Hückelhoven Lebenshilfe plant inklusive Kita in Ratheim

Hückelhoven · Eine inklusive Kindertagesstätte soll an der Mühlenstraße entstehen. Das Projekt wird am 25. Januar detailliert vorgestellt.

 Die Westansicht mit Eingangsbereich der geplanten neuen Kindertagesstätte der Lebenshilfe in einer Grafik des Architekturbüros Josef Viethen.

Die Westansicht mit Eingangsbereich der geplanten neuen Kindertagesstätte der Lebenshilfe in einer Grafik des Architekturbüros Josef Viethen.

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Die Lebenshilfe Heinsberg plant eine neue Kindertagesstätte für Kinder mit und ohne Behinderung in Ratheim. "Die Stadt Hückelhoven ist auf uns zu gekommen", erklärt Edgar Johnen, Geschäftsführer der Lebenshilfe. "Da wir die gemeinsame Förderung von Kindern mit und ohne Behinderung seit Jahrzehnten erfolgreich an unseren Standorten in Oberbruch und Geilenkirchen anbieten, sind wir der Anfrage gerne nachgekommen und wollen unser Konzept der Förderung von Kindern mit und ohne Behinderung ausbauen."

Der Neubau mit 40 Plätzen für Kinder ab drei Jahren ist geplant an der Mühlenstraße in Ratheim. Das vom Erkelenzer Architekturbüro Josef Viethen entworfene kinderfreundliche, helle und barrierefreie Gebäude soll auch Raum bieten für eine weitere Zweigstelle der Interdisziplinären Frühförder- und Beratungsstelle (IFF) mit umfangreichem heilpädagogischen und therapeutischen Förderspektrum für Säuglinge und Kleinkinder mit Entwicklungsverzögerung.

Schwerpunkt des Kita-Konzeptes ist die gemeinsame Förderung von Kindern mit und ohne Entwicklungsverzögerung: "Kinder mit und ohne Behinderung ebenso wie Kinder unterschiedlicher Kulturen lernen in der Gemeinschaft mit- und voneinander. Im gemeinsamen Spiel wird so das Fremde vertraut und als normal erlebt", erklärt Agi Hirtz, Leiterin der Oberbrucher Lebenshilfe-Kita Triangel. "Nicht ohne Grund lautet das Motto der Lebenshilfe daher: Es ist normal, verschieden zu sein. Darüber hinaus legen wir als Elternverein Wert auf eine intensive und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern. Schließlich sind beide Einrichtungen auch zertifizierte Familienzentren NRW."

Gemeinsam mit ihrer Kollegin und Geilenkirchener Kita-Leiterin Birgit Roye wird Agi Hirtz die neue Kindertagesstätte konzipieren und später leiten. Spezialisiert haben sich die Lebenshilfe-Einrichtungen nicht nur auf die Förderung von Kindern mit Entwicklungsverzögerung, Verhaltensauffälligkeiten oder Autismus-Spektrum-Störungen. Die Kita Triangel Geilenkirchen engagiert sich seit Jahren für eine Intensivförderung von Kindern mit Hochbegabung: "Hochbegabung wird vielfach zu selten im frühen Kindesalter entdeckt, da sich eine solche Entwicklung oft hinter Verhaltensauffälligkeiten und vermeintlichen Entwicklungsstörungen versteckt", erklärt Birgit Roye. "Deshalb haben wir spezifische Förderangebote entwickelt." Aufgrund der kleineren Gruppengrößen sowie des spezialisierten Fachkräfte-Teams wissen aber vor allem Eltern von Kindern ohne Behinderung die umfangreichen Förder- und Bildungsangebote der Triangel-Kitas zu schätzen, betont Agi Hirtz.

Neben der konkreten Anfrage durch die Stadt Hückelhoven verzeichnet die Lebenshilfe Heinsberg in den vergangenen Wochen in beiden Lebenshilfe-Kindertagesstätten eine verstärkte Nachfrage nach zusätzlichen Betreuungsplätzen für Kinder mit Behinderung. "Wir spüren hier die Kehrseite des landespolitischen Inklusionsprozesses", erklärt Edgar Johnen. Der Landschaftsverband Rheinland hat seit dem aktuellen Kindergartenjahr festgelegt, dass alle Regeleinrichtungen auch Kinder mit Behinderung aufnehmen können. Dafür erhalten die Einrichtungen eine Pauschale in Höhe von 5000 Euro pro Kind und Jahr. Damit entfällt nach einem Übergangsjahr ab dem nächsten Kindergartenjahr 2016/2017 die bisherige Finanzierung der therapeutischen Förderung je nach Anspruch und Bedarf des Kindes mit Behinderung in integrativen Kindertagesstätten. "Die Kindpauschale soll jetzt sowohl für bauliche Veränderungen als auch für spezifische Therapie und pädagogische Förderung eingesetzt werden", so Birgit Roye.

Mit diesen nur schwer kalkulierbaren Rahmenbedingungen scheinen Regeleinrichtungen im Einzelfall überfordert: "Anders ist die Nachmelde-Welle nicht zu erklären, die drei Monate nach Beginn des neuen Kitajahres auf unsere Einrichtungen zurollt." Inklusion sei falsch verstanden, wenn die Finanzierung von barrierefreien Hilfsmitteln und Gebäudeumbauten in den Mittelpunkt rückt und individuelle Förderung mit pauschalierten Mitteln kalkuliert werden soll.

(RP)
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