Hückelhoven Traumböden mit Wohlfühleffekt

Hückelhoven · In einem sanierten Bauernhof hat Alois Geugis vor 20 Jahren den Cotto Hof eröffnet. Terrakotta ist seine Leidenschaft. Hier zeigt er Fliesen aus zwei Jahrhunderten - von Hand in Formen gestrichen oder aus historischen Gebäuden gerettet.

 Die Fliesen in der restaurierten Scheune Marienstraße 58 hat Alois Geugis alle selbst verlegt. Im alten Pferdestall ist unter der gewölbten Decke das Büro eingerichtet. Unterm Dach sind Schau-Badezimmer im mediterranen Stil.

Die Fliesen in der restaurierten Scheune Marienstraße 58 hat Alois Geugis alle selbst verlegt. Im alten Pferdestall ist unter der gewölbten Decke das Büro eingerichtet. Unterm Dach sind Schau-Badezimmer im mediterranen Stil.

Foto: JÜRGEN LAASER

An der Wand seines Büros hängt der Meisterbrief vom Großvater, datiert vom 21. März 1922. Alois Geugis, gebürtig vom Bodensee, ist mit Steinen groß geworden. Die ganze Familie hat mit natürlichen Baumaterialien gearbeitet. Sein Steckenpferd hat der leidenschaftliche Vollbluthandwerker, gelernter Fliesen-, Platten und Mosaikleger, zum Beruf gemacht. In Hilfarth hat er sich vor 20 Jahren niedergelassen und beliefert von seinem Cotto Hof aus Kunden bis nach Dubai mit ausgesuchter, teils antiker Terrakotta.

1995 hat Alois Geugis den Bauernhof aus der Jahrhundertwende an der Marienstraße gekauft und das Gemäuer zwei Jahre lang mit Herzblut restauriert. Wer die Ausstellung in der alten Feldbrandstein-Scheune betritt, geht über antiken Boden, kann sich kaum sattsehen an der Vielfalt der erdfarbenen oder bunten Wand-, Boden und Motivfliesen aus Frankreich, Italien und Spanien. Kartons voller kleiner Fliesen in allen Farben, Mosaike. Der auf Sechseck gemalte Hase ist ein Unikat - neu auf alt gemacht. Weiße Fliesen hat eine Künstlerin mit Wiesenblumen und Gräsern bemalt.

In Frankreich hat Geugis Cottoböden ausbauen lassen aus historischen Gutshöfen, Klöstern und Herrenhäusern. Er wird fündig in verlassenen Dörfern um Perpignan, sichert sich blau bemalte Fliesen ähnlich wie Delfter Dekor aus dem Baskenland, kennt Experten, die Böden fachmännisch ausbauen, prüft selbst die Qualität, damit sie im Denkmalschutz oder in privaten Villen wieder zu neuen Ehren kommen. Vom Schmutz der Jahrhunderte werden sie im 3500 Quadratmeter großen Lager am Zechenring gesäubert und dann sortiert.

Am meisten freut Alois Geugis die Resonanz der Kunden: "Sie schicken Fotos und erzählen, wie sie sich jeden Tag am Cotto erfreuen." Beliefert hat er schon Prominente aus Politik und Wirtschaft, einen bekannten TV-Entertainer - und die Produktion von "Wendy - der Film" für eine authentische Kulisse. "Terrakotta ist auch für den Privatmann erschwinglich geworden", erklärt Geugis. So bietet er jungen Bauherren Posten aus Überproduktion. "Man baut mit diesem Naturprodukt für Generationen. Und ich erkläre gern jeden Arbeitsschritt zum selber Verlegen." Mit der entsprechenden Behandlung seien die Oberflächen auch pflegeleicht.

Je älter, umso schöner - das ist für Alois Geugis ein Stück Lebensphilosophie: "In der schnelllebigen Zeit, wo Menschen oft etwas wegwerfen, steht ein guter Cotto für Beständigkeit, Nachhaltigkeit und Langlebigkeit." Für das Raumklima sei das Material das Beste - im Sommer angenehm kühl, im Winter behaglich warm. Den Meister hat Geugis - mit langer Erfahrung - 1998 gemacht, immer die Ermahnung seines Opas im Ohr: "Bub, mach das bloß genau!" Die Tonware fasziniert ihn: "Terrakotta hat eine Ausstrahlung, das kann man nicht in Worte fassen. Einfach ein Wohlfühleffekt."

(gala)
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