Hilden Weniger Knöllchen, mehr Beschwerden

Hilden · In den Außenbezirken werden die Politessen häufig für Nachbarschaftsstreitigkeiten missbraucht.

Kämmerer Heinrich Klausgrete rechnet in diesem Jahr mit 23.500 Verwarngeldverfahren, deutlich weniger als in den Vorjahren (2012: 28.015, 2013: 26.626, 2014: 25.271). "Die Zahl der Knöllchen geht kontinuierlich zurück", bestätigt Stefan Döpper, stellvertretender Ordnungsamtsleiter und zuständig für die Überwachung des ruhenden Verkehrs. Das habe verschiedene Gründe. In der Innenstadt seien die Verkehrsaufseherinnen präsent: "Wer hier falsch parkt, muss davon ausgehen, erwischt zu werden." Zudem gebe es zahlreiche legale und deutlich günstigere Parkmöglichkeiten in den Tiefgaragen.

Die Verwaltung habe auf die sinkende Zahl der Knöllchen reagiert und die Zahl der Politessen von früher zwölf auf heute acht reduziert, erläutert Personaldezernent Nobert Danscheidt: "Wir haben eine Empfehlung des BSL-Gutachtens zum städtischen Haushalt umgesetzt. Wie viele Verkehrsaufseher die Stadt beschäftigt, entscheide der Verwaltungsvorstand, sagt Danscheidt: "Die Politessen müssen aber zumindest das einbringen, was sie kosten." In diesem Jahr rechnet der Kämmerer mit 156.000 Euro Einnahmen aus der Überwachung des ruhenden Verkehrs. Im Ergebnis seien auch schon die Gebühren für die städtischen Parkplätze in Höhe von 331.000 Euro eingerechnet, betont Klausgrete: "Das zeigt: Eine sprudelnde Einnahmequelle sind die Falschparker für die Stadt wahrhaftig nicht." Während die Anzahl der Knöllchen sinkt, seien Beschwerden über Falschparker in den Außenbezirken stark angestiegen, berichtet Döpper: "Inzwischen vergeht kein Tag mehr ohne solche Anrufe. Die Bürger verlangen, dass wir sofort rauskommen und rigoros verwarnen. Das können wir nicht leisten. Wir kontrollieren - im Rahmen unserer Möglichkeiten." Aktuell habe er nur vier Verkehrsaufseherinnen im Einsatz. Die anderen hätten Urlaub oder seien krank. Mindestens drei Mal in der Woche seien die Politessen in den Außenbezirken unterwegs und arbeiteten die Beschwerden ab.

Ein Schwerpunkt sei zurzeit die Verdistraße. Da wird gebaut. Ein Kran-Ausleger engt die Durchfahrt ein. Parkplätze sind durch Baumaterial belegt. Deshalb hatte sich unlängst auch ein Anwohner bei der RP beschwert. Alles genehmigt und in Ordnung, ergab unsere Recherche. Wegen der engen Durchfahrt wurde in diesem Bereich ein absolutes Halteverbot eingerichtet, erläutert Tiefbauamtsleiter Harald Mittmann. Im Wendehammer wurde ebenfalls ein absolutes Halteverbot ausgeschildert - damit die Feuerwehr dort im Notfall rangieren kann. Dort gelte auch ohne besondere Schilder ein absolutes Halteverbot, betont Mittmann. Dies werde von Anwohnern und Handwerkern erfahrungsgemäß jedoch häufig ignoriert. Das bringt dann genervte Nachbarn auf die Palme. Sie rufen ständig das Ordnungsamt und verlangt ultimativ die "Bestrafung" der Falschparker. "Unsere Verkehrsaufseherinnen werden zunehmend für Nachbarschaftsstreitigkeiten missbraucht", stellt Döpper fest.

(RP)
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