Hückelhoven Flagge zeigen gegen Rassismus im Sport

Hückelhoven · Die Dokumentation "Wie im falschen Film - Geschichten aus dem Fußball" führte zu angeregten Diskussionen unter den Neuntklässlern des Gymnasiums. Zu Gast waren der Filmemacher, Fußballer und "Ultras" von Fortuna Düsseldorf.

 Zu den Gästen der Diskussion zählten (v.l.) Max (22) und Maik (25) von der Ultra-Gruppe Dissidenti von Fortuna Düsseldorf, Filmemacher Andreas Hellstab und Journalist Christoph Ruf.

Zu den Gästen der Diskussion zählten (v.l.) Max (22) und Maik (25) von der Ultra-Gruppe Dissidenti von Fortuna Düsseldorf, Filmemacher Andreas Hellstab und Journalist Christoph Ruf.

Foto: Jürgen Laaser

"Als 20 000 Menschen im Stadion riefen 'Neger raus', da habe ich gedacht, 'Ich bin im falschen Film'!" Dieses Statement gab der ehemalige Fußball-Bundesliga-Profi Otto Addo in einem Film ab, den mehr als 100 Schüler der neunten Jahrgangsstufe des Hückelhovener Gymnasiums nun in der Aula sahen. Titel: "Wie im falschen Film". Es geht um Rassismus im Fußball - Otto Addo ist 1975 in Hamburg geboren, aber dunkelhäutig, seine Eltern stammen aus dem westafrikanischen Ghana.

Die Veranstaltung in der Aula des Gymnasiums fand im Rahmen der Teil(-Schul-)konferenz "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" statt, die Organisation lag in den Händen der Lehrer Christine Wolff und Christoph Esser. Dazu eingeladen waren Filmemacher Andreas Hellstab von der Initiative "Show Racism the Red Card", einer Bildungsinitiative nach englischem Vorbild, die auch vom DGB-Jugendprojekt "Empört Euch, engagiert Euch" unterstützt wird, der Sportjournalist Christoph Ruf und die beiden Fußball-"Ultras" Max und Maik, die aus verschiedenen Gründen ihre Nachnamen nicht genannt haben möchten.

In 45 Minuten bietet der Film eine klar gegliederte Collage von Interviews und Spielszenen im Wechsel, die miteinander in Verbindung stehen. Otto Addo ist heute Trainer der A-Jugend des Hamburger SV, die Filmemacher begleiten ihn nach Dresden zum Spiel. In München ist Alex Dolderer der Filmpartner, der als Homosexueller in einem sich offen bekennenden einzigen deutschen schwulen Fußballverein, den "Streetboys", spielt. Im schwedischen Malmö ist es die deutsche Nationalspielerin Anja Mittag, die dort als Profi für einen einheimischen Klub spielt.

Es ging also nicht nur, wie ein Schüler in der Diskussion feststellte, um Rassismus, auch um Diskriminierung, Homosexuelle und Frauen kämpfen noch um vollgültige Anerkennung im Fußball. Zu Wort kommen im Film auch die Fußballer mit ghanaischen Wurzeln Hans Sarpei, Jerome Boateng und dessen Halbbruder Kevin-Prince Boateng, der 2013 nach schweren rassistischen Beleidigungen in Italien den Ball auf die Tribüne drosch und das Spielfeld verließ, gefolgt von seinen Mannschaftskameraden vom AC Mailand. Die Schüler hatten selbst einige Beispiele für Rassismus und Diskriminierung parat, so für Homophobie und Beleidigungen wie "Schwarzbrot" für einen dunkelhäutigen Spieler, was aber, so die als positiv herausgestellte Reaktion, vom Fußballverband, schwer geahndet wurde. Wobei auch Deutungsänderungen von Begriffen diskutiert wurden - so die "Schwuchtel", die nicht mehr (nur) als Diskriminierung Homosexueller, sondern im Sinn von "Idiot" allgemein angewandt werde.

Kleine Einblicke in die Welt der Fußball-"Ultras" gaben die Fortuna-Düsseldorf-Fans Max und Maik auch mit einem Kurzfilm über ihre "Dissidentis", die sich demokratisch und antirassistisch engagieren, etwa junge Flüchtlinge aus Asien und Afrika ins Stadion einladen und sich gegen Neofaschisten wenden. Fachbuchautor Christoph Buch: "Die Ultras allgemein sind eine neue Jugendbewegung, die sich nicht nur zum Spiel trifft, sondern auch unter der Woche engagierte Arbeit leistet."

Im nächsten Jahr, so Lehrer Christoph Esser abschließend, reist die "Schule mit Courage" zum ehemaligen Nazi-KZ Dachau bei München.

(RP)
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