Hückelhoven Tafel Depot: Kaufhaus für Bedürftige

Hückelhoven · Aus der Flüchtlingshilfe ist ein "Ableger" der Hückelhovener Tafel entstanden. Die zur Unterkunft umgebaute Halle im Baaler Gewerbegebiet bietet optimale Lager- und Verkaufsbedingungen für Kleidung und Dinge des täglichen Bedarfs.

 Das Kinderparadies mit Bekleidung und Spielzeug ist die schönste Abteilung im Baaler Tafel Depot. Gespendetes wird für wenig Geld verkauft.

Das Kinderparadies mit Bekleidung und Spielzeug ist die schönste Abteilung im Baaler Tafel Depot. Gespendetes wird für wenig Geld verkauft.

Foto: JÜRGEN LAASER

Dieses gut sortierte Kaufhaus braucht keine Reklame. Rasch hat sich herumgesprochen, dass die Tafel jetzt in Baal an der Ottostraße ein Depot unterhält, in dem Bedürftige für wenige Euro schöne Dinge für den Haushalt, tolle Kindersachen und Spielzeug oder gut erhaltene Kleidung und Schuhe erwerben können. Genügend Platz und Ladenausstattung bot die Gewerbehalle eines früheren Festmodengeschäfts, das die Stadt Hückelhoven gekauft hat, um darin eine Flüchtlingsunterkunft einzurichten.

Auf das neue Angebot weisen Zettel in Deutsch, Englisch, Französisch und Arabisch hin - sie liegen im Rathaus und bei der Tafel-Essensausgabe am Friedrichplatz. Am zweiten Verkaufstag kamen schon 200 Kunden nach Baal zu der auch mit dem Bus gut erreichbaren Halle. Bis auf Erstausstattungs-Kisten für Flüchtlinge wird hier nichts verschenkt. Textilien kosten 50 Cent, Schuhe einen Euro, Porzellan zehn Teile 3,50 Euro, Gläser und Besteck je 20 Cent. Bezahlt wird im Eingangsbereich, wo jeden Donnerstag Spenden angenommen werden.

Teamleiter für die Ehrenamtler im Depot sind Monika und Ralf Eichenauer. Die Haushaltswaren betreut Siegrid Rembges, Bekleidung ist das Ressort von Horst Breker. "Mister Villeroy und Boch" Dieter Rodenbücher kümmert sich ums Porzellan. Und "Mister Bombastic", einer von fünf bis zehn mitarbeitenden Flüchtlingen, regelt am Eingang mit viel Charme den Besucherzulauf.

Entstanden ist das reiche Sortiment aus der Flüchtlingshilfe. In alten WEP-Büros und der ehemaligen Zechen-Sauna stapelten sich Sachspenden. In der zweiten Jahreshälfte 2015 nahm die Flüchtlingszuweisung stark zu, beide Immobilien wurden für deren Unterbringung geräumt. Schließlich kaufte die Stadt die leere Baaler Gewerbehalle, die nun als Lager dienen konnte. "Hier fanden wir auch Regale, Kleiderständer, Truhen und Vitrinen," berichtet Horst Breker. Mit vielen Mitstreitern wurden seit Mitte November die großen Räume eingerichtet und mit sortierten Spenden, darunter verschiedene Möbel, bestückt. "Die Leute wollten Sachen für Flüchtlinge und Tafel-Kunden nicht trennen", hob Ralf Eichenauer hervor. "Alle sind Bedürftige, und um die wollen wir uns kümmern." Seine Frau Monika ergänzt: "Auch wenn ein Haus abbrennt, können die Bewohner zu uns kommen und sich mit dem Nötigsten eindecken."

Ein Netzwerk der Hilfe baut der neue Tafel-Vorsitzende Heinz Josef Schmitz mit den vielen ohne Geld arbeitenden Männern und Frauen auf. "Wir haben hier ganz viele Möglichkeiten", schwärmt er. "Tafel, Stadt und Hausmeister arbeiten Hand in Hand." In Kooperation mit der Caritas-Jugendwerkstatt lagern Fahrräder. "Das Kinderparadies kann man wirklich so bezeichnen", so Schmitz. "Da steckt Herzblut drin." Überangebote, die anderswo fehlen, werden mit der Kleiderkammer St. Lambertus oder der Heinsberger Tafel ausgetauscht. Bald geht ein Lkw nach Rumänien. Möglichkeiten zu Kontakt und Mitarbeit tragen zur Integration der Flüchtlinge bei. Monika Eichenauer: "Araber und Palästinenser, die sich sonst auf die Köppe schlagen, sprechen hier miteinander, trinken Kaffee und machen Blödsinn zusammen."

(RP)
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