Hückelhoven Ärzte fordern: Macht mehr Sport

Hückelhoven · Das im Kreis Heinsberg neue "Rezept für Bewegung" soll Menschen verbindlich auffordern, mehr Sport zu treiben. Ärzte vermitteln ihren Patienten Kurse unter dem Gütesiegel "Sport Pro Gesundheit".

 30 Sekunden lang Matten treten zählt zum Programm. Das ist zwar ganz schön anstrengend, hält aber fit.

30 Sekunden lang Matten treten zählt zum Programm. Das ist zwar ganz schön anstrengend, hält aber fit.

Foto: Jürgen Laaser

Die regelmäßige Nutzung der Muskulatur und die Aktivierung des Herz-Kreislauf-Systems beugen Krankheiten vor. Deshalb ist regelmäßige Bewegung wichtig - egal in welchem Alter. Der Landessportbund NRW, die Ärztekammern sowie die Sportärztebünde brachten mit der Initiative "Rezept für Bewegung" eine Möglichkeit für Ärzte nach NRW, ihre Patienten aufzufordern, mehr Bewegung in ihren Alltag zu integrieren.

Teilnehmende Ärzte können das Rezept freiwillig ausstellen, es ähnelt formal allen anderen ärztlichen Verordnungen, ist allerdings für die Ärzte nicht abrechnungsfähig. Besonders richtet sich das Programm an Menschen ab 50 Jahren. Dabei ist es wichtig, die richtige Bewegung zu empfehlen. Mit dem Rezept können Gesundheitskurse mit dem Siegel "Sport Pro Gesundheit" besucht werden, welche sich durch einen langsamen Einstieg in den Sport auszeichnen und vom Deutschen Olympischen Sportbund zertifiziert sind. Für den Großteil der Kurskosten kommen die meisten Krankenkassen auf, allerdings erst rückwirkend bei regelmäßiger Teilnahme.

Hückelhoven: Ärzte fordern: Macht mehr Sport
Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Charakteristisch für Gesundheitskurse ist der Fokus auf dem Zusammenspiel von Gesundheit und Bewegung. Vier Ausrichtungen sollen besonders gefördert werden: körperliche Leistungsfähigkeit, Stärkung der psychosozialen Ressourcen, individuelle Gestaltungsmöglichkeiten - um die Übungen auch in den Alltag integrieren zu können - und Gesundheitswissen.

In einer vertrauten Atmosphäre kümmert sich der Übungsleiter um jeden einzelnen Teilnehmer. "Viele Leute, die lange keinen Sport mehr gemacht haben, haben Angst, nicht mithalten zu können. Darauf achten die Trainer, sie binden die Teilnehmer mit ein", sagt Margit Vonderbank vom Kreissportbund Heinsberg. Nach Ende des zehnwöchigen Präventionskurses stehen die Lehrer vor der Herausforderung, die Kursteilnehmer für weiterführende Sportkurse im Verein zu begeistern. Denn nur durch regelmäßige Bewegung hat das Programm Erfolg.

Die Idee ist gut, in vielen Bundesländern zeigt das "Rezept für Bewegung" schon Wirkung, im Kreis Heinsberg hingegen läuft es eher langsam an. Das Problem: Die Koordination fehlt. "Viele Patienten, gerade ältere, verstehen das Konzept nicht. Die Ärzte aber haben zu wenig Zeit, um es ausführlich zu erklären", sagt Vonderbank. Die Lösung wäre eine Koordinationsstelle bei der sich Patienten melden könnten, aufgeklärt werden und Informationen zu Kursen bekommen

Trotz der Startschwierigkeiten werden bereits Präventivkurse angeboten. Der Übungsleiter Jürgen Meuser startete vor acht Wochen einen Kursus, Schwerpunkt Herz-Kreislauf-System, beim TuS Jahn Hilfarth. Immerhin sieben Teilnehmer beteiligen sich am ersten Kursus im Stadtgebiet Hückelhoven, zwei davon wurden durch das Rezept für Bewegung vermittelt. Das Rezept ist keine Voraussetzung zur Teilnahme an den Kursen, es soll lediglich noch mehr Menschen vermitteln. Trainer Meuser erkennt die Herausforderung, aber gleichzeitig auch die Chance des Programmes: "Ein Rezept vom Arzt macht einen ganz anderen Eindruck, es wirkt viel mehr verpflichtend als meine Motivationssprüche als Trainer." Das Tempo in Meusers Kurs bestimmt jeder für sich selbst.

Voraussichtlich Ende September wird ein zweiter Kursus starten. Meuser kommender Kursus "Haltung und Bewegung" spricht den Schwerpunkt Muskel- und Skelettsystem an - ein Kurs, der sich vor allem für Menschen mit Rückenbeschwerden eignet. Laut dem Kursleiter erweist sich das aerobe Ausdauertraining als besonders schonend, wirksam und effektiv. Bereits jetzt habe Meuser viele Anfragen für diesen Kurs bekommen.

Das Rezept gibt einen Anstoß zu einer gesünderen Lebensweise, die langfristig weniger Medikamentenverschreibungen mit sich bringen soll. In Zukunft muss das Programm nur noch bekannter werden.

(jpk)
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