Gedanken Zum Tag Christian Dörr Willkommen! Mehr als ein Wort

Hilden · Ich machte letzten eine interessante Bekanntschaft: Andre, französischer Staatsbürger mit afrikanischen Wurzeln, der sein bürgerliches Leben in der Bankenwelt hinter sich gelassen hat, um als Gelehrter studierend die Welt zu erkunden. Auf der Suche nach theologischem Lernstoff wurde er zu mir als Pfarrer geschickt. Ich lud ihn ein, mit mir und einigen Jugendlichen einen Gottesdienst zum Thema Willkommen vorzubereiten. Schon seine erste Frage zum Thema, brachte eine Menge Stoff zum Überlegen: "Was meinst du, wenn du willkommen sagst?". So genau hatte ich darüber noch gar nicht nachgedacht. Andre erzählte mir die Geschichte, die unserem Kennenlernen vorausging. Er saß in der Bibliothek um Deutsch zu lernen. Da sprach ihn ein Herr an. "Opa Dieter", wie Andre ihn respektvoll nennt. Dieser fragte, ob er irgendwie helfen könne. Als Andre erzählte, dass er einerseits Deutsch lernen wolle, darüber hinaus aber besonders Theologie und Philosophie studieren wolle, versprach Dieter bei Deutsch selbst zu helfen und für die anderen Fachgebiete den Kontakt zum Pfarrer herzustellen. Das war für Andre ein Willkommen. Zu fragen, was der andere braucht, zu helfen, wo man kann, und sich Gedanken zu machen, wie man weiterhelfen kann. So kamen wir auf den Wortsinn des Begriffes. WILL-KOMMEN. Im ersten Teil steckt eine Absichtsbekundung: WILL, darin steckt wollen, bereit sein zu etwas. Im zweiten Teil KOMMEN steckt der Ausdruck einer Bewegung. Auf einander zugehen, eine Distanz überwinden. Der Willkommen-heißende bringt zum Ausdruck, dass er zulässt, dass sein Gegenüber sich annähert, wie er ist. Für den Willkommen-geheißenen bedeutet es, dass er sich sorglos nähern kann, er keine Gefahr zu fürchten hat.

All dies passiert, wenn wir Willkommen sagen. Und das war jetzt nur der Teil, der Menschen zunächst untereinander betrifft. Da wo Menschen Gott in ihrem Leben Willkommen heißen, bekommt sowohl das WILL als auch das KOMMEN eine eigene Dynamik. Gottes Geist öffnet uns füreinander und macht bereit Distanzen zu überwinden. Aber er bewegt sich auch. Er kommt auf jeden von uns zu, lässt uns eintreten in seinen Dunstkreis, seine Gegenwart. Seit Pfingsten wissen wir, dass Gott durch den Heiligen Geist wirkt, der sich über die Menschen ergießt.

Und was ist jetzt mit dem Menschen, mit jedem von uns. Wir können uns sorglos nähern, so wie wir sind. Wir sind angenommen. Doch auch uns wohnt der Wille inne. Wir sind keine Marionetten, die Gott in seinem Theater der Welt tanzen lässt. Für jeden von uns stellt sich die Frage, ob wir uns darauf einlassen wollen.

Wollen wir unseren Alltag mit Gottes Augen sehen? Wollen wir mit unseren Ohren hören, was Menschen uns erzählen? Wollen wir mit daran mitbauen, dass unsere Welt sich verändert?

(RP)
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