Hückelhoven Mit Musik Menschen zusammenführen

Hückelhoven · Anfang 2014 eröffnete der deutsch-türkische Komponist Kaan Cevahir die Musikschule "all'Unison" in Hückelhoven. Neben Klavierunterricht soll es künftig auch Gesprächsabende und Gemeinschaftsprojekte mit Flüchtlingen geben.

Vor zwei Jahren berichtete die RP zum ersten Mal über das Engagement des jungen deutsch-türkischen Musikers und Komponisten Kaan Cevahir für ein Kulturen verbindendes Musikerleben. Seitdem hat sich einiges getan. Cevahir gründete in Hückelhoven einen Verein als Träger einer Musikschule mit Sitz am Wildauer Platz. Der Name seiner Schule "all' Unison" ist Programm. Cevahir möchte Menschen mit unterschiedlichem sozialem und kulturellem Hintergrund über Musik und gemeinsames Musizieren erreichen und zusammenführen. Ein in der aktuellen Flüchtlingssituation besonders aktuelles Thema - aber davon später mehr.

20 Schüler unterrichtet mittlerweile der studierte Pianist und Musikwissenschaftler, der zur Zeit an seiner Masterarbeit in Musikwissenschaften an der Düsseldorfer Robert-Schumann-Musikhochschule arbeitet. "Wir sind eine kunterbunte Truppe", sagt er lachend. Deutsche, türkische und spanische Schüler gehören dazu.

Zwei Hochschulabschlüsse - an der Musikhochschule im belgischen Lanaken und der Universität Düsseldorf - hat der 25-Jährige schon in der Tasche. Zweimal präsentierten sich seine Schüler bereits in Konzerten in der Hückelhovener Aula. Grenzen zu überschreiten zu unterschiedlichen Kulturen, Kunstsparten und Musikstilen gehörte für Cevahir bei verschiedenen Projekten von Anfang an dazu. Sein deutsch-türkischer Hintergrund macht ihn zum idealen Vermittler. Kürzlich beim Abend der Kulturen war Cevahir mit Schülern, aber auch als Solist mit seiner neuen Komposition "Aylan" präsent. Er widmete das Stück, das an das am Strand tot aufgefundene Flüchtlingskind erinnerte, "allen Kindern, die dem Krieg zum Opfer gefallen sind".

Flüchtlinge in seine Arbeit einzubeziehen, ist Cevahir denn auch ein besonderes Anliegen. So plant der Musiker, Flüchtlinge gemeinsam mit seinen Schülern und Schülerinnen an der Umsetzung seiner neuen Komposition mit dem mehrdeutigen Titel "verFlucht" zu beteiligen. Wichtig ist ihm, "Flüchtlingen die neuen Kulturen in Deutschland vorzustellen und näherzubringen, um dadurch ein Gefühl der Geborgenheit und Vertrautheit zu wecken".

Ein weiteres neues Vorhaben der Musikschule nennt sich "Der musikalische Salon". Es knüpft an eine Tradition aus dem 18. und 19. Jahrhundert an. Musikinteressierte treffen sich regelmäßig und sprechen/diskutieren über verschiedene Musikstücke, die Cevahir auswählt und erst am Ende der Treffen erklärt. "Ziel ist es", so erzählt er, "in einer gemütlichen Atmosphäre die einzelnen Musikstücke rein akustisch zu identifizieren, ohne vorher zu erfahren, wie sie heißen und in welcher Zeit sie von wem komponiert wurden." So werde das Gehör geschult und Musik ganz anders wahrgenommen, sagt Cevahir. Jeder Musikfreund sei willkommen, an den wöchentlich geplanten Treffen teilzunehmen und sein Interesse bei der Musikschule anzumelden.

Natürlich freut sich Cevahir, so eventuell auch neue Vereinsmitglieder zu gewinnen (zehn Euro monatlich). "Wir sind auf Förderer und Spenden angewiesen", sagt er. Denn gerne möchte er mit der Musikschule expandieren und mit weiteren Dozenten neben dem Klavier auch andere Instrumente im Unterricht anbieten.

(RP)
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