Hückelhoven Experiment "Stille Post" trifft Stahl und Stein

Hückelhoven · Die Künstlergruppe "Elf im Glashaus" aus Bedburg und der Erkelenzer Künstler Wilfried Kleiber stellen gemeinsam aus.

 Der Erkelenzer Künstler Wilfried Kleiber nutzt von der Natur ausgewaschene Steine, um sie mit bearbeitetem Edelstahl zu Skulpturen zusammenzufügen.

Der Erkelenzer Künstler Wilfried Kleiber nutzt von der Natur ausgewaschene Steine, um sie mit bearbeitetem Edelstahl zu Skulpturen zusammenzufügen.

Foto: RENATE RESCH-RÜFFER

Es ist eine unkonventionelle Herangehensweise an eine künstlerische Serie, die die "Elf im Glashaus" aus Bedburg, die gemeinsam mit Wilfried Kleiber in der Galerie Eesdron in Millich ausstellen, gewählt haben. Sie fragten eine Persönlichkeit ihrer Stadt, den ehemaligen Bürgermeister Gunnar Koerdt, nach einem Bild seiner Vorliebe. Er wählte Salvator Dalis "zerfließende Uhren".

Dieses allgemein bekannte Kunstwerk wurde dann die Interpretationsvorlage für die künstlerische Reihe "Stille Post". Nur der erste Künstler durfte das Bild sehen. Seine Aufgabe war es, die Arbeit zu interpretieren. "Jeder sollte es in seiner Art umsetzen", erzählt Kathrin Thelen, die selbst als Mitglied der Künstlergruppe an der Ausstellung mitgewirkt hat. Die elf Künstler arbeiten in unterschiedlichen Bereichen, mit Textilkunst, Fotografie oder Malerei. Entsprechend des Prinzips der stillen Post sah jeder Künstler einzig das Werk des Vorgängers und ahnte natürlich nichts vom Ausgangsbildnis. Die Reihenfolge der Künstler wurde ausgelost. Das Werk wurde weitergegeben, und jeder hatte zwei Wochen Zeit, das Bild des Vorangegangenen zu interpretieren und in seiner Art darzustellen. "Es ging nicht darum, wer genau das Original abmalt, sondern es ging darum, es umzusetzen", erläutert Kathrin Thelen.

Eine interessante Wandlung wird sichtbar. Farben ändern sich, Materialien, aber auch die einzelnen zu erkennenden Elemente wie Segel, Pferd und Einhorn entstehen, verwandeln sich oder werden weiterentwickelt. Berge, Lichtstimmung und Ausdruck der Bilder variieren. Entsprechend der verschiedenen Techniken sieht der Betrachter unterschiedliche Ergebnisse und Interpretationen. Ein interessantes Experiment, bei dem es um künstlerische Interpretation, jedoch nicht um thematisches Arbeiten geht.

Die Mitte des Raumes nehmen die Werke des hiesigen Künstlers Wilfried Kleiber ein. Der Erkelenzer arbeitet mit Stahl und Stein und erschafft daraus neue Formen, der von der Natur vorgegebenen naturhaften Gestalt. Gefundene, in jahrzehntelanger Auswaschung entstandene, verwandelte Schleifsteine kombiniert der Künstler mit bearbeiteten Stahlfragmenten. Besondere Oberflächenbeschaffenheit zeichnet die Stahleinlagen aus.

Eine spezielle von ihm entwickelte Technik bricht die glatte, glänzende Metallhülle auf und lässt sie narbig verwandelt erscheinen. In stundenlanger Arbeit schleift Wilfried Kleiber seine Objekte und passt sie millimetergenau ineinander ein, um eine neue Ganzheit aus unterschiedlichen Materialien zu schaffen. "Mir ist wichtig, dass man keine Schweißnaht sieht", verrät der Künstler, der auf exakte handwerkliche Arbeit Wert legt und die Teile seiner Objekte zu einer Einheit werden lässt.

Die Gemeinschaftsausstellung ist noch bis zum 9. Juni in der Galerie Eesdron, Gronewaldstraße 94, in Hückelhoven-Millich nach Absprache unter Telefon 02433 904734 zu sehen.

(rerü)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort