Peter Scheben "Alle Künstler wollen wiederkommen"

Wermelskirchen · Von klassischem Theater bis hin zu Varieté - Peter Scheben und der Kulturverein sorgen auch 2018 für ein abwechslungsreiches Programm.

 Peter Scheben und der Kulturverein haben das Theater vor der Schließung bewahrt.

Peter Scheben und der Kulturverein haben das Theater vor der Schließung bewahrt.

Foto: T. Demski

Mit Peter Scheben an der Spitze hat der Kulturverein dem Theater in Wermelskirchen vor dreieinhalb Jahren ein neues Gesicht gegeben: Nachdem die Aula der Realschule nicht mehr nutzbar war, kooperierte er mit dem Film-Eck. Achtmal im Jahr kommen Schauspieler oder Musiker seitdem zum Theaterabend in das schmucke Wermelskirchener Kino - und die Besucherzahlen steigen.

Das Jahr geht auf sein Ende zu. Wie ist bei Ihnen die Stimmung, Herr Scheben?

Scheben Eigentlich können wir sehr zufrieden sein. Im vergangenen Jahr kamen 689 Zuschauer zu uns ins Theater im Film-Eck. Das sind 28 Zuschauer mehr als 2016. Wir dürfen also sagen: Die Besucherzahlen steigen. Dazu kommt, dass wir im vergangenen Jahr 54 neue Namen auf unserer Liste vermerken konnten. Das bedeutet: Immer mehr Wermelskirchener entdecken das Theaterangebot im Film-Eck. Außerdem läuft die Kooperation mit der Familie Schiffler im Film-Eck nach wie vor perfekt. Darüber freuen wir uns, es gibt uns Zuversicht für die Zukunft. Inzwischen sind die Plakate für das nächste Jahr fertig. Der Haushaltsplan, die Anträge und die Briefe an mögliche Sponsoren liegen vorbereitet in der Mappe. Es kann also weitergehen.

Welche Rückmeldung bekommen Sie denn von Künstlern, die nach Wermelskirchen kommen?

Scheben Alle wollen wiederkommen. Das Film-Eck hat etwas Ehrwürdiges, das den Schauspielern und Musikern gefällt. Außerdem werden sie von uns gut betreut. Wir helfen auch beim Ausladen der Requisiten. Und wir haben vor zwei Jahren eine neue Tradition ins Leben gerufen: Vor der Aufführung, um 18 Uhr, setzen wir uns alle auf eine Pizza an der Bar zusammen. Dann ist der Vorstand dabei und wir kommen mit den Künstlern ins Gespräch. Eine Stunde später treffen dann die ersten Zuschauer ein, und manchmal hängt dann noch ein leichter Pizza-Duft in der Luft (lacht).

Die Vorführungen im Film-Eck haben sich inzwischen also etabliert?

Scheben Ich denke Ja, jedoch hätten wir gerne noch mehr Besucher. Wir haben eine kleine Bühne und keine großen Finanzmittel. Das limitiert natürlich die Stückauswahl. Und es ist auch wichtig, den Geschmack der Besucher zu treffen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass der Titel eines Stücks das Problem ist. Dann kommen zu einem tollen Theaterstück plötzlich nur 40 Besucher. Ich verstehe nicht warum.

Apropos Geschmack. Im nächsten Jahr stehen nur heitere Stücke auf dem Programm. Ist das ein Zugeständnis an das Publikum oder Zufall?

Scheben Es gibt nicht so viele Stücke, die ernst und gleichzeitig erschwinglich für uns sind. Aber es ist auch so: Die Zuschauer mögen die lustigen Stücke. Bei ernsten Stücken wie bei "Kassandra" oder die "Judenbank" kamen deutlich weniger Zuschauer. Aber kaum ein Abend war so gut besucht, wie das Varieté mit Stephan Masur oder den Blues Brothers und Elvis Presley. Ich selber mag auch ernstere Stücke. Ich glaube, die lustigen vergisst man schneller. Ich achte darauf, dass immer mal eine neue Art von Theaterpräsentation vorkommt, die die Menschen noch nicht kennen. Ich glaube, für nächstes Jahr haben wir einen guten Mix.

