Hilden Viel Beifall für den charmanten Galgenstrick

Hilden · Traumakel, das furiose Theater des Evangelischen Schulzentrums, bot eine umjubelte Premiere von Goethes gekürztem "Reineke Fuchs". Heute ist die zweite Vorstellung.

 Der Bär ist in Sorge um sein Essen: Szene aus "Reineke Fuchs".

Der Bär ist in Sorge um sein Essen: Szene aus "Reineke Fuchs".

Foto: Staschik, Olaf (ola)

Wieder wurde es eine reizvolle mimisch-gestische und sprachliche Herausforderung für junge Komödianten von Traumakel, dem furiosen Theater des Evangelischen Schulzentrums. Spannend Günter Kuschmanns Inszenierung von Goethes "Reineke Fuchs" und pures Seh- und Hörvergnügen zur Premiere. In diesem Klassiker, einer gekürzten Theaterfassung von Wolfram Mehring, konnten elf Jungmimen ihr Potenzial voll ausschöpfen. Im Fokus der Dichtung steht das schlaue Bürschlein Reineke Fuchs, das in vielen Fabeln Mächtigere und Stärkere austrickste.

Minimalistisch das Bühnenbild. Dafür fantasievolle Kostüme und stilisierte Masken der tierischen Menagerie. Von der ersten Sekunde an zieht die Sprache Goethes, barock-musikalisch untermalt und eingebettet in eine rasant virtuose Szenerie, in den Bann. Es beginnt am Hofe des Löwenkönigs. Dort werden genüsslich alte und neue Schandtaten vom abwesenden Reineke ausgebreitet. Wunderbar Hahn Hennes (Laura Kuper), der mit Klagegeheul die Reste seiner, vom Fuchs erlegten Familie, heran schleift. Alle Tiere beschuldigen Reineke eines Verbrechens. Nur der Dachs (hervorragend: Katinka Rother,) hält ihm die Stange. Erbost ob der füchsischen Frevel, sendet der König Boten zu ihm aus. Start für den gewitzten Reineke mit mörderischen Streichen der scheinheiligen Welt den Spiegel vorzuhalten.

Die Geschichte um Lug und Trug bei den Mächtigen ist so simpel und doch so aktuell. Die menschliche Natur findet ihren Widerhall in den tierischen Protagonisten. Da ist der raffgierige König Nobel (Tobias Röper), die eitle Königin (Maja Lienen), der jähzornige Wolf Isegrim (Felix Erdmann), die liebestolle Wölfin Giermund (Katja Ackermann), das dusselige Häschen Lampe (Vanessa Brasse) und die skrupellose Füchsin. Dazwischen der in Sachen Gaunereien talentierte Reineke. Mit raffinierten Winkelzügen zieht er sich aus jeder Schlinge. Selbst noch unterm Galgen setzt er seine Gegner schachmatt. "Aber wie sollte die Welt sich verbessern? Es lässt sich ein jeder alles zu und will mit Gewalt die anderen bezwingen." Günter Kuschmann hat ein Regie-Händchen für Stimmungen, Dynamik, für Witz und Pointen. Und sein Ensemble zieht alle Register, agiert so souverän, als stünde es täglich auf der Bühne. Allen voran Martin Rönsch als Reineke, der brillant auf der Klaviatur des Bösen spielt - mal sanft, liebenswürdig, dann wieder tückisch, fast sardonisch. Ein charmanter Galgenstrick! Mächtig viel Beifall.

Die zweite Vorstellung ist heute um 18.30 Uhr in der Aula, Schulzentrum Gerresheimer Straße 74.

(nea)
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