Kreis Mettmann Wirtschaftsinformatik = Jobgarantie

Kreis Mettmann · Kaum ein Studiengang bietet derzeit so gute Karrierechancen - doch viele junge Menschen stößt das verstaubte Image der Informatik ab. Henning Ahlf lehrt an der Fachhochschule der Wirtschaft Mettmann und will das ändern.

 Henning Ahlf am Schwarzen Brett in der FHDW. Auch dort suchen Mittelständler und Großkonzerne nach Wirtschaftsinformatik-Nachwuchs.

Henning Ahlf am Schwarzen Brett in der FHDW. Auch dort suchen Mittelständler und Großkonzerne nach Wirtschaftsinformatik-Nachwuchs.

Foto: achim Blazy

Wenn Professor Henning Ahlf auf seine Studierenden schaut, dann weiß er: Jeder, der da vor ihm sitzt und seinen Abschluss machen wird, hat die Auswahl zwischen gleich mehreren Jobangeboten. Diese äußerst komfortable Situation ist ihrem Studienfach geschuldet: Wirtschaftsinformatik. Die Nachfrage sowohl in mittelständischen Firmen als auch in Großkonzernen ist riesig. "Die Studierenden haben praktisch eine Job-Garantie", sagt Ahlf, der Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule für Wirtschaft (FHDW) in Mettmann lehrt.

Seit Jahren hungert die Wirtschaft nach diesen Fachleuten, bekommt immer mehr Nachwuchs, der stillt aber bei weitem nicht die Nachfrage. Das Jobportal Absolventa beispielsweise weist die Berufsanfänger mit durchschnittlichem Anfangsgehalt von 41.000 Euro jährlich aus. "Die Firmen zahlen viel, um Nachwuchs an sich zu binden", weiß Ahlf. Und sie zahlen bereits während des Studiums: Studierende im dualen Studiengang Wirtschaftsinformatik mit Theorie- und mit Praxiszeiten in den Unternehmen erhalten eine monatliche Vergütung, bekommen nicht nur die Studiengebühren bezahlt, sondern beispielsweise auch Hardware geschenkt. "Es gibt Unternehmen, die ihre Studenten mit Laptops ausstatten, um sie später zum Eintritt in die Firma zu bewegen."

Als entscheidendes Bindeglied zwischen Betriebswirtschaft und Informatik sind Wirtschaftsinformatiker verankert: Sie kennen die Logik und die Algorithmen der Informatik und sind in der Lage, diese praxisbezogen bei Problemen oder angestrebten Verbesserungen anzuwenden.

"Die Digitalisierung der Wirtschaft schreitet kontinuierlich voran und betrifft immer mehr Unternehmen in verschiedensten Branchen und Bereichen, so dass Wirtschaftsinformatiker vielfältige Aufgabengebiete vorfinden", sagt Ahlf. Logistik, Marketing, IT-Sicherheit, Gesundheit, Banken, der 35-Jährige wirbt für "sein" Fach, denn er kennt den Makel: Informatik wirkt verstaubt und wenig sexy im Vergleich zu anderen Studiengängen. Vor allem Frauen fehlen in dem Beruf. Vor Jahren lag die Quote deutschlandweit bei nur 15 Prozent aller Wirtschaftsinformatiker. Sie ist kaum gestiegen. "Dabei nutzen wir die Informatik eigentlich nur, um praktische Probleme zu lösen oder Vorgänge zu verbessern", sagt er. Der Wirtschaftsinformatiker entwickele komplexe IT-Lösungen, mit denen sich betriebliche Abläufe automatisieren lassen. "Man sitzt nicht im Kämmerchen und tippt etwas vor sich hin, sondern geht hinaus, um mit den Firmen und Menschen zu reden, um Konzepte zu entwickeln", weiß Ahlf. Doch der Makel der langweiligen Zahlen und Logiken bleibt - auch bei einer Jobgarantie mit hohen Anfangsgehältern.

(rei)
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