Hückelhoven Selbstbewusst in zwei Sprachen lernen

Hückelhoven · Mit einem neuen Konzept der Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund arbeitet die Grundschule An der Burg in Hückelhoven. Die korrekte Muttersprache und Deutsch sind im BiSS-Projekt gleichermaßen wichtig.

 Stefanie Buchkremer, Gülten Corlu und Schulleiter Dirk Gröbert (v.l.) präsentieren das Hinweisschild, mit dem sich die Schule als BISS-Einrichtung vorstellt.

Stefanie Buchkremer, Gülten Corlu und Schulleiter Dirk Gröbert (v.l.) präsentieren das Hinweisschild, mit dem sich die Schule als BISS-Einrichtung vorstellt.

Foto: Jürgen Laaser

An der Gemeinschaftsgrundschule An der Burg leben Schüler und Lehrer Mehrsprachigkeit. Kinder aus mehr als zehn verschiedenen Sprachräumen lernen an der Grundschule. Seit 2003 arbeitet die Grundschule mit dem Konzept Koordinierte Alphabetisierung im Anfangsunterricht (KOALA). Mit diesem Konzept lernen die Kinder zweisprachig. Weil KOALA sich laut Schulleitung bewährt hat, wird es nun durch das neue Konzept Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS) erweitert.

Neben der Hückelhovener Grundschule arbeiten in NRW zwei weitere Schulen in Köln mit diesem neu entwickelten Sprachförderkonzept. Gemeinsam überprüfen die Schulen das Konzept regelmäßig und passen es an. Die zentrale Methode von BiSS ist das "reziproke Lesen". Prinzip ist, dass die Jungen und Mädchen einzelne Texte in ihrer Muttersprache, etwa Türkisch, bearbeiten und dann auch in der Klassengemeinschaft die zu den Texten gestellten Fragen auf Türkisch beanworten - die deutschen Kinder auf Deutsch. Auf diese Weise erlangen die Kinder Sprachgefühl in ihrer Muttersprache und im Deutschen und lernen bewusst, mit beiden Sprachen umzugehen.

Die bisherigen Erfahrungen an der Schule sind durchweg positiv. "Die Kinder treten in ihrer Muttersprache selbstbewusster auf", sagt Gülten Corlu, Lehrerin für Herkunftssprachlichen Unterricht. "Wir fördern das Selbstbewusstsein und die Identität", ergänzt Schulleiter Dirk Gröbert. Denn die Sprache sei ein wichtiger Bestandteil der Identität. Und dass vor allem die Muttersprache gefördert wird, hat einen wichtigen Grund. "Die Zweitsprache kann erst entwickelt werden, wenn man auch die Muttersprache entwickelt hat", sagt Gülten Corlu. Nur wer seine Muttersprache gut beherrsche und deren Strukturen verstehe, sei in der Lage, eine Fremdsprache zu erlernen.

Insgesamt 86 Schüler lernen nun auf diese Weise in zwei Sprachen. Neben Gülten Corlu wirken auch Konrektorin Stefanie Buchkremer sowie zwei weitere Lehrkräfte an dem Unterricht nach dem BiSS-Konzept mit. Weil der zweisprachige Unterricht immer von zwei Lehrkräften betreut werde, führe das auch zu einer Entlastung des Personals, sagt Gröbert. Zusätzlich sind die Lehrkräfte in die Entwicklung des Konzepts eingebunden.

"Wir sind sehr gespannt auf die Entwicklung", sagt Gröbert. "Die Kinder haben das Gefühl, verstanden zu werden", betont Corlu. Zudem sehe sie, dass auch die Qualität des Unterrichts durch die Mehrsprachlichkeit gewinnt. So gebe es mehrere Perspektiven, aus denen Kinder Texte verstehen. In der heutigen Gesellschaft sei es von Vorteil, wenn Kinder für verschiedene Sprachen sensibilisiert würden und Toleranz lernten, sagt Gröbert.

(anek)
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