Lambertus-Theater in Hückelhoven Millowitsch-Stück mit Lokalkolorit

Hückelhoven · Das integrative Lambertus-Theater probt eifrig für sein neues Stück. "Bei uns im Viertel" wird am 11. Mai um 19 Uhr, am 12. Mai um 16 Uhr sowie am 18. Mai (18 Uhr) im Hückelhovener Lambertus-Jugendheim aufgeführt.

 Proben zum neuen Stück "Bei uns im Viertel" des St. Lambertus-Theatervereins Hückelhoven: Regisseurin Ulrike Niehsen (re.) hat jedem Ensemblemitglied eine passende Rolle zugewiesen. Wie immer sind auch Akteure aus Haus Schnorrenberg dabei.

Proben zum neuen Stück "Bei uns im Viertel" des St. Lambertus-Theatervereins Hückelhoven: Regisseurin Ulrike Niehsen (re.) hat jedem Ensemblemitglied eine passende Rolle zugewiesen. Wie immer sind auch Akteure aus Haus Schnorrenberg dabei.

Foto: JÜRGEN LAASER

Sie freut sich auf die wöchentlichen Proben-Abende. Immer mittwochs im großen Saal des St. Lambertus-Jugendheims. Dann wird aus Waltraud Bath (55) die Kundin einer Bäckerei. "Das gibt mir Auftrieb", verrät die Haus-Schnorrenberg-Bewohnerin. "Alle sind immer so nett zu mir." In der vorangegangenen Woche war Waltraud Bath erkrankt und musste das Treffen der Akteure des integrativen Lambertus-Theaters absagen. "Da war ich echt traurig."

Regisseurin Ulrike Niehsen hat mit "Bei uns im Viertel" diesmal ein unterhaltsames Volksstück aus der Feder von Wilhelm Millowitsch senior ausgewählt, das in die Zeit der Jahrhundertwende entführt und das Leben der einfachen Leute auf amüsante Weise skizziert. "Lauter", ruft die engagierte Doverenerin in Richtung Bühne. Hier agiert ihr Ehemann Fredi Niehsen als arbeitsscheuer Trunkenbold Anton Palm. "Leben, ohne zu arbeiten" lautet das bezeichnende Credo des Habenichts, der nach dem Tod seines Freunds und Hausmitbewohners Möller vor eine schwere Aufgabe gestellt wird. Ein ganzes Jahr lang soll er dem Alkohol abschwören und auch fleißig arbeiten gehen - erst dann steht Palm, der dem Verstorbenen vor 20 Jahren das Leben gerettet hat, als dieser in der Rur zu ertrinken drohte, das stattliche Erbe zu. Doch seine Nachbarn, die Bäckersleute Apollonia und Hermann Knuddelmeier (Elfi Hohenforst, Uwe Zahren), spekulieren ebenfalls auf das große Vermögen und setzen alles dran, um Anton Palm rückfällig werden und einen Fehler begehen zu lassen. Deren Tochter Lorchen (Meike Flöting) hat ein Techtelmechtel mit Palms Sohn Hans (Torsten Schmitz), der die Seemannsschule besucht und sein Kapitänspatent erwerben will.

"Klienten" nennt Regisseurin Ulrike Niehsen, die das Stück ein wenig umgeschrieben und für Lokalkolorit gesorgt hat, die fünf Mitspieler mit Handicap. Die meisten sind seit vielen Jahren mit von der Partie. Ob es nun sechs oder gar schon acht Theaterinszenierungen sind, bei denen Waltraud Bath mitgemacht hat, spielt für sie und für die anderen Akteure keine Rolle. Sie zieht ihr Hütchen auf und zeigt stolz auf ihren langen Rock mit Schürze. Einige Bühnenkostüme stammen aus dem Bestand der benachbarten Caritas-Kleiderkammer.

Carla Eggerath wartet noch auf ihr Outfit. Die 54-Jährige, die inzwischen nicht mehr im Hückelhovener Wohnprojekt Haus Schnorrenberg, sondern in einer Mietwohnung lebt, erhält Hilfe von Ensemble-Mitglied Anne Wender, die diesmal hinter den Kulissen tätig ist und dabei vor allem den fünf Mitspielern mit Handicap zur Hand geht. Anne Wender, die im Kulturamt der Stadtverwaltung beschäftigt ist, wäscht Carla Eggeraths Rock und bügelt ihn für den großen Auftritt bei der Premiere am 11. Mai um 19 Uhr im Lambertus-Jugendheim. "Ich habe noch nie in meinem Leben einen Rock angezogen", bekennt Carla Eggerath ihre ganz persönliche Premiere für die heitere Millowitsch-Inszenierung.

Seit Aschermittwoch wird einmal pro Woche geprobt. Ulrike Niehsen hat sich aus einem ganz bestimmten Grund für das populäre Volksstück entschieden. Sie weiß, dass sie dabei jedem eine geeignete Rolle anbieten kann. Die gelernte Arzthelferin, die dafür sorgt, dass Hobbymimen mit und ohne Behinderung gemeinsam auf der Bühne stehen und dabei Erfolgserlebnisse haben, erhielt 2009 für ihr soziales Engagement den Ehrenamtspreis des Landschaftsverbands Rheinland.

Kostenlose Eintrittskarten - Spenden erwünscht - sind ab kommenden Donnerstag im Pfarrbüro und Haus Schnorrenberg erhältlich.

(cb)
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