Hückelhoven Mit Bildern Deutsch lernen

Hückelhoven · Seit kurzem bietet auch die Realschule Ratheim eine Vorbereitungsklasse für junge Flüchtlinge an: Die 14 Schüler sind zwischen elf und 17 Jahre alt.

 Lehrerin Daniela Günther übt mit ihren Schülern anhand von Bildtafeln das Beschreiben farbiger Kleidung auf Deutsch.

Lehrerin Daniela Günther übt mit ihren Schülern anhand von Bildtafeln das Beschreiben farbiger Kleidung auf Deutsch.

Foto: Jürgen Laaser

International geht es zu in der neuen Vorbereitungsklasse der Realschule Ratheim, wo 14 junge Flüchtlinge, Mädchen und Jungen, im Alter zwischen elf und 17 Jahren seit drei Wochen gemeinsam die deutsche Sprache lernen.

Farben sind gerade Thema, und Lehrerin Daniela Günther zeigt in einem Buch auf junge Menschen aus unterschiedlichen Nationen in verschiedenfarbiger Kleidung. "Rot", ruft ein Schüler, bevor er sich an den Hinweis erinnert, dass er im ganzen Satz antworten soll. "Der Pullover ist rot", sagt er dann korrekt. Farben, Kleidung und Tiere, so erfahren wir, kennen die Schüler schon. Dazu gehört sogar der Marienkäfer, den es auch in Syrien gebe, wie ein Schüler stolz berichtet.

Alcin ist 16 Jahre, die junge Syrerin übersetzt ins Arabische, wenn die Fragen der Lehrerin nicht sofort verstanden werden. "Aber vieles geht mittlerweile auch schon auf Deutsch, und mit Bilder und Gebärden klappt die Kommunikation im Unterricht ganz gut", berichtet die Lehrerin, die nach den Sommerferien speziell für die Vorbereitungsklasse neu eingestellt worden ist. Die 33-jährige Quereinsteigerin aus Köln, die noch ihr Referendariat macht, bringt Erfahrung in der Arbeit mit jungen Flüchtlingen mit. "Es ist ein schönes Gefühl, hiermit etwas besonders Sinnvolles zu tun", sagt sie zu ihrer Aufgabe, jeden Vormittag den Kindern und Jugendlichen ganz unterschiedlicher Vorbildung Deutsch beizubringen.

In den Vorbereitungsklassen soll damit im Laufe von etwa zwei Jahren der Weg für die Jungen und Mädchen in Regelklassen geebnet werden. Manche würden gegebenenfalls dann auch die Schule wechseln, erläutert Schulleiter Sven Hagen. Etwa wenn sich zeigt, dass eine Laufbahn im Gymnasium sinnvoll ist. Das kann er sich etwa für Alcin vorstellen, die seit sieben Monaten mit ihrer Familie in Millich lebt und sich schon verblüffend gut auf Deutsch verständigen kann. Sie würde gerne Medizin studieren, sagt sie. Oder Sängerin werden. Und schon ist Sven Hagens Einladung zu den Proben der Schulband da. Nicht nur Alcin, sondern auch andere junge Flüchtlinge, die gerne singen, seien willkommen, sagt er vor der Klasse.

Genau das wird in der Vorbereitungsklasse angestrebt: Neben dem Deutschunterricht soll schrittweise die Integration in dem gemeinsamen Unterricht oder AGs versucht werden, und das fällt leichter in Fächern wie Musik, Kunst oder Sport, die auch ohne viele Wort auskommen. Da passt es, dass Daniela Günther neben Deutsch auch Kunst unterrichtet. Sport spielt ohnehin im Schulalltag der Vorbereitungsklasse eine Rolle: Einmal pro Woche üben die Jugendlichen Taekwondo bei Mitgliedern des Kampfsportvereins "Han Kook", der dieses Gemeinschaftsprojekt der Schule angeboten hat, wie Sven Hagens lobend hervorhebt. Ayaz (17) hat in Syrien sogar schon mehrere Leistungsgürtel erkämpft und spielt den Co-Trainer. Freunde haben etliche Schüler auch schon beim Fußball in Hückelhovener Vereinen gefunden.

Die Jugendlichen, die überwiegend aus Syrien, Afghanistan und dem Irak kommen, sind fast alle mit dem großen Flüchtlingsstrom im vergangenen Jahr nach Deutschland gekommen. Auch Alcin war überwiegend zu Fuß mit der Familie auf der Balkan-Route unterwegs. Alle Schüler versichern, dass ihnen das Lernen gefällt.

"Klar, die Voraussetzungen der Jugendlichen sind sehr unterschiedlich. Manche müssen erst gewisse Regeln lernen, ohne die Gruppenunterricht nicht funktioniert", sagt Daniela Günther. Der Katalog ist auf zwei Tafeln an der Wand zu lesen: "Nett und höflich sein, pünktlich sein, sauber den Platz verlassen". Oder die "Klassendienste": Fenster schließen, Tafel putzen, Pflanzen gießen, Müll wegschaffen.

Sven Hagen erwähnt, dass die Schule sich gezielt um die Vorbereitungsklasse bemüht hat, und lobt die Stadt für ihren Vermittlungseinsatz rund um die Antragstellung bei der Bezirksregierung. "Denn soziales Engagement und traditionelle Werteerziehung sind fester Bestandteil unseres Schulprofils, zu dem auch AGs gegen Rassismus und für Zivilcourage gehören". In dieses Konzept passe die Vorbereitungsklasse optimal.

(RP)
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