Hückelhoven Zapfenstreich für Siedlergemeinschaft

Hückelhoven · Älter werdende oder verstorbene Vereinsverantwortliche, schwächer besuchte Feste, das Haus der Begegnung weggefallen - die IG Busch-Bammich steht vor dem Aus. Sie wird am 11. März aufgelöst und spendet die Vereinskasse.

Sie waren eine verschworene Gemeinschaft, gingen in bunten Umzügen durch ihr Viertel, haben rauschende Feste gefeiert und sich bei Tanz und Unterhaltungsprogrammen prächtig amüsiert. Doch seit Jahren deutete sich das Ende an. Die Teilnahme an Veranstaltungen bröckelte, das Siedlerfest musste abgeschafft werden, zum Sommerfest kamen so wenige Familien, dass auch dieses gestrichen wurde. Und im vergangenen Herbst konnte die Gemeinschaft auch das Haus der Begegnung nicht mehr nutzen, die Stadt quartierte Flüchtlinge ein. Bei der letzten Jahresversammlung am 11. März soll die Auflösung der IG beschlossen werden. Das hat Gerhard Apmann, seit 26 Jahren Vorsitzender, mitgeteilt. Mit der IG Ratheim-Busch-Bammich stirbt ein Stück Sozialgeschichte der Bergarbeitersiedlung.

Die Interessengemeinschaft stellte mehrere Feste im Jahresverlauf auf die Beine: Halbfasten, Sommerfest, Siedlungsfest, Weihnachtsfeier für Kinder und Senioren sowie eine Wanderung mit den Bruderschaften. Es gab Ausflüge und Theaterfahrten nach Rheydt. Zum Grab jedes verstorbenen Mitglieds wurde ein Blumengebinde getragen.

Volles Haus war der IG noch vor fünf Jahren sicher. Zum Auftakt führten Kinder auf Fahrrädern mit buntem Krepppapierschmuck den Festzug der Ortsvereine an. Der frühere SJ-Betriebsratsvorsitzende Franz-Josef Sonnen ( 10. 11. 1012) moderierte und trat mit Cowboyhut, Gitarre und Westernhemd als Countrysänger Tom Astor auf, weitere Mitglieder schlüpften für Sketche in urkomische Rollen, es tanzten Männerballett und Mariechen, "Die Nachbarn" und der Schachtchor sangen, die Tombola war gut bestückt, man tanzte fröhlich und schmauste selbst gebackenen Kuchen, Erbsensuppe und Gegrilltes.

Im September 2007 feierte die IG Busch-Bammich in großem Rahmen ihr 55-Jähriges. Waren es beim 50-jährigen Bestehen noch 470 Mitglieder, so standen fünf Jahre später 425 Mitglieder im Vereinsbuch, davon 255 Senioren und 130 Kinder. Und diese (größer werdenden) Kinder waren wohl mit den Aktivitäten der IG immer weniger vor die Tür zu locken. "Der Ansturm auf die Kinder-Weihnachtsfeier schwindet", hatte Gerd Apmann Ende 2013 gesagt. In den letzten Jahren sei es für alle immer schwerer geworden, klagte er damals. "Halbfasten konnte nicht mehr so gefeiert werden, wie wir es wollten. Es fehlten immer mehr Helfer und Künstler, die Vorarbeiten machten immer dieselben." Und in der Diskussion, ob die Mehrzweckhalle Wallstraße nicht für Vereinsfeiern umgebaut werden sollte, weil das HdB auf Dauer nicht zu halten sei, hatte Apmann bereits 2008 prophezeit: "Wenn das HdB wegfällt, geht unser Verein unter."

Probleme bekam die IG aber auch beim Verteilen der Reklame, die Hauskassierer wurden immer älter. Und weil kein Nachwuchs bereit stand, wurde im Jahr 2015 nicht mehr an den Türen kassiert, es konnte niemand mehr Mitglied werden. Daher hatte der gesamte Vorstand schon angekündigt, er werde geschlossen zurücktreten. Verabschiedet hat er sich bei vielen treuen Mitgliedern, als er die letzten Weihnachtspräsente persönlich mit austragen half. Nach 63 Jahren "mit vielen Höhen und mittlerweile unüberwindbaren Tiefen" gab es einen Abschiedsbrief an alle Mitglieder. "Wir können keinen Nachwuchs für unseren Verein begeistern", hieß es darin.

Aus der Gründerzeit ist Franz Eilbrecht seit 59 Jahren dabei. Auf 37 Jahre hat es Gerd Apmann gebracht. Der letzte Vorsitzende wird die letzte Jahresversammlung am Freitag, 11. März, um 19 Uhr im Maschinenhaus von Schacht 3 eröffnen.

(RP)
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