Hilden Was ist der Politik der Lärmschutz wert?

Hilden · Tempo 30 nachts: Die Fraktionen tun sich mit den Kosten von rund 80.000 Euro schwer, zeigte sich im Fachausschuss.

Die Anwohner der Richrather-/Baustraße, Klotzstraße, Benrather Straße, Ellerstraße, Gerresheimer-, Hochdahler-, Kirchhofstraße und Walder Straße sind lärmgeplagt. Deshalb hat die Verwaltung vorgeschlagen, dort nachts zwischen 22 und 6 Uhr Tempo 30 einzurichten. Doch die Politik tut sich schwer. Das zeigte sich im Stadtentwicklungsausschuss.

"Bauchschmerzen" machen offenbar die damit verbundenen Kosten von rund 80.000 Euro. Im Haushalt gibt es ein Defizit von 10,4 Millionen Euro, es gilt eine Haushaltssperre. Die CDU müsse das Thema noch einmal beraten, erläuterte Claudia Schlottmann: "Wir wollen das Verfahren aber nicht aufhalten. Deshalb werden wir uns enthalten." "Tempo 30 nachts ist ein mutiger Schritt", meinte Jürgen Scholz (SPD): "Man muss auch mal etwas versuchen." Kritisch sah er die Kosten für die Umstellung der Ampeln von rund 80.000 Euro. "Darüber möchte die SPD erst im Stadtrat (2. November) entscheiden." Markus Hanten (Bürgeraktion) hielt eine Veränderung der Ampelschaltungen für "überflüssig": "Wenn wir tagsüber keine Grüne Welle haben, dann nachts auch nicht."

"Ohne Ampel-Umstellung funktioniert Tempo 30 nachts nicht", betonte Planungsamtsleiter Peter Stuhlträger. Auch wenn viele das Gegenteil behaupteten, die Ampeln in Hilden seien koordiniert, erläuterte Tiefbauamtsleiter Harald Mittmann. Das führe aber nicht dazu, dass man die Stadt von West nach Ost oder Nord nach Süd bei Grün durchqueren könne: "Die Ampel-Koordination funktioniert nur bei einer Verkehrsauslastung bis etwa 80 Prozent." Nachts gebe es weniger Verkehr. Deshalb funktioniere die Koordination dann besser. "Bei Tempo 30 nachts und unveränderten Ampeln steht der Autofahrer immer vor einer roten Ampel. Werden die Ampeln für die Nacht umprogrammiert und der Autofahrer fährt 30, hat er meistens grün." Deshalb funktioniere Tempo 30 nachts nach einiger Zeit auch ohne Radarkontrollen - wie ein Verkehrsversuch in Frankfurt zeigt. Dort wird in Kürze der Abschlussbericht vorgelegt und soll dann politisch beraten werden. "Können wir uns nicht die Ergebnisse aus Frankfurt besorgen?", fragte Friedhelm Burchartz (Allianz). "Jede Straße ist ein Einzelfall", hielt dem Stuhlträger entgegen: "Deshalb haben wir Ihnen ja spezielle Vorschläge für Hilden gemacht. Der Abschlussbericht aus Frankfurt hilft uns da nicht weiter." In Frankfurt sank der Lärm auf ausgewählten Hauptverkehrsstraßen um etwa drei Dezibel. Das entspricht der Halbierung der Geräusch-Immission. Sollte Hilden Tempo 30 nachts auf den genannten Straßen einführen, muss die Verwaltung der Bezirksregierung und Straßen NRW nachweisen, dass die Durchgangsstraßen auch dann noch leistungsfähig sind. "Dafür brauchen wir 40.000 Euro", machte Stuhlträger klar.

Der Ausschuss gab mehrheitlich grünes Licht - CDU und Allianz enthielten sich. Ob auch Geld bereitgestellt wird, soll im Stadtrat am 2. November entschieden werden.

(RP)
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