Hückeswagen Anwohner vom Motorrad-Lärm genervt

Hückeswagen · Motorenlärm macht den Anwohnern beliebter Motorradstrecken bei schönem Wetter das Leben schwer. Sie fordern stärkere Kontrollen durch die Polizei. Auf eine Lösung des Problems warten sie jedoch schon seit Jahren vergeblich.

 Die Bevertalstraße ist eine der am stärksten von Motorrädern befahrenen Straße in Hückeswagen. Denn über diese geht's zum Biker-Treff am Bever-Damm.

Die Bevertalstraße ist eine der am stärksten von Motorrädern befahrenen Straße in Hückeswagen. Denn über diese geht's zum Biker-Treff am Bever-Damm.

Foto: Moll

Die kurvenreichen Strecken im Bergischen sind beliebt: Pünktlich zur Schön-Wetter-Saison locken sie unzählige Motorradfahrer in die Region. Ein beliebter Bikertreff ist am Bever-Damm. Doch gerade die Anhäufung von Zweiradfahrern machen Anwohnern in Hückeswagen das Leben schwer - insbesondere diejenigen Biker, die statt einer gemütlichen Ausfahrt die fahrtechnische Herausforderung bei höchster Drehzahl suchen.

"Vom Lärm her ist es die Hölle", sagt Cornelia Päper als Betroffene. Auf ihrer Terrasse in Posthäuschen könne sie das eigene Wort nicht verstehen, wenn gerade ein Pulk von 20 bis 30 Motorradfahrern am Haus vorbeifahre. Schon mehrfach habe sie die Polizei gebeten, dort zu kontrollieren. Aber die Stelle wäre ungeeignet für Messungen, hätte die ihr mitgeteilt. "Damit ist im Prinzip der Freibrief gegeben, da mal richtig aufzudrehen", meint Päper.

Ähnliches berichtet Tanja Schoppmann-Semmler, die an der Bevertalstraße und damit am direkten Weg zum Beverdamm wohnt. "Was da oben stattfindet, ist in keiner Weise mehr normal", beschreibt sie die enorme Zahl der Motorradfahrer am Biker-Treff. Keineswegs wolle sie die Zweiradfahrer über einen Kamm scheren. Es seien vielmehr die wenigen "schwarzen Schafe" unter den Bikern, die das Lärmproblem verursachten. Auf dem Balkon wäre es nicht möglich, sich zu unterhalten. "Bei schönem Wetter fahren die schon morgens um 8 Uhr ,durchs Schlafzimmer'", schildert sie ihr Empfinden.

Die gleiche Lärmbelästigung haben die Gäste ihres Restaurants "Haus Kleineichen" auf der Außenterrasse, was wiederum nicht gut fürs Geschäft sei. "Das ist Lebensqualität, die einem genommen wird", ist sich die Wirtin sicher.

Auch die Wiehagener können mitreden. Ein Anwohner der Blumenstraße (Name ist er Redaktion bekannt) bekommt den Lärm von der B 237 ab. "Die Strecke ist schön kurvig und wird gerne von Motorradfahrern aus dem Ruhrgebiet genutzt. Besonders die Rennmotorrad-, Quad- und Harley-Fahrer machen ohrenbetäubenden Lärm, der dann ungefiltert die Straße hochzieht - manchmal bis Mitternacht. Das ist richtig nervig", lässt der Wiehagener seinen Frust ab.

Er ist überzeugt, dass an den Zweirädern manipuliert wird, "weil's einfach geil klingt und um Aufmerksamkeit zu erregen". Auch der Anwohner der Blumenstraße möchte das Problem nicht verallgemeinern: "Es sind zehn bis 20 Fahrer am Tag, die einem das Leben zur Hölle machen." Er fordert aber verschärfte Kontrollen durch die Polizei, bei denen Geschwindigkeit und Auspuff kontrolliert werden sollen. "Manche Bikes knattern wie ein Maschinengewehr", fügt er hinzu.

Kontrollen, wie jüngst in Wermelskirchen, hält auch Cornelia Päper für sinnvoll. Die dortige Stadt geht jetzt gezielt gegen Motorradlärm vor: Neben einer Verkehrszählung und Geschwindigkeitsmessung soll auch ein Lärm-Messgerät zum Einsatz kommen. "Das sollten sie auch mal bei uns an der Zufahrt zum Aldi in Kobeshofen installieren", sagt die Anwohnerin von Posthäuschen. "Wir als Bürger sollen darauf achten, dass Staubsauger eine bestimmt Watt-Zahl nicht übersteigen und Rasenmäher nicht zu laut sind, aber Motorradfahrer dürfen ohne Schalldämpfer fahren. Und wenn man sich mal öffentlich dazu äußert, wird einem mit sehr viel Unfreundlichkeit begegnet", schildert sie ihre Erfahrungen.

Ein neues Prüfverfahren soll nun Gesetzeslücken für Tricksereien am Fahrzeug schließen und den Lärmpegel begrenzen (siehe Infokasten). Diese Regeln gelten jedoch nur für neue typgeprüfte Fahrzeuge. Ohne Gesetze und Kontrollen hilft somit nur noch die Einsicht des Fahrers, um den Lärm zu reduzieren. "Wenn jeder ein bisschen Rücksicht aufeinander nimmt, wäre das alles kein Problem", ist sich Tanja Schoppmann-Semmler sicher.

(heka)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort