Hilden Verkaufsoffen: Handel muss neu denken

Hilden · Möglicherweise gibt es 2017 nur noch vier Einkaufssonntage in der Innenstadt. Grund dafür ist das Verdi-Urteil.

 Tolle Stimmung und viel Besuch bei der Karibischen Nacht in Langenfeld. Bis eine ähnliche Aktion sich in Hilden etabliert hätte, könnten Jahre vergehen.

Tolle Stimmung und viel Besuch bei der Karibischen Nacht in Langenfeld. Bis eine ähnliche Aktion sich in Hilden etabliert hätte, könnten Jahre vergehen.

Foto: rm-

Volker Hillebrand wirkt zufrieden. "Die Stadt war sehr voll", bilanziert er. Die Autoschau lockte am Sonntag viele Besucher nach Hilden - aus Sicht des Stadtmarketing-Geschäftsführers "ein gutes Beispiel, wie es funktionieren kann". Damit spielt Hillebrand auf die Regelung der verkaufsoffenen Sonntage an, die durch die aktuelle Rechtssprechung auf neue Füße gestellt wird: Ein verkaufsoffener Sonntag ist nur dann gestattet, wenn die Veranstaltung, auf die er sich bezieht, auch ohne Beteiligung des Einzelhandels genügend Gäste anlockt. Hillebrand ist zuversichtlich: "Wir gehen davon aus, dass wir am 6. November eine ähnliche Situation haben. Der Büchermarkt würde auch funktionieren, wenn die Läden geschlossen sind." Ähnlich sei es am 18. Dezember (Winterdorf). Damit stehe den letzten verkaufsoffenen Sonntagen in diesem Jahr nichts mehr im Wege.

Die Gewerkschaft Verdi hatte kürzlich über einen Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Münster die verkaufsoffenen Sonntage in Velbert für 2016 gekippt. Ein Grund war unter anderem, dass es keinen ausreichenden Anlass für die Sonderaktionen gebe. Das Urteil hatte Signalwirkung für alle Kommunen in NRW. Auch in Hilden schauten die Beteiligten genauer hin. In Folge wurde der Fabry-Markt von der Innenstadt auf den Parkplatz des Möbelhauses Hardeck verlegt - also dorthin, wo der Einzelhandel von der Veranstaltung profitieren sollte.

Doch die Möbelhändler wollten es auf einen Versuch nicht ankommen lassen. Sie hielten ihre Geschäfte geschlossen. Experiment misslungen, so lautet nun die Schlussfolgerung - der Fabry-Markt wird künftig wieder in der City laufen. "Wenn wir mit den Veranstaltungen nicht in die Innenstadt, sondern in die Gewerbegebiete gehen, kriegen wir ein Problem", resümiert Hillebrand. Daher "sind wir jetzt gemeinsam dabei, für 2017 Lösungen zu erarbeiten. Eine Idee ist, fürs gesamte Stadtgebiet vier Innenstadtveranstaltungen anzubieten. Auch die Möbelhäuser könnten dann zu diesen Terminen öffnen." Das hört Nils Böhlke, Gewerkschaftssekretär bei Verdi, gern. "Wir halten Sonntagsöffnungen grundsätzlich für problematisch", sagt er. Werde dennoch ein Sonntagsverkauf geplant, dann nur zu traditionellen Stadtfesten. "Es kann natürlich auch ein neues Stadtfest entstehen und Anlass für einen verkaufsoffenen Sonntag sein. Aber es darf keines kreiert werden, um eigens die Geschäfte zu öffnen", sagt Böhlke.

Das macht es dem Hildener Stadtmarketing indes schwer. Denn aus dem Einzelhandel sind bereits Stimmen zu hören, dass althergebrachte Veranstaltungen wie etwa auch die Autoschau - sie lief am Sonntag zum 24. Mal - zwischenzeitlich überholt sind. Warum nicht auch in Hilden eine karibische Nacht organisieren, wie es sie bereits in Langenfeld erfolgreich gibt? Das fragen Ilona und Michael Bohschke, Inhaber des gleichnamigen Dekorations-Geschäftes. Doch bis sich neue Veranstaltungen als Publikumsrenner etabliert haben und damit für verkaufsoffene Sonntage herhalten können, dauert es. "Somit sind neue Ideen ein Problem", sagt Hillebrand nachdenklich.

(arue)
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