Hückelhoven Rechte Hetze: Argumente ziehen nicht

Hückelhoven · Kommunikationsberater Dr. Stefan Kirschgens beim "Bündnis gegen Rechts" in Ratheim.

"Argumentationstraining gegen coole Sprüche, rechte Parolen und Provokationen." Wer zu dem Titel ein Referat mit einem Kanon schlagkräftiger Argumente oder Gegenparolen erwartet hatte, wurde enttäuscht, gewollt enttäuscht. Denn der Sozialwissenschaftler und Kommunikationsberater Dr. Stefan Kirschgens arbeitet als Trainer nach einem Teamwork-Konzept, wie es auf Einladung des "Bündnisses gegen Rechts" Kreis Heinsberg in der Friedenskirche Ratheim ablief.

Ziel: Situationen, in denen rechte Parolen, coole Sprüche oder Provokationen von entsprechender Klientel geäußert werden, besser zu bewältigen. Dabei ging es auch um Rechtspopulisten wie den neuen US-Amerikanischen Präsidenten Donald Trump, dessen Wahl da noch nicht feststand. Susanne Bronner, Ratheimer Pfarrerin und eine der Sprecherinnen des Bündnisses gegen Rechts, begrüßte gut 30 Mitglieder und Interessenten zur Vollversammlung und betonte, es sei eigentlich traurig und ein Skandal, dass ein derartiges Bündnis notwendig ist. Die Gesellschaft sei nach rechts gerückt, täglich müsse gegen Hetze gekämpft werden.

Maria Meurer blickte auf die vergangenen zwei Jahre des Bündnisses zurück, in denen vor allem die Mobilisierung der Mitglieder und Freunde bei Anti-Rechts-Demonstrationen immer wieder gelungen sei. Eine schwierige Situation sei durch das krankheitsbedingte Ausscheiden von Organisator Christian Ehlert entstanden - in einer Krisensitzung mit Landrat Stephan Pusch und Hückelhovens Bürgermeister Bernd Jansen sei es gelungen, eine Zehn-Stunden-Honorar-Stelle pro Woche zu installieren. Die Sozialpädagogin Linda Ringering stellte als Honorar-Kraft ihre Arbeit kurz vor.

"Was macht Rechtspopulismus so attraktiv?" Dr. Stefan Kirschgens arbeitete mit "seinem Team", den Teilnehmern der Versammlung, in einem lebhaften Ablauf heraus, wie die Mechanismen des Rechtspopulismus' funktionieren - über Emotionen und nichtreflektierte Vorurteile. Vorurteile seien für Menschen wichtig, sie ordneten Dinge und Personen in der eigenen Psyche ein. Gefährlich würden sie erst, wenn sie nicht selbst hinterfragt würden, das kennzeichne die derzeitige Situation unter anderem in Deutschland.

Wie solle man damit umgehen, wenn man mit rechten Parolen (Flüchtlingshetze) konfrontiert werde? "Sachliche" Argumente funktionierten überhaupt nicht, darum übe er auch keine Gegenparolen mit seinem "Team" ein. Sein Training solle dazu dienen, solche Situationen besser zu bewältigen. Die Frage an den Hetzer "wohin fährst Du eigentlich in Urlaub", könne destruktiv auf die Linie des Rechtspopulisten wirken, da gebe es viele Möglichkeiten nach dem Motto "Emotio schlägt Ratio", "Gefühl schlägt Vernunft".

Den Sprecherrat des Bündnisses gegen Rechtsextremismus, für Demokratie und Toleranz bilden Susanne Bronner, Maria Meurer, Ulla Sevenig-Matthar, Anja Schulz, Sven und Lothar Bildhauer. An der Vollversammlung nahmen die Landtagskandidaten von CDU und SPD, Thomas Schnelle und Ralf Derichs, sowie der Superintendent des Kirchenkreises Jülich, Jens Sannig, teil. Am 25. März 2017 veranstaltet das Bündnis einen Aktionstag "Unser Kreis ist bunt."

(isp)
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