Hückelhoven Narrendämmerung in Rurich, Tollitäten in Hückelhoven/Hilfarth

Hückelhoven · Probleme nicht ins Dörfchen ziehen: Ruricher Zug musste klein bleiben. HKG feiert 33-Jähriges mit neun Ex-Regenten und drei Prinzessinnen. Doveren schloss sich Hückelhoven an - kein eigener Zug.

Bilder von Karnevalszügen in Hückelhoven 2018
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Karnevalszüge in Hückelhoven 2018

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Foto: JÜRGEN LAASER

Im vergangenen Jahr entstand die ungewöhnliche Idee, den traditionellen Rosenmontagszug durch einen neuartigen Dämmerzug am Tulpensonntag zu ersetzen. Der Vorstand der KG Rurblümchen wagte jetzt das Experiment - mit blinkenden Lichterketten, bunten Leuchtstäben und einer noch nie da gewesenen Atmosphäre.

In eine bunte Zirkuswelt entführten die Aktiven der rot-weißen Gesellschaft, die sich als Clowns, Tiger oder Artisten präsentierten. Drei weitere karnevalsbegeisterte Gruppen waren ihrer Einladung gefolgt. Bei völliger Dunkelheit schlängelte sich am Ende der närrische Lindwurm durch Rurichs Straßen. In fantasievollen Kostümen waren die Mitglieder des Junggesellenvereins unterwegs, Heike Flottmann und ihre jecken Mitstreiter hatten sich dem Kölner Karneval verschrieben. Die Fußgruppe um Monika Erdmann begeisterte in Bärenkostümen. "Wir sind durch alle Straßen in Rurich gezogen. Unser Ort ist ja klein", berichtete Mitorganisatorin Sigrid Bardohl, die als Gerätewartin dem Vorstand der KG Rurblümchen angehört. Im benachbarten Linnich-Welz hatten sich die Veranstalter Anregungen geholt - dort findet schon seit einiger Zeit ein ähnlicher Nachtzug statt.

Auf auswärtige Teilnehmer musste in Rurich laut städtischen Auflagen komplett verzichtet werden. Nach den Ausschreitungen in Doveren, die dort zum Aus für den Zug geführt hatten, sei die Hückelhovener Stadtverwaltung extrem vorsichtig geworden, bedauerte Sigrid Bardohl. Aus diesem Grund habe man im Vorfeld auch nicht groß für den Dämmerzug werben dürfen, so dass die Ruricher dabei unter sich blieben. Nach dem abendlichen Umzug weckten die Karnevalsjecken ihre alte Dorfkneipe aus dem Dornröschenschlaf, der nun schon zwei Jahre andauert. Rurblümchen-Elferräte zapften Bier, und auch der Bürgersaal wurde geöffnet. Hier fand ein Kostümball statt.

Für die zweite Auflage möchte der Vorstand der Gesellschaft weitere Ortsvereine begeistern und auch mit der Kindergarten-Leitung noch einmal ein Gespräch suchen. Mit der Begründung, der Start um 17 Uhr sei zu spät, hatten sich Eltern und Erzieherinnen aus der städtischen Einrichtung "Villa Kunterbunt" gegen eine Teilnahme entschieden, erläuterte Sigrid Bardohl.

Zum Jubiläum der Hückelhovener Karnevalsgesellschaft - die Narrenschar aus der ehemaligen Zechenstadt feiert 3 x 11 jecke Jahre - präsentierte man gestern so viele Prinzen wie noch nie. Neun ehemalige Narrenregenten und drei frühere Prinzessinnen waren an Bord des HKG-Wagens.

Rund 600 Teilnehmer nahmen die gesamte Innenstadt in Beschlag, verteilten eifrig Kamelle und Bützchen. Nur einer fehlte: Ex-Tollität Mehmet Balta. Er musste das Krankenbett hüten. Weil in der Straße Am Steinacker zurzeit Baumaßnahmen durchgeführt werden, musste die Zugaufstellung diesmal an die Dinstühlerstraße verlegt werden. Das fand HKG-Zugleiter Jürgen Zschenderlein gar nicht so schlecht. "Viel besser hier, es gibt wesentlich mehr Platz für die großen Wagen", lautete sein fachmännisches Urteil. Bei der nächsten Vorstandssitzung soll nun überlegt werden, ob der traditionelle Rosenmontagszug künftig immer auf der Dinstühlerstraße starten wird.

