Hückeswagen Ärger um nicht mehr vergebene Gräber

Hückeswagen · Weil der Friedhof kleiner werden soll, werden seit zwei Jahren zwei Gräberfelder nicht mehr belegt. Die Folgen gefallen einer Hückeswagenerin nicht. Mehr Pflege hätte aber eine Gebührenerhöhung zur Folge, sagt Bauamtsleiter Andreas Schröder.

 BM-Leserin Marianne Tietz kritisiert, dass sich das Unkraut auf dem Friedhof Am Kamp im Allgemeinen und gerade im Bereich ihrer Doppelgrabstätte im Besonderen ausbreite. Die 84-Jährige wird dann selbst aktiv und beseitigt das Unkraut.

BM-Leserin Marianne Tietz kritisiert, dass sich das Unkraut auf dem Friedhof Am Kamp im Allgemeinen und gerade im Bereich ihrer Doppelgrabstätte im Besonderen ausbreite. Die 84-Jährige wird dann selbst aktiv und beseitigt das Unkraut.

Foto: stephan büllesbach

Die Doppelgrabstätte der Familie Tietz im Feld 3 des Friedhofs Am Kamp ist liebevoll gepflegt. Ein Friedhofsgärtner hat Eisbegonien hinter einer Reihe Hebe, auch Strauchveronika genannt, sowie zwei Buchsbäume und eine Zwergkiefer angepflanzt. In der Mitte ist ein Grablicht aufgestellt. Auch das Grab rechts davon ist sehr ordentlich, wie überhaupt fast die gesamte Reihe einen gepflegten Eindruck macht. Marianne Tietz ist dennoch unzufrieden.

Die 84-Jährge kritisiert am Bürgermonitor unserer Redaktion, dass viele Grabstätten verwahrlost und ungepflegt seien. Dabei verweist sie auf die beiden Gräber links neben dem ihren, in dem bereits ihre Tante, ihr Schwiegervater und vor 19 Jahren ihr Ehemann Ernst beerdigt wurden. Weil die Frist der Nachbargräber abgelaufen ist, wird deren Oberfläche nur noch durch eine flache Schicht Schotter und Bodendeckern bedeckt.

Das hat seinen Grund: Bereits im Mai 2015 fasste zunächst der Haupt- und Finanzausschuss und später dann der Rat den Beschluss, die Felder 3 (zwischen dem Fußweg, der vom Parkplatz Kölner Straße hinunterführt, und der Beethovenstraße) und 4 (die Anschüttung am Weierbach) nicht mehr neu belegen zu lassen. Hintergrund ist, dass das "Kämpchen", wie der Friedhof im Volksmund genannt wird, verkleinert werden soll. Das ist die Konsequenz aus einer bestimmten Entwicklung: Die Zahl der Erdbestattungen ist in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen, die der Urnenbestattungen hat parallel dazu zu jedoch deutlich zugenommen. Und dieser Trend wird sich fortsetzen.

Für Urnengräber wird somit deutlich weniger Fläche benötigt, weswegen der Friedhof auf längere Sicht also zu groß werden würde. Daher schlossen sich die Politiker vor zwei Jahren der Meinung der Verwaltung an, die Felder 3 und 4 des Friedhofs auslaufen zu lassen. Das heißt, dass seither keine abgelaufene Grabstelle mehr vergeben worden ist.

Für Marianne Tietz ist das nicht zufriedenstellend, breite sich doch das Unkraut auf dem Friedhof im Allgemeinen und im Bereich ihrer Doppelgrabstätte im Besonderen aus. "Das mache ich dann selber weg", erzählt die 84-Jährige, die nach ihrem Tod neben ihrem Mann in diesem Grab bestattet werden möchte. Das ist bei Ehepartner auch noch zulässig.

Noch bestehen in den beiden betroffenen Feldern Grabstätten, für die längere Ruhezeiten und Nutzungsrechte gelten. Vor dem Jahr 2050 kann die Stadt diesen Teil des Friedhofs also nicht aufgeben, denn Umbettungen standen und stehen nicht zur Diskussion.

Bauamtsleiter Andreas Schröder weiß um die Folgen der Nichtvergabe von Grabstätten auf dem "Kämpchen": "Das Erscheinungsbild wird sich natürlich verändern, wenn Gräber nicht mehr wiederbelegt werden", macht er auf Anfrage unserer Redaktion deutlich. Auch werde deren Anzahl in den nächsten Jahren zunehmen. Die Kritik von Marianne Tietz, "es muss sich doch mal jemand darum sorgen", kontert der Bauamtsleiter: "Unser Friedhofsverwalter Jochen Pier bemüht sich darum, den Friedhof und die Felder 3 und 4 in einem guten Zustand zu erhalten." Ist die Frist der Gräber ausgelaufen, versieht er die Oberfläche wie die der Nachbargräber der Familie Tietz mit Schotter oder bepflanzt sie mit dichten Bodendeckern.

"Dass dann auch schonmal Unkraut andere Gräber erreicht, ist normal", betont Schröder. Er könne verstehen, dass so mancher Friedhofsbesucher das dann nicht mehr schön findet. "Aber wenn man alles richtig ordentlich haben will, führt das zu einem Mehr an Aufwand, der letztlich in die Kalkulation für die Friedhofsgebühren geht", betont der Bauamtsleiter.

Mittelfristig denken er und der Friedhofsverwalter bereits darüber nach, die Pflege der nicht mehr vergebenen Felder an eine Fremdfirma zu vergeben. "Denn ihre Zahl und der Aufwand nehmen immer mehr zu", sagt Schröder. Das könne Pier dann irgendwann nicht mehr noch nebenher machen. "Im Rahmen seiner zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten macht er das aber gut", lobt der Bauamtsleiter das Wirken des Friedhofsverwalters.

(büba)
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