Hückelhoven Baaler Firma bringt Logistik ins Rollen

Hückelhoven · Im Industriegebiet Baal hat die Interroll-Gruppe ihr 2006 eröffnetes Kompetenzzentrum für Trommelmotoren um fast die doppelte Fläche erweitert. Von hier aus gehen Innovationen um die Welt.

 Dr. Hauke Tiedemann (re.) zeigte Björn Vogel und Anke Römer vom Hückelhovener Amt für Wirtschaftsförderung und einer Gruppe von Mitgliedern des Wirtschaftsförderungsausschusses das beachtlich gewachsene Unternehmen in Baal. Interroll hat Ende 2015 einen 6800 Quadratmeter großen Erweiterungsbau bezogen.

Dr. Hauke Tiedemann (re.) zeigte Björn Vogel und Anke Römer vom Hückelhovener Amt für Wirtschaftsförderung und einer Gruppe von Mitgliedern des Wirtschaftsförderungsausschusses das beachtlich gewachsene Unternehmen in Baal. Interroll hat Ende 2015 einen 6800 Quadratmeter großen Erweiterungsbau bezogen.

Foto: KNAPPE

Wer würde an der Opelstraße schon einen "global Player" mit Vertriebsstandorten rund um den Globus und Brückenköpfen in den USA und China vermuten? Für die an der Börse notierte schweizer Unternehmensgruppe Interroll ist Baal strategischer Produktionshauptsitz für alle industriellen Trommelmotoren, die weltweit vertrieben werden. Anwendung finden die Produkte, die in Baal mittlerweile 190 Mitarbeiter auf einer Produktionsfläche von 8900 Quadratmetern fertigen, überall da, wo Stückgut transportiert wird. 2014 legte Interroll den Grundstein für eine Erweiterung (6800 qm) um Trainings-Akademie, Forschung und Gummierung.

Das Kompetenzzentrum Trommelmotoren, "Center of Excellence", lernten jetzt einige Kommunalpolitiker bei einem Rundgang mit den städtischen Wirtschaftsförderern Björn Vogel und Anke Römer kennen. Dr. Hauke Tiedemann, seit 2013 Geschäftsführer in Baal, sprach von einem "hidden Champion": "Unsere Produkte sieht man nicht, weil sie in Fördertechnik verborgen liegen." Und doch haben die meisten Menschen wohl schon dicht davor gestanden: wenn sie im Supermarkt an der Kasse die Einkäufe oder im Flughafen die Kästen mit Handgepäck aufs Band legen. Vielleicht ist der frisch gekaufte Apfel bereits beim Sortieren in Chile über eine Anlage mit Interroll-Antrieb gerollt oder auch das von QVC ins Haus geschickte Paket.

Wie Tiedemann den Gästen erklärte, arbeitet das Unternehmen dezentral. Rollen, die Förderbänder, Kisten oder Paletten in Bewegung halten, produziert Wermelskirchen, Module für Sortieranlagen (Briefe) stammen aus Sinsheim, an der französischen Atlantikküste entstehen Fließlager-Palettensysteme, die Motoren für Kassentisch-Bandantriebe werden aus Dänemark geholt, in der Schweiz stellt eine Spritzgießerei Kunststoffteile her. Die in Baal produzierten Trommelmotoren erzielen einen Jahresumsatz von 100 Millionen Schweizer Franken. Der Manager machte deutlich, dass Interroll bei den Großen in der Welt ganz oben mitspielt: "70 Prozent des Weltmarktes bei Trommelmotoren sind von uns besetzt." Pro Jahr werden 85.000 Trommelmotoren hergestellt - nicht auf Lager, nur nach individueller Bestellung von Kunden - und 21.000 Aufträge abgearbeitet. Für den Flughafen Brüssel wurden nach dem Terroranschlag über Nacht 70 Antriebe neu gebaut. Drei Schichten produzieren rund 350 Trommelmotoren pro Tag. Das Fachpersonal besteht aus CNC-Zerspanern, Elektrotechnikern und Schlossern. Von zwölf Auszubildenden arbeiten drei im kaufmännischen Bereich. Allerdings konnte die Firma von drei freien Lehrstellen nur eine besetzen, Fachkräfte zu finden, werde immer schwieriger.

Neben Produktion und Gummierung sitzt das "Hirn" des Standorts: 25 Ingenieure ersinnen Innovationen im Research Center. "USA und China produzieren mit Qualität aus Baal nach unseren Standards", so Tiedemann. Die Trainingsakademie arbeitet modern mit E-Learning - elektronischer Vorbereitung zu Hause - und praktischer Schulung in Laboren am Modell. Trainer Jens Popig schult Teilnehmer, Kunden wie Mitarbeiter, aus Südafrika, Mexiko und China.

(RP)
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