Hückeswagen 8,3 Millionen Euro für Metabolon

Hückeswagen · Der Bergische Abfallwirtschaftsverband (BAV) und die Technische Hochschule (TH Köln) erforschen auch in der Zukunft innovative Abfallverwertungsverfahren. Das Land und die EU fördern neue Wege zu einer Wertschöpfung.

 Ein Blick auf die große Anlage mit ihren vielfältigen Stationen. Auf der ehemaligen Leppe-Deponie wird nicht nur geforscht, die Anlage eignet sich seit Jahren auch zu Freizeitaktivitäten. Bei schönem Wetter lohnt der Weg auf die Spitze.

Ein Blick auf die große Anlage mit ihren vielfältigen Stationen. Auf der ehemaligen Leppe-Deponie wird nicht nur geforscht, die Anlage eignet sich seit Jahren auch zu Freizeitaktivitäten. Bei schönem Wetter lohnt der Weg auf die Spitze.

Foto: Bergischer Abfallwirtschaftsverband

Im interdisziplinären Forschungsprojekt :metabolon auf der ehemaligen Deponie Leppe in Lindlar entwickeln und erproben der BAV, der auch für die Müllentsorgung in Hückeswagen zuständig ist, und die TH Köln seit 2009 innovative Verfahren zur Verwertung von Rohstoffen aus der Land-, Forst-, Abfall- und Wasserwirtschaft. Die Weiterentwicklung des Projektes wird in den nächsten vier Jahren vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW mit 8,3 Millionen Euro gefördert. Das berichtet Christian Oetter vom BAV.

Die Projektpartner möchten zwei weitere Verwertungsprozesse erforschen, eine zweite Technikumshalle bauen und bereits erprobte Verfahren verfeinern. Darüber hinaus ist der Aufbau eines Netzwerks zur Wertschöpfung mit Akteuren aus Industrie, Politik und Forschung geplant. "Das Ziel unserer Forschungen ist ein möglichst geschlossener Verwertungskreislauf von Rohstoffen, die in der Region verfügbar sind. Das können etwa Energiepflanzen, Restholz, Abfälle, Klärschlamm oder alte Wärmedämm-Verbundsysteme sein", erläutert der wissenschaftliche Projektleiter Professor Dr. Michael Bongards von der Fakultät für Informatik und Ingenieurwissenschaften der TH. Dabei sollen aus den Ausgangsmaterialien zunächst neue Rohstoffe entstehen, zum Beispiel Produkte für die chemische Industrie, metallische Wertstoffe oder Biogas.

Wenn diese Verwertungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, werden die Reste in Energie umgewandelt, etwa durch eine effiziente Verbrennung. Da bei diesen Prozessen Nebenprodukte wie Gase oder Prozesswässer anfallen, entwickeln die Projektpartner Wege, diese zu nutzen oder so weit aufzubereiten, dass sie ohne Gefährdung der Umwelt verwertet oder entsorgt werden können. Die neu zu entwickelnden Prozesse sind wichtige Bausteine, um noch vorhandene Lücken im Verwertungskreislauf zu schließen. "Bei der Pyrolyse werden die Ausgangsmaterialien ohne Sauerstoffzufuhr stark erhitzt. Behandeln wir Abfälle auf diese Weise, können wir Metalle von organischen Stoffen trennen. Wird die Pyrolyse bei Restbiostoffen angewendet, entsteht hochwertiger Biokoks", berichtet Monika Lichtinghagen-Wirths, die BAV-Geschäftsführerin und Projektleiterin Metabolon.

Im zweiten Verfahren - der Hydrothermalen Carbonisierung - wird feuchte Biomasse unter hohem Druck zu Kohle verarbeitet. Damit sich die neu entwickelten Verwertungswege durchsetzen können, müssen auch ihre ökologischen und ökonomischen Auswirkungen bekannt sein. "Bei jedem neuen Verfahren erforschen wir die betriebswirtschaftliche Rentabilität und ermitteln die Ökobilanz des gesamten Lebenszyklus des Produktes", sagt Lichtinghagen-Wirths.

Das Lehr- und Forschungszentrum :metabolon ist am Entsorgungszentrum Leppe angesiedelt. "Die Nähe zu einem hochmodernen Abfallverwertungsbetrieb eröffnet dem Forschungsprojekt einzigartige wissenschaftliche und technische Möglichkeiten", berichtet Bongards. Verfahren, die in Laborversuchen funktionieren, können in den Hallen im größeren Technikumsmaßstab untersucht werden. Wenn sie sich dort bewähren, können sie in industriellen Großanlagen getestet werden. Zurzeit arbeiten drei Professoren, acht wissenschaftliche Mitarbeiter und Promovierende sowie 15 Studierende in den Laborhallen von Metabolon. Außerdem kommen Forscher aus anderen Fakultäten der TH Köln sowie von Hochschulen aus aller Welt nach Lindlar.

Mit dem Aufbau eines Kompetenznetzwerks wird die Forschungslandschaft in dem zukunftsträchtigen Feld gestärkt. Inhaltliches Ziel der Netzwerkarbeit ist es, den Rohstoffverbrauch zu reduzieren und Abfälle zu vermeiden. So soll analysiert werden, wie Roh- und Wertstoffströme in NRW verlaufen, um Verwertungskreisläufe zu schließen und eine Mehrfachnutzung von Rohstoffen zu ermöglichen.

www.metabolon.de

(RP)
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