Hückelhoven Abschied von Della, Ella, Fisella

Hückelhoven · Die drei Glocken der entwidmeten evangelischen Kirche in Schaufenberg werden später im sächsischen Dittersdorf erklingen. Jetzt ging es für die Glocken auf den Weg in die neue Heimat.

In der katholischen Kirche hält sich die Mär, dass die Glocken vor Ostern nach Rom fliegen und deshalb bis Ostersonntag still sind. In der evangelischen Kirche gibt es die Tatsache, dass die Glocken nach Dittersdorf fahren. Jedenfalls die aus der entwidmeten evangelischen Kirche in Schaufenberg. Pfarrerin Irene Schlawin und einige Presbyter verabschiedeten die drei Bronzegussglocken nun in das erzgebirgische Örtchen gut 30 Kilometer südlich von Dresden.

"Glocken müssen läuten! Und die Kirchengemeinde Hückelhoven ist glücklich, dass die Schaufenberger Glocken nach dreijähriger Pause wieder das tun, was ihr Sinn ist: zum Gottesdienst zu läuten!" Das ist die These der Hückelhovener Gemeinde, die zur Veräußerung von "Ella", "Della" und "Fisella", so die Schaufenberger Kosenamen für ihre Glocken, an die kleine evangelisch-lutherische Gemeinde des 800-Seelen-Örtchens geführt hat, das zur bekannten Uhrmacher-Stadt Glashütte gehört. Zu einem solidarischen Preis, wie Irene Schlawin betont, denn die Dittersdorfer Gemeinde zählt nur 300 Glieder mit überschaubarem Finanzpotenzial. Und so werden die auf "fis" (Fisella) mit 100 Kilogramm, auf "e" (Ella) mit 125 Kilo und "d" (Della) mit 176 Kilo gestimmten Glocken auf ihren Gottes-Dienst sicher bis 2017 warten müssen.

Gerd Felbrich, Rene Donath und Holger Goebel von der Dittersdorfer Gemeinde, die sich morgens um drei Uhr auf die gut 650 Kilometer lange Reise von der Elbe an die Rur gemacht hatten, erläuterten, dass der Einbau von Glockenjochen, Glocken und Läutemaschinen warten muss, da gerade die Restaurierung der Kirchenorgel abgeschlossen wurde mit der Folge, dass der Klingelbeutel leer ist.

Für das Schaufenberger Bronze-Trio muss ein neuer Glockenstuhl gebaut werden, da man in Dittersdorf zurzeit nur zwei Stahlglocken in Gebrauch hat, die aber ohnehin, so Gerd Felbrich, aus dem Kirchlein entfernt werden müssen, da sie mit 360 Kilogramm zu schwer sind. Das Gotteshaus hat keinen richtigen Turm, sondern einen Dachreiter von wenigen Metern Höhe, wie ihn die erste evangelische Kirche in Hückelhoven (1688-1890) ebenfalls hatte. Die Schaufenberger Kirche wurde 1968 geweiht, hatte aber bis 1995 keine Glocken, die Verantwortlichen aber eine pfiffige Idee: Tonband und Lautsprecher. Es wurde ein Geläut auf Band aufgenommen und vor den Gottesdiensten über größere Lautsprecher über das Bergmannsdorf gelegt. Das Tonband gibt's noch und soll technisch bearbeitet erhalten werden.

Beim Glockenabschied dabei waren vom Presbyterium Klaus Wieland und Herbert Kubbat, die ehemalige Presbyterin Hannelore Eßer war aus besonderem Grund gekommen: Sie war beim Guss von Della, Ella und Fisella vor 20 Jahren dabei gewesen. Der Abschiedsschmerz für die Hückelhovener wurde gemildert durch die Einladung zur Glockenweihe in Dittersdorf - wohl im Luther-Jahr 2017, 500 Jahre Thesenanschlag an die Wittenberger Schlosskirche. 200 Kilometer elbabwärts.

(isp)
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