einziehen. Das Gebäude, das seit dem Abriss der benachbarten Häuser Nr. 9a und b (s. Kasten) leer steht, wird seit mehr als sieben Monaten komplett umgebaut.

Bis auf Decken und Wände blieb nichts erhalten; Elektro, Installationen, Böden, Fliesen, Türen und Fenster werden komplett erneuert. Auch die alten Balkone, die mit dem Mauerwerk verbunden und daher Kältebrücken waren, wurden abgetrennt. Auch sie werden erneuert - die Metallgestelle werden zwar an der zur Blumenstraße hin gelegenen Außenwand befestigt, dazwischen klafft aber eine kleine Lücke, die mit einer Metallschiene überdeckt wird. So kann keine Energie verlorengehen. Insgesamt eine halbe Million Euro lässt sich die Genossenschaft für Bau- und Siedlungswesen (GBS) dieses Pilotprojekt kosten.

"Nachdem die Nachbargebäude abgerissen worden waren, haben wir uns gefragt, was mit dem Haus Nr. 9 passieren soll", sagt GBS-Vorstandsvorsitzender Thomas Nebgen. Die Grundidee sei dann gewesen, ein Signal für ein ganzes Wohngebiet zu setzen: "Wir haben in eine nicht mehr begehrte Wohnlage investiert und wollen nun sehen, ob das angenommen wird."

Offenbar hat die GBS aufs richtige Pferd gesetzt. Denn die Idee, das Mehrfamilienhaus barrierefrei und seniorengerecht umzubauen und dafür eine bezahlbare Miete zu nehmen - für die rund 80 Quadratmeter großen Wohnungen sind 500 Euro Kaltmiete zu zahlen -, scheint auf Zuspruch zu stoßen: Nur für eine der Wohnungen - sechs Drei-Zimmer-Wohnungen und ein kleineres Appartement - ist noch kein Mieter gefunden worden.

Wichtig ist laut Nebgen, dass sich die Mieter auch im Alter gut hin und her bewegen können. Dafür wurden die Zimmereingänge soweit verbreitert, dass sie mit einem Rollator durchschritten werden können; für einen Rollstuhl hätten die Türen noch weiter verbreitet werden müssen.

Eingebaut wurden auch ebenerdige Duschen, was in Neubauten schon gang und gäbe ist. "Dieser Umbau ist in einem leerstehenden Gebäude natürlich viel einfacher", sagt Nebgen. Denn dafür mussten Kernbohrungen gemacht und die Leitungen und Rohre verlegt werden. Im Hochhaus an der Goethestraße, das im vorigen Jahr saniert wurde, war der Umbau schwieriger, weil die Wohnungen dort größtenteils noch bewohnt waren.

Nur eine Idee wurde nicht umgesetzt: Ursprünglich sollte ein Aufzug eingebaut werden. "Doch der ist zu kostenintensiv", betont Nebgen und verweist auf die vier Aufzüge im GBS-Gebäude am Bahnhofsplatz, in dem unter anderem das Bürgerbüro untergebracht ist. "Dort kostet die Wartung eines Aufzugs alleine schon 3500 Euro im Jahr", sagt der Vorstandsvorsitzende. Geld, das auf die Mieter umgelegt wird. Für die Wiehagener Straße 9 hat sich die GBS für die deutlich kostengünstigere Variante eines Treppenlifts entscheiden.

Ob die GBS dieses Projekt erneut angeht, steht noch in den Sternen. Denn dafür müssten drei Voraussetzungen erfüllt sein: eine geeignete Lage, der entsprechende Sanierungsbedarf und im Optimalfall ein leer stehendes Gebäude. "Ein solches Objekt haben wir momentan aber nicht", sagt Nebgen. Wenn sich ein solches aber einmal anböte, würde die GBS diesen barrierefreien Umbau wiederholen.

Denn die Nachfrage ist gut. "Sie zieht auch für Wiehagen wieder an", freut sich der GBS-Vorstandsvorsitzende. Hatte der Ortsteil lange Zeit doch einen eher negativen Ruf, so dass die Wohnungen dort schlechter zu vermieten waren. "Jetzt aber geht's für Wiehagen wieder in die richtige Richtung", versichert Nebgen.

(RP)
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