Hat der Ortswechsel das Gesicht des Theaters verändert?

Scheben Natürlich. Heute ist es fast familiär, man sitzt ganz anders. Und wegen der kleineren Bühne haben wir ganz andere Stücke. Es gibt Varieté und Musik. Ich fahre ins Senftöpfchen nach Köln oder besuche andere Kleinkunstbühnen in der Umgebung, um mir Künstler anzusehen. Und wenn es passt, laden wir sie ein und hoffen, dass sie zusagen. Wir haben ein E-Piano gekauft. Das gibt uns neue Möglichkeiten. Zum Beispiel für das Panflötenkonzert mit Matthias Schlubeck, der im November nächsten Jahres zu uns kommt. Darauf bin ich richtig stolz, denn er ist Weltklasse.

Während die meisten Theater auf Abos setzen, gibt es diese Möglichkeit bei Ihnen nicht. Warum halten Sie an der Flexibilität fest, die Ihnen ja auch weniger Sicherheit bietet?

Scheben Früher gab es Abos. Man könnte sagen, es war im Grunde eine geschlossene Gesellschaft. Heute kommen nicht mehr 350 Besucher wie damals in der Realschule. Heute haben wir im besten Fall 115 oder 120 Besucher. Aber die kommen, weil sie das Stück sehen wollen und nicht, weil sie ein Abo haben. Keiner soll sich verpflichtet fühlen. Das Risiko gehen wir also mit Absicht ein. Ich hatte selber 30 Jahre lang ein Abo. Wir sind mit den anderen Besuchern älter geworden. Jetzt sprechen wir neben den treuen Stammgästen auch neue Interessenten an. Es gibt auch Zuschauer, die im September schon für das gesamte folgende Jahr buchen.

Gehen sie heute noch unbeschwert ins Theater oder haben Sie immer die Wermelskirchener Bühne im Hinterkopf?

Scheben Meine Theaterbesuche haben sich wirklich verändert. Ich habe den Kopf nicht mehr frei. Ich frage mich: Wäre das Stück auch was für unser Theater? Verträgt das Wermelskirchener Publikum die Kraftausdrücke? Ist genug Platz da? Wie groß fallen die Schritte der Schauspieler aus? Wie oft ziehen sich die Künstler um? Können wir uns die 60 Lampen leisten? Aber ich genieße es trotzdem.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten für das Wermelskirchener Theater, wie würde er klingen?

Scheben Ich würde uns mehr Aufmerksamkeit wünschen und damit auch noch mehr Besucher. Öffentliche Gelder bekommen wir nicht. Unterstützung gibt es von der Bürgerstiftung der Sparkasse und von der BEW. Wir leben von der Hand in den Mund.

Müssen sich die Wermelskirchener Sorgen machen um ihr Theater?

Scheben Das Programm für das nächste Jahr steht. Im Sommer gehe ich dann die Planung für 2019 an. Wir haben auch noch das Restkapital des Kulturvereins. Es muss sich im Moment keiner Sorgen machen um das Theaterleben in Wermelskirchen.

Ihr ehrenamtlicher Einsatz ist groß. Was motiviert Sie?

Scheben Ich werde 76. Ich habe 37 Jahre bei Ford gearbeitet, davon neun Jahre in England. Als ich Rentner wurde, bin ich zuerst viel mit meiner Frau gereist. Und dann musst du dir überlegen, wofür du dich einsetzen willst. Ich bin erst in die Kommunalpolitik gegangen, dann in die Kultur. Und wenn ich etwas anfange, möchte ich es auch richtig machen. Vor 50 Jahren hat mich meine Frau ans Theater geführt. Seitdem bin ich nicht mehr davon losgekommen. Dass ich allerdings mal sowas mache, hätte ich nicht gedacht. Aber man wollte das Theater in Wermelskirchen dicht machen. Das haben wir verhindert.

Die Fragen stellte Theresa Demski

(resa)
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