Auf Ein Wort Alfons Holländer Von Wegen, Begegnungen und offenen Türen

Hilden · In den meisten Betrieben ist es üblich, am Ende des Jahres Inventur zu machen und Bilanz zu ziehen, Gewinn und Verlust aufzurechnen. Und wenn ich am Ende eines Jahres und mit dem Beginn des Neuen Jahres auf mich schaue, dann kann es auch mich zum Nachdenken anregen, zurückzuschauen und nach vorne zu schauen, was war und was wird kommen?

 Alfons Holländer ist Kaplan der katholischen Pfarre St. Chrysanthus und Daria Haan.

Alfons Holländer ist Kaplan der katholischen Pfarre St. Chrysanthus und Daria Haan.

Foto: ati

Der Beginn eines neuen Jahres ist wie ein leeres Blatt, welches sich im Laufe des Jahres füllt mit den Wegen, die ich gehe, den Türen, vor denen ich stehen, und den Menschen, denen ich begegnen werde. Und ich darf auch zurückschauen und mich fragen: Wie viele Wege bin ich in dem vergangenen Jahr gegangen? Vor wie vielen Türen habe gestanden? Wie viele Menschen sind mir begegnet? Vielleicht auch: Von wie vielen Menschen musste ich im vergangenen Jahr Abschied nehmen, vielleicht für immer.

Manche Spuren auf den gegangenen Wegen haben sich tief eingegraben, positiv oder auch negativ.

An den Abenden meiner Pilgerreise auf dem Jakobsweg habe ich mir so ähnliche Fragen gestellt, bevor die Müdigkeit mich übermannte. Und mit der Zeit prägte sich in mir der Gedanke ein, dass mein Leben wie eine Pilgerreise ist, unterwegs auf vielen Wegen mit der Hoffnung auf offene Türen, denn Leben heißt auf etwas zuwandern. Wie der Psalmist darf ich beten: "Zeige mir Herr deine Wege, lehre mich deine Pfade." Die Sehnsucht und die Hoffnung, das Pilgerziel zu erreichen, trieb mich an, und die innere Sehnsucht nach tiefer Begegnung mit Gott, mit mir selbst und mit vielen Menschen. Dann komme ich auf meinem Pilgerziel zu einer anderen Art der Bilanzrechnung bzw. Erkenntnis. Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber beschreibt es so: Alles wirkliche Leben ist Begegnung!

Begegnungen prägen unser Leben. Viele Menschen sind in den letzten Wochen zu uns in die Kirche gekommen. Ich spüre die Suche nach Glauben, die Sehnsucht nach mehr, als nur das was Konsum bietet, nach echter Begegnung. Dies gelingt, wenn ich mir selbst begegne, wenn ich meine innere Mitte gefunden habe. Dann habe ich meinen inneren Frieden mit mir geschlossen. Dann strahle ich Zufriedenheit, Freude und Hoffnung aus. Solche Begegnungen hinterlassen Spuren, die sich tief eingraben und die der Wind der Zeit nicht verweht.

In dem neuen Jahr wünsche ich Ihnen auf ihren Wegen, vieler solcher Begegnungen und viele offene Türen, und den inneren Frieden mit sich selbst und Gott.

Vergiss nicht: Jeder Tag wird dir gereicht wie eine Ewigkeit, um glücklich zu sein.

(RP)
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