Hilden Wo die Frau noch die Röcke an hat: ein Rundgang

Hilden · Bummelt Frau durch den Hildener "Schilder-Wald", kann sie eine wunderbare Rollenstudie betreiben. Wir haben es versucht.

Frau auf Schild: Wo die Dame noch Röcke trägt
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Frau auf Schild: Wo die Dame noch Röcke trägt

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Nicht nur im öffentlichen Raum an den Straßen, sondern auch im weniger öffentlichen Raum - auf Toiletten - ist die Welt noch in alter Ordnung: Da trägt Frau noch Rock und Hut sowie und/oder ein Figur betonendes Kostümchen. Da hat Frau noch etwas äußerst Anmutiges, sogar beim Wandern. Und natürlich geht sie dabei hinter ihrem Gatten (wenn es denn der Gatte ist), wie es uns das Wanderparkplatz-Schild beispielsweise am Hildener Wald lehrt.

Mann trägt zum Hut Rucksack und Wanderstab, Frau eilt mit wehenden Haaren und im eng taillierten, kurzen Kleidchen hinterher Wo es langgeht, bestimmt natürlich der Mann, der wie ein Gipfelstürmer die Gattin (ja, doch, soll wahrscheinlich die Gattin sein) zu Höchstleistungen antreibt.

 Fußgängerzonen werden gerne mit diesem Symbol gekennzeichnet.

Fußgängerzonen werden gerne mit diesem Symbol gekennzeichnet.

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Überhaupt hatten die Damen auf den Kloschildern des 20. Jahrhunderts scheinbar allesamt Wespentaillen - oder wurden nur mit ebensolchen an öffentlichen und weniger öffentlichen Örtchen auf entsprechenden Schildern willkommen geheißen. Gut behütet, grazil und mit Modelfigur im Kostüm präsentiert sich die Dame etwa auf dem Kloschild in der Gaststätte Fachwerk. Und auf dem selbst gebastelten Toilettenschild in der Konditorei Karnstedt geht ein deutlich größerer Mann mit breiten Schultern einem kleinen Frauchen als Lotse zum Klo voran. Sie trägt natürlich einen engen Rock und wirkt zerbrechlich.

 Ohne Wespentaille: das Schildchen für das Örtchen bei Fienchen's.

Ohne Wespentaille: das Schildchen für das Örtchen bei Fienchen's.

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Klar verteilt sind nach wie vor auch die Rollen auf den Schildern, die zumeist in der Nähe von Kindergärten und Schulen angebracht sind. Wie es sich gehört, bringt natürlich die Mutter ihr Kind in den Kindergarten - und das zu Fuß. Tatsächlich weiß jeder, der schon einmal zur morgendlichen Rushhour an einer Schule vorbei gekommen ist, dass durchaus auch Väter ihren Nachwuchs dorthin bringen und keineswegs die Mütter immer zu Fuß unterwegs sind.

Übelwollende Zeitgenossen behaupten sogar, die Mütter führen mit ihren riesigen SUVs einen so heißen Reifen, dass Passanten regelmäßig zur Seite springen müssten, um sich in Sicherheit zu bringen, aber das ist natürlich nur üble Nachrede. Das Schild - auch zu bewundern am Beginn von Fußgängerzonen - beweist uns ja das Gegenteil.

 Gut behütet, grazil und mit Modelfigur im Kostüm präsentiert sich die Dame etwa auf dem Toilettenschild in der Gaststätte Fachwerk.

Gut behütet, grazil und mit Modelfigur im Kostüm präsentiert sich die Dame etwa auf dem Toilettenschild in der Gaststätte Fachwerk.

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In der Neuzeit allerdings dominieren die Rundköpfe im Schilder-Wald. Rock oder Kleid trägt die Frau von heute immer noch, von tailliert mit Krägelchen oder ohne, auch schon mal etwas breiter in den Hüften (passenderweise in Fienchen's Teestube an der Heiligenstraße), leicht matronig auf rosa Grund im Rathaus oder eher kindlich im Hängerchen mit Zöpfen. So abstrakt wird Frau unter anderem auf der öffentlichen Toilette am alten Markt, im Bürgerhaus und - bei der Rheinischen Post in Hilden dargestellt. Würde jemand nun Frau tatsächlich so auf Schildern abbilden, wie sie heutzutage vornehmlich unterwegs ist, dann gäbe es tatsächlich eine erhöhte Verwechslungsgefahr.

Denn nicht nur bekleidungstechnisch haben Frauen heute längst die Hosen an.

(RP)
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