Hückelhoven Wie die Kinder den Frühling zurück bringen

Hückelhoven · Ponys, Therapiepferd Alrun und fantasievoll kostümierte Kinder spielten Hauptrollen im Märchen der "Sternenreiter".

 Reitpädagogin Ruth Adams (Mitte) macht mit bei der neuen Aufführung der Sternenreiter. Die Hitze erforderte auch Rücksicht auf die tierischen Darsteller.

Reitpädagogin Ruth Adams (Mitte) macht mit bei der neuen Aufführung der Sternenreiter. Die Hitze erforderte auch Rücksicht auf die tierischen Darsteller.

Foto: Laaser Jürgen

Im Garten des Riesen: Mit der leicht veränderten Fassung von Oscar Wildes Märchen "Der eigensüchtige Riese" verzauberten 28 junge Akteure am Wochenende ihr Publikum. "Sternenreiter" nennen sich die Mädchen und Jungen, die auf dem Hof der Ratheimer Reittherapeutin Ruth Adams regelmäßig am heilpädagogischen Reiten teilnehmen und in jedem Jahr drei Wochen ihrer Sommerferien "opfern", um ein Stück hoch zu Ross einzustudieren. Die ehemalige Waldorflehrerin, die früher an einer Schule in Aachen unterrichtete, und ihr Team aus Mitarbeiterinnen sowie Praktikantinnen freuten sich mit den jungen Akteuren (vier bis 27 Jahre) über hochsommerliche Temperaturen- im Vorjahr hatte es noch in Strömen geregnet bei der Aufführung unter freiem Himmel. "Diesmal haben wir mehr Glück. 2015 war es richtig kalt um diese Zeit", so die Pädagogin, die ihren Reiterhof im Ratheimer Ortsteil Krickelberg betreibt.

Bei freiem Eintritt - Kuchenspenden für den gemütlichen Ausklang waren erwünscht - erzählten die Kinder und jungen Erwachsenen die Geschichte des Riesen (dargestellt von Lea Fischer), der spielende Mädchen und Jungen aus seinem Garten verscheucht und sogar eine hohe Mauer errichtet, um sein Anwesen zu schützen. Von nun an herrscht ewiger Winter im Garten. Schnee, verkörpert von Hannah Stelter, Schneeflöckchen (Moritz Schorn), und Schneemänner (Jonas Kohnen, Lenny Schorn) halten Einzug im Garten des Riesen, ein eisiger Nordwind weht. Die Natur erwacht erst zu neuem Leben, als die Kinder durch eine Öffnung in der Mauer zurück kommen. Der Riese beobachtet sie und erkennt, warum der Frühling ausblieb. Auf das Ende des Märchens aus dem Jahr 1888, das Oscar Wilde für seine beiden Söhne Cyril und Vyvyan schrieb, verzichteten die Ratheimer "Sternenreiter". Ruth Adams: "Da stirbt der Riese. Das war uns zu traurig für unser Sommerfest." Trotzdem schafften es die fantasievoll kostümierten Darsteller, ihre Botschaft zu verdeutlichen: dass Nächstenliebe wichtiger ist als materieller Besitz.

Mit den beiden Aufführungen feierten die "Sternenreiter" ein kleines Jubiläum. Bereits seit zehn Jahren begeistern sie mit ihren märchenhaften Inszenierungen ihr Publikum. "Seit zwölf Jahren gibt es uns jetzt", erzählte Ruth Adams. Zu den vielen Besuchern zählte auch der stellvertretende Hückelhovener Bürgermeister Dieter Geitner, der die Arbeit auf dem Hof an der Krickelberger Straße schon lange verfolgt. "Ich bin gerne hierher gekommen", betonte der städtische Repräsentant. Und: "Die Sternenreiter sind schon lange ein Begriff." Ellen Abels stellte den vor einigen Monaten gegründeten Förderverein vor, der auch Kindern aus sozial schwachen Familien die Teilnahme an den Therapiestunden auf den Pferden und Ponys ermöglichen soll.

Wegen der starken Hitze hatten die Gastgeber einige Kompromisse eingehen müssen. So ging Therapiepferd "Alrun" nur im Schritt. Das 25 Jahre alte Islandpferd sollte sich nicht überanstrengen. "Alrun" sei bereits in Teilrente, verriet Ruth Adams augenzwinkernd. Besondere Auf die Darstellung der hohen Mauer wurde letztlich ganz verzichtet. "Sonst hätten unsere Zuschauer nicht mehr gut sehen können."

(cb)
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