Die wohl größte Abordnung stellte die "Crew of Madness" - etwa 90 Zugteilnehmer ließen die wilden 1950er Jahre in Rockabilly-Montur - rote Petticoats und Collegejacken - aufleben. Seit Jahren dabei: die Bewohner von Haus Schnorrenberg. Diesmal hatten sich die Frauen und Männer mit Handicap als Indianer verkleidet.

"Auf den Spuren der Märchenwelt", so das bezeichnende Motto, befanden sich die "Wilden Jecken". Die Doverener KG Tipp hatte nicht nur Prinzessin Janine Gruntmann mit ihrem Damen-Gefolge an Bord. Auch Kreistagsabgeordnete Christiane Leonards-Schippers war unter den bunten Hippies aus der Flower-Power-Zeit auszumachen.

"Wickie und die starken Männer" wurden von der "Krassen Herde" aus Kleingladbach verkörpert, hinter den "Kindern vom Junkerberg", die ihr Highschool-Musical aufführten, verbargen sich die Hobbykicker des FC Viktoria Doveren. In fremde Galaxien entführten die Karnevalsfreunde Jackerath (KFJ), die sich als Darth Vader & Co. auf ihrem Star-Wars-Raumschiff befanden.

Katzemer Piraten waren "Fünf Tage auf voller Fahrt", die KG Frohsinn Schaufenberg hatte ihren Elferratswagen nach Hückelhoven entsandt. Als "Detektive auf Goldsuche" mischte sich die Garde 2 der HKG unter die vielen Zugteilnehmer, die mit 17 Wagen und sieben Fußgruppen auf rund vier Kilometern Zugweg für Aufsehen sorgten.

Auf närrische Tollitäten musste beim großen Rosenmontagszug diesmal nicht verzichtet werden. Die Brökeler Kappehäuer hatten ihr jeckes Dreigestirn - Prinz Karl Lengersdorf, Jungfrau Franka alias Frank Lengersdorf (Vater und Sohn) sowie Bauer Herbert Müschen in den Nachbarort entsandt. Zusammen mit Kappehäuer-Sitzungspräsident Manni Kirberg und der Südendgemeinschaft, die mit 4 x 11 Jahren ein jeckes Jubiläum feierte, repräsentierten sie die rot-weiße Traditionsgesellschaft. Pünktlich um 14.11 Uhr setzte sich der etwa 400 Teilnehmer starke Tross an der Rurbrücke in Bewegung. Und wer genau hinsah, konnte auf dem Wikinger-Wagen Sodekamp-Chef Heinz Dohmen mit seinen Freunden ausmachen. In die märchenhafte Fantasiewelt der Trolle entführte die "Helfether Puppenkiste", während sich die Baaler Dorfjugend als Geisterjäger betätigte und an den Film "Ghostbusters" erinnerte.

Ob es der Hilfarther Löschgruppe der Freiwilligen Feuerwehr wohl erspart blieb, Kakerlaken und Würmer zu vertilgen? In ihrem fahrbaren Dschungelcamp zeigten sich die Blauröcke gut gelaunt, so dass ihnen Insekten-Prüfungen offensichtlich nicht abverlangt wurden. "Wir treiben's bunt" verkündeten die "Lästerschwestern" aus dem ehemaligen Korbmacherdorf, die "Ratheimer Raketen" im gelben Ostfriesennerz kündigten an: "Wir saufen ab." Sogar Schnee und kräftige Windböen sorgten zwischendurch für ziemlich frostige Temperaturen. Abschrecken ließen sich die Mitwirkenden davon aber nicht.

Mit Menschen-Pyramiden und anderen artistischen Einlagen begeisterten die "Akro-Bengels", das "Dream-Team" verwies als "Helfether Bier" auf die örtliche Brauerei mit eigenem Ausschank. Auf der Flamingo-Farm befanden sich die "Peppermints", die Gruppe "Spansch" war als knallgelbe Quietsche-Entchen und lebende Badewannen unterwegs.

Matrosen, Wikinger, Einhörner, Piraten sowie Star-Wars-Figuren machten Hilfarths Straßen unsicher. Mit Elferräten, Tanzgarden, Solo-Mariechen Joline Dahlke und dem Instrumentalverein waren die gastgebenden Trötemänn vertreten, die einen glanzvollen Abschluss des Rosenmontagszugs bildeten.

(cb)
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