Hückelhoven Tango, Natur und Lichteffekte

Hückelhoven · Canthe-Schau: Fotoarbeiten von Helmut Machat reflektieren verschiedene Strömungen der Kunstgeschichte.

 Helmut Machat stellt 32 Fotografien im Alten Rathaus in Ratheim aus. Im Hintergrund seine Fotos "Wasserteppich" (l.) und "Herbstwald".

Helmut Machat stellt 32 Fotografien im Alten Rathaus in Ratheim aus. Im Hintergrund seine Fotos "Wasserteppich" (l.) und "Herbstwald".

Foto: JÜRGEN LAASER

Eine Tour d'Horizon durch einen Teil der Kunstgeschichte auf der Basis einer Einzel-Ausstellung des Hückelhovener Foto-Künstlers Helmut Machat: Zur Eröffnung im Alten Rathaus am Ratheimer Markt reflektierte der Kunsthistoriker Dr. Dirk Tölke aus Aachen anhand der 32 Werke verschiedene Epochen der Malerei vom Impressionismus bis hin zur Informellen Kunst. "Reflexionen" hat Helmut Machat die Ausstellung auch genannt.

Bei der Ausstellungseröffnung im Alten Rathaus Ratheim als langjährigem Hort der Bildenden Kunst der Stadt gab es eine Premiere: Erstmals wurde eine Ausstellung mit einer Fanfare eröffnet. Der Hückelhovener Musiker, Dozent, Chor- und Orchesterleiter Professor Dr. Hubert Minkenberg ließ einige Klänge seines Tenor-Saxophons im Fanfarenstil erklingen, um die Aufmerksamkeit der knapp 70 Kunstfreundinnen und Kunstfreunde auf die Eröffnung zu richten, die Helmut Machat in seiner knapp-sachlichen Art absolvierte, um sofort wieder an Minkenberg zu übergeben.

Und der hatte sich spontan von den schwarz-weißen Tangobildern Machats inspirieren lassen und legte mit dem Saxophon ein Stück des Tango-Nuevo-Großmeisters Astor Piazzola hin, verfeinert über den "Looper", einem elektronischen Aufnahme- und Wiedergabegerät, mit dem sich Musiker quasi selbst live begleiten können. Das blieb natürlich nicht das einzige Stück des Abends.

Dr. Dirk Tölke nutzte die Gelegenheit der Einführung in die Ausstellung, um auch die "Machart" von Fotokunst nicht nur Helmut Machats darzulegen. Der "Elektromeister, Schachspieler und Gärtner" habe sich allerdings als Autodidakt tief in die Möglichkeiten der Fotografie als Genre Bildender Kunst hineingearbeitet. Gerade der Start in dieses Metier zu Zeiten der Rollfilme und Papierabzüge sei die beste Schule für die Blicke aufs Motiv gewesen. Seine Mitgliedschaft im Hückelhovener Kunstverein Canthe seit 2002 habe ihm die Möglichkeit eröffnet, seine Blicke durch diejenigen von Malern und Bildhauern zu erweitern. Ist Helmut Machats Thema seit Jahren das Wasser, so Dirk Tölke, sei bei einem Besuch in Trier der Tangotanz dazugekommen. In Schwarz-Weiß böten die Detailfotos der Tänzer im Hell-Dunkel-Kontrast eine Innigkeit, die der Fotograf regelrecht spürt, der Situation und dem Motiv in Sekundenschnelle nachspürt.

Großformatige Farbfotos ohne Titel erinnerten an die Informelle Kunst vor allem im Frankreich der 1950er Jahre, die Details von Teichoberflächen lösten die geometrischen Formen auf, bebilderten die Formzerlegung durch Wind und Wetter. Helmut Machat habe, so Dirk Tölke, den Blick für genau diesen Moment. Darüber hinaus sei es Machat geglückt, das Grundelement des Impressionismus, durchscheinende Lichteffekte in Baum- und Pflanzenblättern, für die Fotografie zu nutzen. Tölke: "Die Gesamtwirkung der Bilder ist ein ruhiger Fluss zum Reflektieren."

(isp)
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