Hückelhoven Flüchtlinge ins Handwerk vermitteln

Hückelhoven · Sechs Wochen lang können Flüchtlinge das Tischlerhandwerk kennenlernen. Hückelhoven finanziert das Projekt mit Partnern aus Handwerk und Kirche. Es richtet sich an Asylsuchende, die sonst noch keine Berufsorientierung erhielten.

 Gregor Lücke (unten 5.v.r.) leitet jugendliche Flüchtlinge in Erkelenz im Tischlerhandwerk an. Beim ersten Kursus stellte er fest: "Das ohne gemeinsame Sprache hinzubekommen, ist ein Wagnis, letztlich aber ist das Handwerk eine universelle Sprache."

Gregor Lücke (unten 5.v.r.) leitet jugendliche Flüchtlinge in Erkelenz im Tischlerhandwerk an. Beim ersten Kursus stellte er fest: "Das ohne gemeinsame Sprache hinzubekommen, ist ein Wagnis, letztlich aber ist das Handwerk eine universelle Sprache."

Foto: spe

/ Erkelenz Es gibt Asylsuchende, die aus keinem Land stammen, das als unmittelbar anerkennungsfähig gilt, die deshalb eine für sie oft quälend lange Zeit warten müssen, bis sie anerkannt sind, und die dann erst an beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen teilnehmen können. Für diese Gruppe hat die Stadt Hückelhoven im Juni mit Partnern aus Handwerk und Kirche ein Projekt zur frühzeitigen Berufsorientierung ins Leben gerufen. Jetzt ist der erste von drei Kursen zu Ende gegangen. Mit Erfolg, wie Teilnehmer und Verantwortliche gleichermaßen sagen.

Die meisten der zehn Teilnehmer des ersten Berufserkundungskurses leben schon seit zehn Monaten in Deutschland. Ihnen ist nun sechs Wochen lang ermöglicht worden, in der Lehrwerkstatt der Kreishandwerkerschaft in Erkelenz-Terheeg das Tischlerhandwerk kennenzulernen. Sie haben gehobelt, gesägt und gefeilt. Entstanden sind Nistkästen, Hocker, Kerzenhalter und Schminkspiegel. "Wir versprechen uns von den Kursen, den Teilnehmern zunächst eine Beschäftigung bieten und sie später in holzverarbeitende Berufe vermitteln zu können. Wenn uns das gelingt, ist das volkswirtschaftlich eine tolle Sache", erklärte Helmut Holländer, Kämmerer von Hückelhoven, gestern bei einem Besuch in der Lehrwerkstatt. Er staune über die Ergebnisse: "Phänomenal, was sie ohne Maschinen in Handarbeit erstellt haben." Täglich sind die Asylsuchenden aus Hückelhoven mit Bus, Bahn und zu Fuß nach Erkelenz gereist. Das war es ihnen wert - und so hatten es sich die Ratspolitiker im Juni erhofft, als sie das Geld für das Projekt freigaben (13.000 von 24.000 Euro). "Wir haben bei den männlichen Jugendlichen festgestellt, dass sie eine Beschäftigung suchen und dieses Angebot gemeinsam mit der Handwerkskammer Aachen, der Kreishandwerkerschaft Heinsberg und dem Katholischen Forum für Erwachsenen- und Familienbildung schaffen können", schaute Bürgermeister Bernd Jansen gestern noch einmal auf den Ratsbeschluss zurück, um nach vorne gewandt festzustellen: "Was hier geleistet wird, ist für die Flüchtlinge ein wichtiger Schritt nach deren Ankommen in Deutschland."

Hückelhoven: Flüchtlinge ins Handwerk vermitteln
Foto: Speen

Bewunderung fanden die Absolventen des ersten Kurses - der zweite startet in zwei Wochen und wird um Deutschstunden ergänzt - auch bei Peter Deckers, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen und Mitfinanzier: "Ich bin dankbar für die Initiative der Stadt Hückelhoven. Gleichzeitig sind wir im Handwerk gefrustet, da wir Asylsuchenden große Chancen zur Integration bieten können, die offiziellen Programme aus Berlin aber nicht für alle Flüchtlinge möglich sind. Hier haben wir es mit einem niederschwelligen Angebot zu tun, das Menschen schnell in eine Tätigkeit bringt." Die Bundespolitik müsse im Sinne solcher Maßnahmen nachjustieren, damit diese zum Beispiel auch über die Agentur für Arbeit mitfinanziert werden könnten.

(spe)
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