Hückeswagen An manchen Orten halten Menschen eine Minute inne

Hückeswagen · Als die Uhr an diesem Montagmittag 12 anzeigt, wird es an einigen Stellen in der Stadt für eine Minute still. Viele Hückeswagener halten in Gedenken an die Opfer der Terroranschläge von Paris für eine Minute inne.

Zwar wissen viele nicht, dass es die Schweigeminute überhaupt gibt, und das Leben geht auch um 12 Uhr seinen gewohnten Gang. In der Montanusschule aber verharren die Schüler einen Moment, ebenso wie viele Mitarbeiter der Firma Klingelnberg, deren Geschäftsführung am Morgen um diese Form der Trauer gebeten hatte.

Auch Bürgermeister Dietmar Persian hatte den Aufruf der Staats- und Regierungschefs aller EU-Staaten nach Hückeswagen gebracht: Pünktlich zur Mittagsstunde halten die Mitarbeiter der Stadtverwaltung im Schloss und im Bürgerbüro für einen Augenblick inne und gedenken der Opfer des Terrors. Dort, wo sonst allgemeine Aufbruchsstimmung in die Mittagszeit herrscht, ist es plötzlich ganz still. Hier im Eingangsbereich des Bürgerbüros stehen 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kreis und schweigen.

Roland Kissau vom Ordnungsamt hat von der Terrorserie am Freitagabend aus dem Internet erfahren: "Bei mir kamen gleich Erinnerungen an den 11. September 2001 hoch. Ich kann es einfach nicht nachvollziehen, was in solchen Menschen vor sich geht", sagt er. Auch wenn Terroranschläge wie in Paris einmal mehr zeigten, was überall passieren könne, so fühlt sich Kissau doch in Hückeswagen sicher. "Würde ich nach Köln auf den Weihnachtsmarkt fahren, hätte ich aber vermutlich ein mulmiges Gefühl."

Seine Kollegin Jana Scheithauer zieht es aus ähnlichen Gründen schon seit einigen Jahren nicht mehr auf derartige Großveranstaltungen: "Vorhin, bei der Schweigeminute, musste ich an das Madonna-Konzert in Köln vor einigen Tagen denken. Das hätte auch da passieren können." Ihr gingen die jungen Menschen durch den Kopf, die bei dem Konzert in Paris gestorben sind. "Da gehen einem ganz automatisch die eigenen Kinder in den Sinn, die ja auch immer wieder auf Konzerte gehen."

Jana Scheithauer musste am Samstag früh raus, deshalb hatte sie erst am Vormittag von den Geschehnissen in Paris erfahren - "über die plötzlich von so vielen Freunden geänderten WhatsApp-Profilbilder, den zum Friedenssymbol umgestalteten Eifelturm und das Motto ,Pray for Paris'".

Jörg Schuschke hatte erst am Samstag realisiert, welches Ausmaß das Grauen in der französischen Hauptstadt hat: "Ich habe am Freitagabend nur von einer Schießerei in Paris gehört. Da war mir aber nicht klar, was das für Dimensionen angenommen hatte", sagt der Mitarbeiter des Ordnungsamts. Auch er hat bei Großveranstaltungen seit dem 11. September 2001 "gewisse Gedanken. Aber dass man diese Leute nicht aufhalten kann, hat Paris gezeigt: Die ganze Stadt ist doch ständig voller Militär und bewaffneter Polizisten. Verhindern konnten sie es dennoch nicht", sagt Schuschke. "Wenn die Terroristen das wollen, passiert es morgen in Köln, Frankfurt oder Berlin."

(wow)
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