Hückelhoven Neue Freundschaften ohne Grenzen

Hückelhoven · Die Klasse 9 a des Gymnasiums Hückelhoven war Gastgeber eines Schüleraustauschs. Zusammen mit Schülern aus dem türkischen Vezirköprü erarbeitete man eine eindrucksvolle Ausstellung. Der Gegenbesuch soll im Herbst stattfinden.

 Hand in Hand gearbeitet: Deutsche und türkische Schüler haben eine umfangreiche und interessante Ausstellung zum Thema "100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg" konzipiert.

Hand in Hand gearbeitet: Deutsche und türkische Schüler haben eine umfangreiche und interessante Ausstellung zum Thema "100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg" konzipiert.

Foto: JÜRGEN LAASER

Esra, Özcan und Ata waren vor einer Woche noch sehr gespannt, was sie in Deutschland erwarten würde. Ein bisschen ängstlich seien sie gewesen und natürlich sehr aufgeregt. Heute steigen sie in den Flieger, der sie wieder zurück nach Hause bringt, genauer gesagt nach Vezirköprü im Norden der Türkei. Neben Esra, Özcan und Ata waren es weitere 15 Schüler (alle im Alter zwischen 16 und 17) sowie die beiden Lehrer Emine Baysal und Orhan Bayri, die eine Woche lang im Hückelhovener Gymnasium zu Gast waren. Grund ist das internationale Austauschprogramm, denn das Gymnasium unterhält schon seit fünf Jahren eine Partnerschaft zur Partnerschule Köprülüler Anadolu Lisesi in Vezirköprü, Provinz Samsun. Beide Schulen waren bereits an internationalen Comenius-Projekten beteiligt, bis 2019 ist nun die Teilnahme an einem Erasmus-Plus-Projekt zum Thema "Neue Technologien geplant".

Schwerpunktmäßig haben sich die deutschen (hier die Klasse 9 a des Gymnasiums) und türkischen Schüler mit dem Thema "100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg - Zeiten des Krieges und des Umbruchs" beschäftigt. In Arbeitsgruppen haben die Schüler Antworten auf die Frage gesucht, bei wem die Kriegsschuld lag, Inhalte waren aber auch Punkte wie der Wandel des politischen und gesellschaftlichen Systems nach Kriegsende. Viel Computerrecherche half den Schülern, die sich in englischer Sprache verständigten, auch Exkursionen, etwa nach Ypern/Belgien - einer der schrecklichsten Schauplätze des Ersten Weltkrieges.

Unterm Strich kam eine eindrucksvolle Ausstellung heraus, die noch zwei Wochen im Eingangsbereich des Gymnasiums zu sehen sein wird. Wolfgang Roth, Lehrer am Gymnasium, erläuterte: "Die türkischen Schüler werden die Ausstellung in digitaler Form mitnehmen, um sie auch den Schülern in Vezirköprü zugänglich zu machen."

Auch eine Fahrt nach Köln stand auf dem Plan. Hier betraten die türkischen Schüler zum ersten Mal in ihrem Leben christliche Kirchen - für sie eine völlig neue Erfahrung. Überhaupt war das Thema Religion in den Tagen des Schüleraustausches für die jungen Menschen sehr leicht. Moritz aus der 9 a fasste es so zusammen: "Mir ist aufgefallen, wie unkompliziert unsere Gäste mit der Religion umgehen. Sie leben zwar in der Türkei, sind aber nicht so traditionalistisch und konservativ wie wir das von hier lebenden muslimischen Menschen kennen." Moritz wollte dies keinesfalls negativ verstanden wissen, vielmehr stellte er heraus, wie bereichernd die Zusammenarbeit, mehr aber noch das Zusammenleben mit den türkischen Gästen gewesen sei. Bianca und Kilian pflichteten ihm bei: "Da sind nicht nur neue Kontakte entstanden, sondern es haben sich neue Freundschaften entwickelt, die sich hoffentlich intensivieren werden."

Läuft alles nach Plan, reisen die Hückelhovener im Herbst in die Türkei. Wolfgang Roth und sein Kollege Thomas Rubel verrieten aber auch: "Wir haben dem jetzigen Austausch seit Herbst organisiert. Und natürlich haben wir uns die Frage gestellt, wie sinnvoll das ist, denn es vergeht - gerade jetzt - kaum ein Tag, in dem das deutsch-türkische Verhältnis nicht in den Nachrichten auftaucht." Die beiden Lehrer sprachen dabei auch den Sicherheitsaspekt an. Und doch: "Wir sind der festen Überzeugung, vor allem mit der Erfahrung dieses guten Austausches, wie sehr es Sinn macht, dass sich junge Menschen begegnen."

Stellvertretend für ihre Mitschüler sagten Esra, Özcan und Ata, wie gut ihnen die Tage in Deutschland gefallen haben: "Die Menschen sind offen und freundlich. Wir hatten vor der Reise gedacht, dass es schwierig werden würde, doch wir hatten eine Menge Spaß."

(RP)
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