Hückelhoven Alte Spuren, neue Trasse an der L 117

Hückelhoven · Mit dem Bau der Querspange entlang der Autobahn 46 bei Ratheim lassen sich erste Fortschritte für die Ortsumgehung L 117 n erkennen. Gleichzeitig begeben sich Archäologen auf Suche nach Spuren einer Besiedlung in der Eisenzeit.

 Mit Blick auf Ratheim lässt sich entlang der Autobahn 46 (rechts die Brücke vor der Abfahrt Hückelhoven-West) die neue Verbindung zwischen der L 117 und der Ortsumgehung bei Millich gut erkennen. An der Querspange werden auch schon Lärmschutzwall und -wand sowie der Pendlerparkplatz gebaut.

Mit Blick auf Ratheim lässt sich entlang der Autobahn 46 (rechts die Brücke vor der Abfahrt Hückelhoven-West) die neue Verbindung zwischen der L 117 und der Ortsumgehung bei Millich gut erkennen. An der Querspange werden auch schon Lärmschutzwall und -wand sowie der Pendlerparkplatz gebaut.

Foto: UWE HELDENS

Die Arbeiten an der Ortsumgehung Ratheim-Millich sind in vollem Gange. Ein Teil der Querspange parallel zur A 46 ist bereits fertig, ein Pendlerparkplatz wird mitgebaut. Am Penny-Markt, Ortsausgang Millich in Richtung Ratheim, häufen Bagger Erde zu einem Lärmschutzwall auf, im Anschluss wird auch eine der an der Wohnbebauung geplanten Lärmschutzwände erbaut. Als nächstes entsteht ein neuer Kreisverkehr, der die Querspange mit der L 117n verknüpft, und Ende des Jahres wird der Bau eines Kreisverkehrs an der alten L 117 (Gronewaldstraße) in Angriff genommen. "Wir liegen gut im Plan", sagte Markus Reul von StraßenNRW.

Indessen werden die nächsten Schritte schon eingeleitet. "Derzeit läuft die Bauwerksplanung für die Brücken, anschließend erfolgt die Ausschreibung", erklärte Reul weiter. Mit dem Bau von zwei Brücken will StraßenNRW im nächsten Jahr beginnen. So ist im ersten Halbjahr schon eine Etappe geschafft. Am 7. Dezember war erster Spatenstich - gleichzeitig auch für die Ortsumgehung B 221 - am bisherigen Ende der B 221n bei Wildenrath. Im Januar begannen vorbereitende Arbeiten, im Februar wurden Bäume gefällt, nun ist die Querspange im Bau.

Die Zeit bis zum Baustart der Ortsumgehung nutzen indessen Archäologen, um nach Spuren früher Besiedlung zu graben. Gefunden haben sie inzwischen zwei Gräber aus der Eisenzeit sowie einige Scherben von Urnengefäßen und Leichenbrand. Jetzt arbeiten sich wissenschaftliche Mitarbeiter eines archäologischen Dienstleisters, den StraßenNRW beauftragt hat, im Feld zwischen Ratheim und Wassenberg langsam voran in eine Siedlung hinein, die noch nicht genau datiert ist. Pfostenlöcher geben Hinweise darauf, wo einmal ein Haus gestanden hat. "Funde erwarten wir da keine mehr", erklärte Uwe Steinkrüger vom Landschaftsverband Rheinland auf Anfrage. Aus den Scherben bekäme man noch eine Urne zusammen. "Aber für die Wissenschaft sind Erkenntnisse, zum Beispiel über Haustypen, wichtig."

Wie das Ratheimer Umland wohl vor der römischen Geschichtsschreibung, um 700 bis 480 vor Christus, ausgesehen hat? Grabungen werfen allenfalls Streiflichter auf Alltag und Kultur der frühen Siedler an der Rur. "Wenn man den Mutterboden abzieht, erhält man ein Planum, auf dem durch Bodenverfärbungen schon einiges zu erkennen ist", erläuterte der Pressesprecher des Amtes für Bodendenkmalpflege. Über die Bauweise der Häuser ist vieles bekannt. Die Menschen hoben Pfostengruben aus, setzten Holzpfosten ein, stampften die Erde fest, steckten kleinere Äste zwischen die Pfosten, dann wurde Haselnuss oder Weide herumgewendet, das Geflecht mit Lehm beworfen. Lange Lebensdauer hatten solche Häuser nicht, weiß Steinkrüger. "Nach 30 Jahren fault das Holz, dann baute man eben ein neues Haus." Die Pfostenlöcher des aufgegebenen Baus aber bleiben. Sehen Archäologen einige davon in einer Reihe, wissen sie, dass hier einmal ein Haus stand. Zudem finden sich oft in der Nähe Entnahmegruben, aus denen der Lehm für die Flechtmauern genommen wurde. Ins Loch warfen die Siedler dann Abfälle und Scherben. Deren Struktur tritt zutage, wenn Archäologen zum Sondieren eine senkrechte Profilwand in den Boden schneiden.

"Das ist alles mühselige Kleinarbeit", erzählte Uwe Steinkrüger. Scherben werden vorsichtig gewaschen, Pflanzenreste im Labor untersucht, alles bleibt nach Fundstellen sortiert. Nicht jedem Archäologen ist es vergönnt, einen Jahrhundertfund wie den in einer Kiesgrube bei Kückhoven zu entdecken: 1991 wurde ein 7300 Jahre alter steinzeitlicher Brunnen aus einer bandkeramischen Siedlung freigelegt.

(RP)
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