Auf Ein Wort Pastoralreferent Frank Göbel Zwischenzeit - Ausschau auf Gott halten

Hilden · Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen und neu beginnen, ganz neu: Da berühren sich Himmel und Erde". Als ich heute im Schulgottesdienst mit meinen Dritt- und Viertklässlern dieses beliebte Lied von Thomas Laubach (Text) und Christoph Lehmann (Musik) einübte, passierte, was häufig passiert: Die Kinder sangen in die kompositorisch vorgesehene Pause hinein, die auf der ersten Zählzeit zwischen der ersten und zweiten Textzeile liegt. Das ist an sich nicht weiter tragisch und liegt darin, dass in unseren Kinder- und Volksliedern ein einfacher Rhythmus mit klassischer Betonung auf der ersten Zählzeit vorliegt. Das geht bei uns so, wir singen halt so. Wie wir vieles einfach so machen, wie wir es gewohnt sind. Wir denken uns oft nicht viel dabei. Und meistens ist es ja auch ganz gut so. Nun hat der Komponist aber etwas Wichtiges verstanden: Wenn in unserem Leben das passieren soll, wovon der Text singt: dass nämlich Himmel und Erde einander berühren, Gott und Mensch einander näher kommen wollen, dann braucht es dazu eine Unterbrechung, eine Pause, eine Stille, ein Anhalten des Geschäftigseins, ein Aufmerksamwerden für die kleinen Momente, in denen Gott tatsächlich dabei sein möchte. Die kürzeste Definition von Religion sei: Unterbrechung - sagte einst der Theologe Johann Baptist Metz und meint: Gott möchte mich dazu "anhalten" einen anderen Blick auf die Wirklichkeit und die Tiefe meines Lebens zu werfen. Wenn am kommenden Sonntag die Christen ihren "Ewigkeitssonntag" (ev.) bzw. "Christkönigsonntag" (kath.) feiern, halten sie Ausschau nach einem Gott, von dem her sich nicht nur alles versteht, sondern auf den hin sich alles bezieht, auf den hin zu schauen sich lohnen könnte.

Möge der der Advent bei all seinem Trubel auch Raum geben für die kleinen Unterbrechungen des Alltags, damit sich in uns Himmel und Erde ein kleines bisschen mehr berühren können.

(RP)
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